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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Dienst beenden wollte. So wechselte ich 1990, schon fast hochbetagt, nach Berlin, um mittels Treuhand das Wirtschaftsleben in den Neuen Bundesländern noch mehr zu verwirren.
    Irgendwann wurde ich mutig, überschätzte mich noch mehr, meinte, etwas erfinden zu müssen und wurde selbstständiger Unternehmer.
    Erfindung: Ein fressbarer Eimer. – Im Ernst!
    Das Trockenfutter für Rindviecher wird in Plastikeimern angeliefert. So sammeln sich bei Mastbetrieben in kürzester Zeit Tausende von Eimern an, die wieder abtransportiert und mühsam entsorgt werden müssen. Meine Eimer konnten die Kühe eben auffressen.
    In der TV-Sendung des MDR ›Einfach genial‹ wurden 1997 meine Eimer vorgestellt, und man sah nur glückliche Kühe. Mit meinem Unternehmen scheiterte ich grandios, weil ich mich zu sehr auf weitere Erfindungen und nicht aufs Verkaufen derselben konzentrierte.
    Jetzt mache ich nur noch, wozu ich Lust habe, oder worin ich einen wirklichen Sinn sehe, was für mich (fast immer) das Gleiche ist. Schlau bin ich allerdings aus allem, was ich bisher tat, nicht geworden und ›bin so klug als wie zuvor‹.
    Meinen Kindern aber habe ich fest versprochen: ›Wenn ich groß und erwachsen bin, dann weiß ich, was ich will!‹
    So, dies war mein curriculum vitae.
     
    Zu Ihrer anderen Frage: Ganz klein, unscheinbar und verängstigt möchte ich, comme il faut, gestehen, dass ich bei meiner viel zu kurz geratenen studentischen Karriere (Neigungsfächer Philosophie/Theologie fehlen und Begabungsfach Physik ebenso; wie schon gesagt: Mein Kindersegen zwang mich zu einer abrupten Verkürzung meiner wissenschaftlichen Neugier) eigentlich nur eins gelernt habe: In fremder Leute Homepages rumwühlen!
    Ich war tief beeindruckt, denn ich fand über Google mindestens 300 Seiten über Sie! Preise, Ehrungen und Kritiken! Mir wurde ganz flau im Magen, und ich wurde unsicher, ob ich mich mit meiner gescheiterten Eimerkarriere noch bei Ihnen melden darf. Dennoch, ich bleibe mutig und erwarte mit unbändiger Neugier Ihre Antwort!
     
    Wollen Sie mich – nach diesen Geständnissen – nun beim Erwachsenwerden begleiten?
    Liebe Grüße
    Ihr Maximilian
     
    PS: 1: Ich habe das dumpfe Gefühl, diese Mail ist etwas zu lang geraten. In Zukunft werde ich mich also bremsen. Ohnehin habe ich eigentlich nichts mehr zu sagen.
     
    PS: 2: Was bewog Ihre Eltern denn, Sie Eva-Maria zu nennen? Konnten sie sich zwischen der unbefleckten Eva und der verführerischen Maria (oder war es anders herum?) nicht entscheiden?
     
     
    14. März – 23:18 Uhr
    Lieber Maximilian!
    Madonna mia! Sie sind aber ein mutiges Geschöpf! Arzt, Architekt und Erfinder! Da erstarre ich ja in Ehrfurcht. Chapeau!
    Fressbare Eimer! Ein ganzes Service hätten Sie erfinden sollen, damit die Frauen kein Geschirr mehr spülen müssen!
     
    Dachte ich mir’s doch! Sie haben bei Google rumgeschnüffelt! So wissen Sie schon eine ganze Menge von mir. Den Fotos müssen Sie einige Jahre zuschlagen, was ich Ihnen als Arzt ja nicht zu sagen brauche, da Sie die Gesetze des Verfalls genauer studiert haben.
     
    Also der Reihe nach. (Ich bin nebenbei sehr ordentlich, meine Bücher und CDs stehen im ABC nebeneinander!) Ich kann nicht sagen, dass ich Tschechisch spreche, nur eben etwas, wie ich schrieb. So zwei- oder dreihundert Wörter. Prag ist meine Lieblingsstadt, ich besuche sie schon seit Jahrzehnten, zum ersten Mal 1963.
    Ja, zielgerichtet bin ich wohl, das stimmt. Aber nicht nur auf ein Ziel hin, sondern es gab und gibt mehrere, sonst wäre ich ganz monomanisch, und das würde mir nicht gefallen. Momentan übe ich mich im Schreiben und hoffe, dass ich mein Buch bis Ende dieses Jahres abgeschlossen haben werde.
    Ich bin Schütze (das wird in Ihnen – als Naturwissenschaftler – ein müdes Lächeln hervorrufen), und die tragen ja immer Pfeil und Bogen mit sich herum und verlieren ihr Ziel nie aus den Augen.
    Was sind Sie für ein Sternzeichen?
    Die Kombination Ihrer vielfältigen Interessen beeindruckt mich. Ich bin eine Null in Naturwissenschaften, hatte in der Schule in Mathe und Physik meistens eine Fünf, sodass ich mehrmals sitzen blieb. Noch heute senken sich sofort tiefe Nebelschleier über mein Gehirn, wenn freundliche Menschen versuchen, mir tiefere Einblicke in diese Wissenschaften zu vermitteln.
     
    Da lese ich einfach tausendmal lieber Dostojewski, Rilke, Jutta Heinrich, Hrabal, Heine, Lasker-Schüler, Bachmann, Celan, Shakespeare, Schiller, Friederike Kempner und Wolfram

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