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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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dass Du in Ohnmacht fallen wirst. Das hattest Du Dir doch immer gewünscht! Dennoch, Amore: Du darfst nicht zu oft zu mir herüberschauen!
    Du hast mich nicht enttäuscht! Ich hatte ja gehofft, dass Deine Neugier, Deine Lebenslust wie Dein verstecktes Theatertalent siegen würden!!!
    Also, dann bis morgen. Der Dramaturg heißt Burkhard und wird auch zur Stelle sein. Und jetzt: Vorhang auf!
    Deine Eva
     
     
     
    Da stand nun Maximilian vor der Eingangstür des Cafés. Die rechte Hand auf einen Elfenbeinstock gestützt, Standbein, Spielbein, korrekter Haarschnitt, Brille. Herrenpopelinmantel, alles in sich stimmig, und Eva-Maria dachte: Ja, das ist er, das ist der, den ich liebe. Sie ließ ihn aber ein Weilchen warten und beobachtete mit Gelassenheit, wie er begann, unruhig auf und ab zu gehen. Zu ihrer Erleichterung hielt er keine rote Rose in seiner, mit einem Glaceehandschuh bekleideten Hand.
    Mit wiegenden Hüften überquerte sie ganz langsam die Straße und hielt mit der rechten Hand ihren großen Hut fest. Maximilian Baron von Clausenthal traute seinen Augen nicht, er wusste in der Tat nicht, wen er da kommen sah. War das Marion? Ja oder nein? Oder doch, oder doch nicht?
     
    »Guten Abend, ich bin Marion Freifrau von Hutten«, säuselte Eva-Maria.
    »Du Biest!«, schrie Max so laut, dass alle Gäste aufschauten. »Du bist ja das durchtriebenste Geschöpf, dem ich jemals begegnet bin!«
    Und dann fielen sich die beiden in die Arme, lachten, quietschten und küssten sich und drehten sich im Kreis, sodass plötzlich ein Kaffeehaustisch klirrend umkippte.
    »Du hast nichts gemerkt, mein Liebster, aber ich wusste gleich, dass Du Dr. Kalisch warst.«
    »Wieso, ich hatte doch so gut geschrieben!«
    »Ja, aber Du hattest auf der Rückseite des Couverts Deine Adresse handschriftlich notiert!«
    »Ich gebe mich geschlagen, Eva. Du hast auf der ganzen Linie gesiegt. Eine Flasche Rotwein«, rief Max dem Ober zu und stellte den Tisch wieder auf die Beine.
    »Wie geht es Claudio? Und wo, Du Teufelin, ist Burkhard, der Dramaturg?«
    »Den gibt es doch gar nicht! Mensch, denkst Du langsam!«, lachte Eva.
    Er hielt sie fest, küsste sie und sah ihr über den Rand seiner Brille tief in die Augen, was sie zu ihrem eigenen Ärgernis verunsicherte und sich deshalb nun eine nicht zu übersehende Röte über ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Ein zartes Rosé ist meine Lieblingsfarbe, Amore«, sagte Max und ergriff ihre Hand.
    »Weißt Du, Max, nachdem wir nun auch das überstanden haben, sollte sich unser Leben ändern. Wir sollten nun endlich ›Wir‹ sagen.«
    Maximilian sah sie verdutzt an. »Bin ich heute Abend nur von Verwandlungen umgeben? Was meinst Du damit?«
    »Da wir uns nicht ändern können, müssen wir eben die Umstände ändern. Was hältst Du davon, wenn wir uns eine gemeinsame Wohnung suchen? Unsere Sehnsuchtsanfälle würden sich normalisieren, und wir könnten uns darin üben, unsere Gegensätze in Harmonie zu verwandeln. Wir blicken schon auf ein langes Leben zurück. Jeder von uns ist in diesem Alter verwundet, und so könnten wir uns doch gegenseitig manchmal die Wunden lecken!«
    »Eine wunderschöne Vision, Amore, wie stellst Du Dir das vor? Wo darf ich Dich lecken?«
    »Wir gehen ab morgen auf Wohnungssuche«, antwortete Eva-Maria mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Wie viele Zimmer brauchen wir?«
    »Also, einen Salon, ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer für mich und eins für Dich, ein Gästezimmer und Küche und Bad.«
    »Denke aber auch an einen Keller für meine Versuche!«
    »Natürlich, Barone, das weiß ich doch. Einen trockenen, beheizbaren Keller.«
    »Evachen, ich sehe schon alles vor mir! Der Salon wird in zartem lindgrün gestrichen und mit zauberhaften Bordüren umrahmt. Die Vorhänge werden aus Damast sein und gerafft von traumhaften dunkelgrünen Kordeln gehalten. Ich werde die elegantesten Empire-Applikationen anbringen. Du musst endlich wissen, was Stil ist, Evachen. Es wird umwerfend schön werden.«
    »Bordüren, Empire-Applikationen, dunkelgrüne Kordeln und vielleicht solche Lampen wie in Deiner Wohnung? Niemals! Das soll Stil sein? Meinst Du, ich will in einem Museum leben? Nein! Ich will nichts Vorgegebenes. Der Salon wird Ateliercharakter haben, mein Flügel, zwei Notenständer, weiße Sessel, moderne Bilder, meine Konzertplakate. Das reicht.«
    »Liebling, Du musst noch viel lernen. Wenn Du erst Möbel aus Mahagoni, Ebenholz und Zeder mit Applikationen aus Goldbronze, wie z. B.

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