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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Eine Attraktion sein? Mich in ein Abendkleid quetschen? Ich kenne solche Feste und war da nie sehr glücklich. Meinst Du, Du kannst mich aufgrund unserer Verliebtheit zu einer freundlichen, charmanten Abenddame machen? Bin ich nie gewesen. Ich liebe die Künstleratmosphäre in Ateliers oder im Prenzlauer PianoSalon!!!
    In diesem Sinne
    Deine Eva
     
     
    11. April – 22:41 Uhr
    Meine geliebte Eva,
    wenn ich darf, werde ich Dich mit großer Freude in den PianoSalon begleiten, und ich werde auch die Gespräche mit Deinen Künstlerkollegen genießen. Und selbst wenn diese nicht charmant, witzig, unterhaltend sein sollten, dann werde ich mich mit Freude einbringen, einfach weil es Deine Freunde sind. Ich werde also nicht meine Maßstäbe auf Deinen Freundeskreis übertragen.
    Aber ich denke mir, dass Du, wenn Du mich wirklich liebst, mit meinen Freunden, die, wie die meisten Menschen einfach nur das Leben genießen, genauso locker und entspannt umgehen solltest wie ich mit Deinen. Und glaube mir, unter meinen Freunden wird sich keiner so daneben benehmen wie Dein Philosophieprofessor Heinrich, und keiner wird so ratschen und tratschen, wie es einige Deiner lieben Freude über uns, vor allem aber über mich tun.
    Lass uns das Leben mit unseren Freunden genießen!
    Außerdem eins: Genauso, wie ich mich gern über mich selbst lustigmache, mache ich mich über meine Freunde lustig. Du musst nicht alles wörtlich nehmen, wenn ich mich über die Unfähigkeit und Insuffizienz meiner Freunde äußere. Hast Du auch diese kritische Distanz zu Deinen Künstlerkreisen?
    Mein Schatz, komm raus, öffne Dich und genieße es, anderen Menschen eine Freude zu machen, selbst wenn diese nicht Deinem Gesellschaftsideal entsprechen. Evachen, sei großzügig im Herzen und so genial, wie es Dir zusteht. Ich liebe Dich!
     
    Dein – ich weiß nicht mehr was, erst verführst Du mich und dann verwirrst Du auch noch mein Spatzenhirn!
     
     
    11. April – 23:10 Uhr
    »Mein Schatz, komm raus, öffne Dich und genieße es, anderen Menschen eine Freude zu machen, selbst wenn diese nicht Deinem Gesellschaftsideal entsprechen.«
    Amore, was denkst Du denn, was ich 40 Jahre lang gemacht habe? Meinst Du, Du musst mir solche Aufforderungen geben?
    Ich habe Konzerte gegeben und missioniert über die Tiefe der Musik, von der ich glaube, dass sie jeden erfassen kann.
    Da hatte ich nie eine Barriere. Ich wusste immer, dass Beethoven oder Bach ihre Musik nicht nur für Profis geschrieben haben, sondern für jeden Menschen. Ich glaube, dass Du wenig Ahnung von dieser Lebensform hast, Hingabe an eine Sache ohne gesellschaftlichen Hintergrund, ohne Familienbackground usw.
    Ich habe ein inneres Gerüst, kein äußeres. Aber ich habe nicht Dein ›Wir‹. Weil ich z. B. sehr früh erkannte, dass meine geliebte Mutter ein völlig anderer Mensch war als ich, genauso wie mein Vater und mein Bruder. Ich lasse sie sein wie sie sind, lasse sie in Ruhe. Ich lasse auch Deine Ballfreunde in Ruhe. Aber mich selbst, mich lasse ich nicht in Ruhe.
    Deine Eva
     
     
    11. April – 23:17 Uhr
    Amore!
    Evachen, wir müssen aufeinander zugehen und voneinander lernen (nicht nur im Bett). Ich bin voller Respekt vor Deinen Leistungen und Deinen Freunden. Wenn du mir nur einen Bruchteil dieser Achtung meinem Leben und meinem Freundeskreis entgegenbringst, ist alles in Ordnung. Wir sind so unterschiedlich sozialisiert und haben noch unterschiedlicher gelebt. Ich denke, dass es entscheidend ist, diese Unterschiedlichkeit zu akzeptieren, vielleicht auch zu lieben. Lass uns nie Vorwürfe machen und einzelne Sätze analysieren. Diese Rumpickerei ist Uni-Stil oder typisch für einen Hühnerhof. Das sollte unser so wunderschönes Gefühl und so traumhafte Erlebnisse nicht beeinträchtigen.
    Mein Evachen, mach’s mir etwas leichter!
    Max
    11. April – 23:31 Uhr
    Wieso denn? Ich bin doch nicht deine Therapeutin. Du bist ein starker Partner, weshalb sollte ich es Dir leichtmachen?
    Ich versuche, meine Einsichten über unsere Verschiedenheiten und unsere Erwartungen an den anderen auszudrücken und hoffe, dass Du erkennst und ebenso wie ich siehst, dass ich Deine Vorstellungen nicht alle erfüllen kann.
    Wenn ich Dich zitiere, was Dir wenig gefällt, ist das keine Rumpickerei, sondern ein erneuter Hinweis auf Deine Denkweise. Ich nehme ernst, was Du schreibst. Deshalb zitiere ich einen Satz von Dir. Nicht als Vorwurf. Wir sagen doch das, was wir denken. Oder?
    Eva
     
     
    11. April – 23:49

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