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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Träumer
     
     
    6. Juli – 15:11 Uhr
    Mein liebes Evachen,
    das Parfüm, für Dich von mir kreiert, müsste sich nun voll entwickelt haben. Wie riecht es? Ich würde gern prüfen, ob der Kick, an den ich denke, noch notwendig ist.
    Max
     
     
    6. Juli – 15:23 Uhr
    Mein liebes Mäxlein,
    bin gerade zurückgekommen. Ja, ich wünsche mir das auch alles, Amore. Aber bitte erkläre mir nicht, ob ich geliebt habe oder nicht. Das kann nur ich wissen. Total ausliefern wollte ich mich nie, das stimmt. Ich sah sehr früh, dass es Frauen, die das taten, schlecht gedankt wurde.
    Wir haben es einfach nicht leicht miteinander, in unserer Unterschiedlichkeit zu denken, zu leben, wahrzunehmen. Aber wir bemühen uns beide darum. Das finde ich schon viel.
    Es war sehr, sehr schön mit dem Komponisten. Vielleicht ergibt sich eine Zusammenarbeit, und er vertont mein Opernlibretto über Flora. Er ist ein pfiffiger Pianist und wird zusammen mit seiner Partnerin einen Chansonabend hier bei mir geben – und er will nur das Geld, das im Hut am Abend gesammelt wird.
    Fantastisch! Das wird ein Traumabend werden. Wir denken an den September. Er muss sich noch mit ihr absprechen.
     
    Möchten Sie mich besuchen, mein Barone, und am Parfüm schnuppern?
    Ihre Baronessa von der Ziege
     
     
    6. Juli – 17:40 Uhr
    Meine geliebte Ziegenkönigin,
    ich könnte gegen 19 Uhr kommen und dann schnuppern + Bilder aufhängen. Ich habe Hunger vom vielen Arbeiten. Gibt es eine Roulade? Die kannst Du doch!
    Dein Ziegenbaron
     
     
    7. Juli – 18:52 Uhr
    Mein Schnuckelputzelchen und Mäuschen,
    ich habe noch mal über Deine Anregung, es mal mit einer anderen Frau zu versuchen, nachgedacht. Ich bin eben kein Hans-im-Glück-Typ, der hinter jeder Scheune oder in jedem Lokal ›was Besseres zu finden‹ hofft. Ich weiß, was ich ›habe‹, bin mit meiner ›Eroberung‹ äußerst zufrieden und glücklich und werde nichts tun, um diesen Goldbatzen – einen Sechser im Lotto – gegen eine Mastgans oder einen Mühlstein einzutauschen.
    Ich hoffe, Du hattest einen anregenden Abend. Bis morgen. Dann wird geradelt. Hoffentlich macht das Wetter mit.
    Dein glücklicher Hans
     
     
    7. Juli – 22:10 Uhr
    Du Rabenfrauchen,
    heute Abend habe ich mir eine chinesische Hähnchenbrust süß-sauer gemacht, also mit einer Soße aus Weinessig und Honig. Ich habe für zwei gekocht, da ich ja von Claudio Besuch hatte. Ich servierte ihm das Gericht mit Reis. Er aß es mit Begeisterung!
    Obwohl satt und zufrieden, sah er mich mit seinen traurigen Augen an, und ich verstand, was er mir sagen wollte: ›Mein Frauchen erlaubt mir zwar alles, worüber ich sehr unglücklich bin, denn ich weiß nie so genau, was von mir verlangt wird. – Du, mein geliebtes Herrchen, bist zwar strenger mit mir, aber Du kochst mit so viel Liebe etwas für mich! Mein Frauchen gibt mir immer nur den Einheitsbrei, diese industrielle Fertigware. Nie in meinem ganzen Hundeleben hat sie was für mich gekocht, im günstigsten Fall kriege ich Reste von ihrem Teller. Bei Dir weiß ich, was wahre Liebe bedeutet! Bei Dir, mein geliebtes Herrchen, bin ich Hund und darf es sein, und trotzdem teilst Du alles mit mir!‹
    Tja, meine geliebte Eva. Dich sollte Dein schlechtes Gewissen bis zum Lebensende verfolgen, und gehe in Dich, solange Du noch kannst! Mit einem gehorsamen Handkuss und einem feucht-warmen Schlecker quer durchs Gesicht sind wir Deine
    Dich sehr verehrenden
    Max und Claudio
    PS: Wir wären gern heute Nacht bei Dir im Bett! Es ist so kuschelig, so warm bei Dir!
    9. Juli – 11:43 Uhr
    Mein Liebling,
    entschuldige bitte meinen unrühmlichen Abgang gestern Nacht, der von Verärgerung, aber viel mehr noch vom Alkohol bestimmt war. Mein Verhalten war indiskutabel, dennoch möchte ich Dir gern einige Hintergründe erläutern.
    Eure ewigen Psychothemen und das Geschichtenerzählen langweilen mich, zumindest dann, wenn man nur bei den Histörchen bleibt und nie auf das exemplarische, das archetypische zurückkommt.
    Dass (fast) alle Deiner Künstlerkollegen nicht in der Lage zu sein scheinen, dauerhafte Beziehungen aufzubauen, ist eine Sache. Statt aber über neue und weiter neue Einzelfälle zu sprechen, würde ich gern mal auf die Ursachen kommen.
    Was unterscheidet denn Künstler von der Normalbevölkerung? Ist deren Extrovertiertheit oder Egomanie die Ursache oder sind es andere Gründe? Ist deren Verhalten ein Phänomen der modernen Zeit oder hatten Künstler zu allen Zeiten Schwierigkeiten mit

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