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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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richtig hältst, sondern, wenn ich eine Pause brauche. Vielleicht brauchst Du eine Rentnerin, die immer will und kann, wenn Du Zeit hast.
    Ich will mich in Berlin vernetzen, als freie Mitarbeiterin bei Presse und Rundfunk vorstellen. Das muss vorbereitet sein. Ich will in die Musikkreise reinkommen – das sage ich schon lange, tue es aber nicht – was Dir gleichgültig zu sein scheint. Ich bin nicht zur Gattin geboren, sondern mein Leben unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten als ein sog. normales Leben. Und wenn ich meine künstlerische Arbeit vernachlässige, werde ich unzufrieden.
    Du musst Dir also überlegen, ob eine Künstlerin für Dich das Richtige ist.
     
    Wenn ich so gelebt hätte wie in den letzten Monaten (Italien ausgenommen), könntest Du nicht voller Stolz auf meine vielen Google-Seiten verweisen.
    Den 60. Geburtstag hatte ich vergessen – nun fiel mir beim Aufräumen die Einladung in die Hand. Eine Kunsthistorikerin, die seit 20 Jahren eine gute Bekannte ist und die viele Konzerte von mir erlebt hat, mich verehrt und sich freut, wenn ich komme, feiert einen ganzen Tag lang im Medienhaus der UDK. Sie wäre sehr enttäuscht, wenn ich ihrer Einladung nicht folgen würde. Es gibt dort viele verschiedene Beiträge von interessanten Referenten, die ich hören möchte.
    Wenn man nicht in einer Wohnung zusammenlebt, dann muss man Absprachen treffen. Besonders dann, wenn beide Freiberufler sind. Ich muss wieder Klavier üben, denn ein kleines bisschen Musik möchte ich schon noch machen, ganz privat mit Freunden.
    Außer in meiner Ehe habe ich nie eine ganz enge Zweierbeziehung gelebt. Das geht nicht, siehe Tania und Klaus, die sich einen Tag im Monat für sich ganz allein reservieren, weil beide so viel unterwegs sein müssen. Denke an die vielen Künstlerehen, deren verschiedene Auftritte, Drehorte, Konzertsäle usw.
    So, jetzt mache ich weiter. Und, ist es nicht so, dass Du ein Labor hast, das auf Dich wartet?
    Ich umarme und küsse Dich.
    Deine Animod-Ziege
     
     
    5. Juli – 22:43 Uhr
    Mein Liebling,
    vielen Dank für Deine ausführliche Mail. Ich will ebenfalls ein selbstständiges, erfülltes Leben führen und habe deshalb, wie in unzähligen Liebesschwüren versichert, immer Verständnis für Deine Aktivitäten.
    Du hast mir, worüber ich mich sehr freute, selbst außerhalb des Bettes gesagt: ›Ich liebe Dich.‹ Für mich ist meine Liebe zu Dir etwas Totales, das merkst Du ja auch im Bett. Das heißt für mich, dass ich auf alles verzichten kann, wenn es das Zusammensein mit Dir beeinträchtigen könnte. Ich hänge mich in die Arbeit jetzt nur rein, weil ich auch finanziell auf einer Augenhöhe mit Dir sein möchte, sodass eine langfristige Perspektive besteht. Ich will nicht ausgehalten werden, klar!
    Diese totale Liebe heißt, auf Feste, Treffen, Kneipenbesuche und sonstige Aktivitäten kann ich blendend verzichten, wenn es Dich nicht interessieren sollte. Oder ich gehe mit Dir dahin.
    Zumindest würde ich Dich zu allem, was ich tue oder tun möchte, erst einmal einladen. Nur wenn Du sagen würdest, ›Ich habe kein Interesse, gehe Du doch da alleine hin‹, würde ich mir überlegen, ob der Smalltalkgewinn die verlorene Zeit aufwiegt.
     
    Ich stehe Dir doch nicht im Wege beim Schreiben oder bei sonstigen Aktivitäten! Du hast so viel Zeit, alles das zu tun, was Du willst, denn sofern wir uns nur zweimal die Woche treffen (was nicht gerade für Liebe und Sehnsucht spricht), hast Du fünf Abende und sieben Tage dafür. Ich wäre, Deinem Wunsch und der Not, Dich nicht zu verlieren, gehorchend, damit einverstanden. Aber erzähle mir nicht, du kämest meinetwegen nicht zur Arbeit. Dies ist nicht fair und Du weißt selber, dass es nicht stimmt.
     
    In der letzten, schönen und ekstatischen Woche hast Du ja auch nie gesagt, ›Lass uns mal zur Abwechslung ins Museum gehen.‹ Nicht mal mein Vorschlag, am Sonntag den Flohmarkt zu besuchen, war umsetzbar. Mein Liebling, was willst Du denn nun?
    Wie oft kannst und willst Du mich sehen, ohne Deine Pläne und Arbeit zu gefährden? Öfter, um auch Berlin kennenzulernen, mit mir ins Kino oder in eine Kneipe zu gehen, oder seltener? Ich stelle mich auf alles ein. Ich weiß, dass ich alle notwendigen Arbeiten bis 13 Uhr erledigt haben kann. Ich habe also in der Regel Zeit für Dich.
    Natürlich bin ich lieber allein mit Dir im Bett, als mir ein Museum anzusehen. Aber wenn Du Dir wirklich etwas ansehen willst, werde ich Dich mit Freude und Genuss

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