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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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begleiten. Wenn Du Dich am folgenden Tag nicht bei der Arbeit konzentrieren kannst, weil Du evtl. etwas mehr getrunken hast, als Dir gutgetan hätte, dann kann ich armer Knecht doch nichts dafür! Ich trinke, zumindest wenn ich am nächsten Tage arbeiten will oder muss, nur so viel, wie ich vertrage.
    Ich habe das Gefühl, Du bist mit vielem extrem unzufrieden und lädst nun Deinen Frust bei mir ab. Ich finde das nicht fair. Ich weiß nicht, ob ich meine Liebe zu Dir und meine Begeisterung, mit Dir zusammen zu sein, ausdrücken konnte. Ich bin sicher: Wenn wir wollten, uns konzentrierten und uns wechselseitig unterstützten, könnten wir problemlos in wenigen Stunden unsere Arbeit erledigen. Danach wäre immer noch genügend Zeit, um zu den Smalltalkevents zu gehen, Berlin zu besichtigen oder uns aneinander zu erfreuen.
    Dein verwirrter Geliebter
     
     
    5. Juli – 23:50 Uhr
    Liebster,
    »Arbeit in wenigen Stunden erledigen?« Denkst Du, dass ich meine Arbeit so nach Stundenplan machen kann? Kunst kann man nicht ›erledigen‹!!! Diese Arbeit untersteht meiner akuten Verfassung, Intuition, ich kann das nicht im Voraus sagen, und wenn ich tief ins Schreiben abtrete – und anders geht es nicht – dann wird das immer Vorrang haben. Du weißt gar nicht, wovon Du sprichst!
    Du lässt mich doch so oft alleine ins Konzert oder in die Oper gehen! Ich gebe dann Claudio bei Dir oder bei einem Hundesitter ab. Aber enttäuscht bin ich doch jedes Mal.
     
    Was den Alkohol betrifft: Ich bin schneller betrunken als Du und kann dann nicht mehr stoppen. Dann ist der nächste Tag futsch, und ich kann höchstens kleine, alltägliche Aufgaben erledigen. Hundertmal gesagt! Und da ich das von mir weiß, muss ich mich auf andere Weise austricksen, z. B. kein Treffen.
     
    Ja, ich bin unzufrieden, vor allem mit mir selbst. Ich brauche mehr Zeit für mich. Ich muss nicht arbeiten, um Geld zu verdienen. Das ist auch ein großer Unterschied zwischen uns. Ich arbeite aus einem inneren künstlerischen Drang heraus. Auch wenn ich kein Geld dafür bekomme. Zusätzlich habe ich einen viel größeren Freundeskreis als Du, dessen Austausch ich als Anregung brauche. Ich will auch nicht immer zu zweit sein. Ich habe nie so gelebt.
    Erzähle ich Dir denn nur zu Deiner Unterhaltung aus meiner Vergangenheit? Ziehst Du daraus keine Schlüsse über mich und mein Leben, meine Wünsche? – Kontakte zu pflegen (künstlerische, freundschaftliche), nimmt ja auch viel Zeit in Anspruch! Oder wie denkst Du, dass meine Freundschaften in so verschiedenen Städten und Ländern entstanden sind?
     
    Ach, Max, wir sehen einfach, wie alles mit uns wird. Ich sehe viele schöne Seiten an Dir und teile gerne meine Zeit mit Dir. Lassen wir jetzt mal wieder die Probleme ›ruhen‹. Sie werden schon wieder erwachen!
    Ich umarme und küsse Dich mit Liebe
    Deine Eva
     
     
    6. Juli – 10:33 Uhr
    Amore,
    wir zerreden, wie schon mehrfach in den letzten Wochen, alle Gefühle, kommunizieren auf einem Niveau, das unerträglich ist, und traktieren uns mit schwachsinnigen Argumenten. Als pars pro toto will ich Dir eins vor Augen führen und Dir zeigen, dass auch Unehrlichkeit von Dir im Spiel ist.
     
    Du sagst, Du hättest zum Sonnabend eine Einladung für eine Person! Haben die Einladenden nicht so viel Geld, um einen zusätzlichen Gast zu bewirten? Oder können Deine elitären Künstlerfreunde es nicht ertragen, ein neues Gesicht in dem hehren Kreis zu begrüßen? Jedenfalls wäre bei uns trivialen Schlägern ein solches Verhalten undenkbar, denn wenn man einen Freund oder eine Freundin einlädt und gern bei sich sehen will, dann natürlich auch deren Partner.
    Ich gehe aber davon aus, dass genug Essen und Wein da war und die Gastgeberin auch ein wildfremdes Gesicht akzeptiert hätte. Ich habe gerade hier in Berlin schätzen gelernt, dass das Publikum in größeren Gesellschaften sehr gemischt ist, Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kunst, Universität treffen zusammen, während in Hannover alle Kreise nebeneinander bestehen und sich nur untereinander, privat oder ihren Lieblingskneipen bauchpinselten. Auch weil in der Provinz eben keiner über den Tellerrand schauen wollte, sich jede Gruppe für das non plus ultra betrachtete, bin ich nach Berlin gezogen.
     
    Du bist also nicht ehrlich zu mir! Kämpfst Du so um unsere Beziehung? Du hast mehrfach gesagt, »Wenn ein Mann mich vereinnahmen wollte und bei meiner Arbeit behinderte, habe ich mich von ihm getrennt«.
    Es ist

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