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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cruz Smith
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Kretins ab. Hemd und Sakko waren eine Größe zu klein, sodass seine Tätowierungen aus den Manschetten zu kriechen schienen. Sein Lächeln war das eines Einfaltspinsels, aufgehellt durch zwei blitzende Goldzähne. Er sagte praktisch nichts. Bei Mafiaversammlungen blieb er stumm. Später ging er dann in die Küche seiner Wohnung und berichtete seiner Frau Valentina jedes Wort, während sie ihre Messer schärfte und Fleisch, Paprika und Zwiebeln für Schaschlik schnitt. Schagelmann weinte jedes Mal, wenn sie Zwiebeln schnitt.
    Valentina war mit Tatjana nicht einverstanden. »Eine Frau gehört ins Haus, wo sie ihrem Mann zuhört, ihm hilft, ihn leitet, statt Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.«
    Ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, hatte Valentina ein Vermögen aus öffentlichen Bauvorhaben im Namen ihres Mannes angehäuft.
    Sie bestand darauf, Arkadi und ihrem Mann schwarzen Tee und Kekse im Wohnzimmer zu servieren, einem Nest aus Wandbehängen und Orientteppichen. Mit ihrem zum Knoten aufgesteckten Haar sah sie selbst wie ein Teewärmer aus.
    »Ich kann nicht behaupten, dass mir Tatjana Petrownas Hinscheiden leidtut. Sie hatte immer Gutes über die Tschetschenen zu sagen und nur Schlechtes über Russland. Auch wenn es schrecklich klingt, ich kann nur sagen, gut, dass wir sie los sind.«
    »Glauben Sie, jemand hat tatsächlich so eine Drohung ausgeführt?«
    »Was mich betrifft, war Tatjana Petrowna eine Verräterin und Hure.«
    Isaak Schagelmann hielt den Blick gesenkt und sich aus der Sache heraus.
    Valentina rührte Erdbeermarmelade in ihren Tee. »Finden Sie nicht, dass Grischa Grigorenko ein würdevolles Begräbnis hatte?«
    Ja, schon, dachte Arkadi. Bis auf das Einschussloch im Hinterkopf. »Waren Tatjana und Grischa befreundet?«
    Die Frage überraschte Valentina.
    »Manche behaupten das. Ich achte nicht auf solche Gerüchte. Grischa ging gerne Risiken ein. Er lernte Wasserskifahren. Ich habe ihm gesagt, Wasserski sei etwas für die Enkelkinder. Er und seine Jacht!«
    »Wie heißt die Jacht?«
    » Natalja Gontscharowa . Was für ein Schiff.«
    Auf einem Beistelltisch entdeckte Arkadi einen Stapel Hochglanzkalender von einer sogenannten Kurischen Bank. Von der hatte er noch nie gehört, aber die Schagelmanns waren dafür bekannt, Banken zu eröffnen, die nicht viel mehr waren als schicke Broschüren und Hütchenspiele. Auf dem Umschlag war ein Pelikan abgebildet, der einen Fisch verschluckte.
    »Ein hübsches Foto.« Er griff nach einem der Kalender.
    »Bitte, nehmen Sie ihn mit.«
    »Gibt es da irgendeine Verbindung zur Kurischen Renaissance, dem Projektentwickler?«
    »Hm.« Valentina fand etwas auf dem Boden ihrer Tasse, das umgerührt werden musste.
    »War die Kurische Renaissance nicht an dem Bauprojekt beteiligt, das bei Tatjanas Gebäude entstehen sollte?«
    »Kann schon sein.«
    »Hat sie das Projekt behindert?«
    »Wissen Sie, Leute wie Tatjana Petrowna tun so, als wäre Gentrifizierung ein schmutziges Wort. Wir werden ein wunderschönes Einkaufszentrum mit über hundert Geschäften bauen. Wo gehobelt wird, fallen Späne.«
    »Das sagt mir jeder«, erwiderte Arkadi.
    Iwan »Ape« Beledon war stolz darauf, in einer Datscha zu wohnen, die einst ein Landhaus des KGB gewesen war. Keine rustikale Hütte, sondern mit einer Wellnessoase inklusive Pool, Tennisplatz, Masseur, Schlammbad, Billardtisch, Humidor und Leibwächtern drinnen und draußen.
    Ape Beledon und Arkadi saßen am Tennisplatz. Der Mafiaboss trug nur Shorts und stellte spindeldürre Arme und eine dichte schwarze Rückenbehaarung zur Schau, die sich im Wind kräuselte. Niemand nannte ihn in seiner Anwesenheit Ape, den Affen, und obwohl er auf Drogenhandel spezialisiert war, warf er jeden aus seiner Organisation, der »die Ware probierte«, wie er es nannte.
    Seine beiden Söhne spielten auf dem Court, und Ape schaute von Zeit zu Zeit wohlwollend in ihre Richtung. »Sie haben es so leicht, ohne es zu wissen. Respekt ist tot.«
    »Spielen Sie jemals gegen sie?«
    »Bin ich verrückt? Sie hängen viel mit Grischas Sohn Alexi herum. Ehrgeizige Kinder. Ich habe mal Jelzin auf diesem Tennisplatz gegen Pavarotti spielen sehen. Das war vielleicht ein Spiel!« Beledon fummelte an einem Arrangement aus Vitaminpillen und Obst auf einem Silbertablett herum. »Boris schlug jeden Ball hart, egal, was kam. Pavarottis Gewicht war irreführend. Er hätte ein Profifootballer sein können. Der Ausdruck auf Boris’ Gesicht, als Pavarotti einen Stoppball spielte!

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