Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Hippielook, die damals in war. Hier scheint die Zeit stehen geblieben. Bei genauerem Betrachten entdeckt er auch andere Gewänder, facettenreicher. Astrologische Symbole oder keltische Kreuze wallen ebenso wie pures Weiß um die Körper.
Ein roter Sportwagen, offensichtlich ein Nachbau des legendären TR 4, stoppt in der Auffahrt. Eine Frau in Weiß schwingt sich über die niedrige Einstiegstür des Fahrzeuges. Während der Motor läuft, eilt sie auf die Eingangstür zu, winkt jemanden zu sich. Kurze Zeit später erscheint sie mit einer weiteren Frau in Weiß. Beide besteigen hastig das Fahrzeug. Die Reifen quietschen, als sie in die Straße einbiegen. Di Flavio merkt sich das deutsche Kennzeichen. Dann legt er ein paar Münzen auf den Tisch und wandert zum Eingang des Hotels hinüber.
Kapitel 10
„Schnell, komm, Gwen.“
„Rebekka, ich weiß nicht, ob ich noch hier weg kann. In zwei Stunden beginnt der Kongress, und vorher findet der gemeinsame Imbiss statt. Was soll das Ganze?“
Trotz ihrer ablehnenden Worte hastet sie mit Rebekka aus dem Hotel und steigt in das mit laufendem Motor vor dem Hotel stehende Fahrzeug. Rebekka ist regelrecht auf den Fahrersitz gehechtet und fährt los, obwohl Gwen noch nicht einmal die Tür richtig zugezogen hat. Der Wagen knattert. Gwen schaut zu Rebekka. „Worum geht es eigentlich?“
Rebekka winkt ab und vertröstet sie mit einem „Gleich, gleich ...“
Gwen lehnt sich resigniert zurück und fragt sich einmal mehr, warum Rebekka sich ein solch unpraktisches, altertümliches Fahrzeug antut. Es lärmt unmäßig, ist eng, kostet sicher Unsummen, weil es massenweise Sprit schluckt. Außerdem verseucht es die Umwelt und steht im krassen Gegensatz zu den Zielen der Gruppe. Ich muss mit Rebekka ein ernstes Wort reden, nimmt sie sich vor. Aber nicht heute. Gwens Kopf schmerzt, sie fühlt sich noch immer erschöpft. Das Erlebnis von heute Morgen sitzt ihr noch in den Knochen. Aber trotz allem Unwohlsein fühlt sie sich zufrieden und ausgefüllt in dem Bewusstsein, dass es ihr endlich vergönnt war, als Medium zu fungieren. Sie bedauert, dass sie sich mit diesem wundervollen Umstand nicht in Ruhe auseinandersetzen kann, weil die Arbeiten beim Kongress sie bis an die Schmerzgrenze fordern.
Gwen nimmt sich vor, ihre neue Gabe bei einer weiteren Séance unter Beweis zu stellen. Sie wird den Meister überzeugen, ihr eine weitere Chance einzuräumen, und sie stellt sich sofort vor, im kleinen Kreis mit Ulla eine weitere Séance abzuhalten. Ganz sicher gelingt es ihr dann, die Geheimrezeptur des Schwangerschaftsmittels herauszufinden und Ullas Geheimnis zu entschlüsseln. Zufrieden mit diesem Gedanken, vertraut sich Gwen den waghalsigen Fahrkünsten von Rebekka an.
Als sie bemerkt, dass sie in die alte Straße, die aus dem Ort hinausführt, einbiegen, mosert sie, auch weil die kurvenreichere Strecke ihrem Magen schlecht bekommt: „Ich dachte, wir haben es eilig. Warum nimmst du nicht die neue Straße?“
„Dort ist eine Polizeikontrolle.“
„Hast du dein Fahrzeug etwa immer noch nicht in Mallorca angemeldet, Rebekka? Mein Gott, wir können keinen Ärger gebrauchen, was soll das?“
Rebekka lacht. „Ich spiele halt gern mit der Versuchung. Aber wenn es dich beruhigt, ich werde mich darum kümmern.“
Zügig lenkt sie das Fahrzeug über die Straße, die zur Cala Fornells führt, biegt kurz vorher ab und schwenkt auf die Autostraße nach Andratx ein.
„Was ist eigentlich los?“ bestürmt Gwen Rebekka jetzt doch, als sie die gerade und ebene Straße befahren.
„Wir sollen nach Ulla Hönig schauen. Sie ist noch immer nicht an-
sprechbar. Darum wollte Hetyei, dass wir uns um sie kümmern, sie ärztlich versorgen.“
„Ist sie noch bewusstlos?“
„Anscheinend ja. Meinst du, wir können ihr eines unserer Mittel geben? Dann schläft sie bis morgen früh und erinnert sich an nichts.“
„Also, Rebekka, das ist unmöglich, dabei kann sie vom Kreislauf her wegdriften. Ich bitte dich.“
Trotz ihrer vorgebrachten Entrüstung spielt Gwen mit dem Gedanken. Vielleicht könnten sie versuchen, Ulla gleich noch mal in Trance zu versetzen und sie soweit bringen, dass sie redet. Wieder träumt Gwen, sieht sich als Medium fungieren. Dann siegt ihre Vernunft. „Wenn sie noch bewusstlos ist, können wir leider nicht viel machen.“ Rebekka antwortet nicht, denn sie befinden sich inzwischen wieder auf einer kleinen Landstraße, die sich in vielen Kurven windet. Rebekkas Hand streift
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