Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
kleben. Kurz darauf halten sie auf dem Parkplatz der Kirche, die am obersten Punkt des Ortes thront. Vorbei an einer geduckten Häuserreihe erreichen sie über einen mit ausgetretenem Kopfsteinpflaster versehenen Weg den großen Kirchenvorplatz. Gleich neben dem Gotteshaus warten auf einer schönen Terrasse ein paar Tische mit Stühlen auf Besucher. Hinter der niedrigen Balustrade mit Geranien palavern zwei Männer, eine Tasse Café con leche vor sich. Eine Katze schleicht an ihren Beinen entlang, hofft auf einen Leckerbissen. Gunters Retriever schaut neugierig hinüber, macht aber keine Anstalten, ihm von der Seite zu weichen. Julia findet, er wirkt ebenso gemütlich wie sein Herrchen.
Jetzt pustet ihr ein frischer Wind unter das T-Shirt, und sie kramt ihre Jacke aus dem Rucksack, bevor sie zu den anderen an den Rand des Kirchenplatzes stößt. Ein fantastischer Rundumblick erwartet sie.
„Voilà, der Puig de Galatzó, 1026 Meter hoch.“
Das jüngere Ehepaar der Gruppe verwickelt Gunter sofort in ein Gespräch über das Wie und Wo des Aufstiegs. Julia wandert ein wenig fröstelnd umher.
„Warte“, ruft Helga und schließt sich ihr an. Kurz vor der letzten Haarnadelkurve haben sich alle kurzerhand auf das Du verständigt.
„Die Felder erinnern mich an die Reisterrassen in Nepal.“
Wie auf einem Balkon lehnen sie sich über die Steinmauer, welche die Straße abgrenzt und schauen hinunter.
„Diese Harmonie. Herrlich, wie die kleinen fruchtbaren Stücken Erde sich übereinander angeordnet den Berg hochziehen und wie das erste Grün, das mich an den sprießenden Reis erinnert, mit den Bruchsteinmauern korrespondiert. Wunderbar, nicht wahr?“
Julia nickt, sie hat irgendwann Fotos aus dieser Region der Erde gesehen und egal, ob ähnlich oder nicht, auf jeden Fall zum Träumen schön. Inzwischen trotten die anderen heran.
Gunter stellt sich neben Julia an die Brüstung und zeigt mit dem Finger nach unten: „Schau. Hast du nicht vorhin von den Schamanen erzählt, Julia? Siehst du das herrliche Anwesen? Die Finca Rosano ist im Besitz einer Schamanengruppe. Die weißen Frauen nennen sie sich. Sie bauen Heilkräuter an.“
„Was?“ Für Julia gibt es kein Halten mehr, sie lehnt sich so weit sie kann über die Steinmauer. „Wow. Das ist ja ein richtiges altes Herrenhaus. Aber liegt ziemlich isoliert.“
„Diese Finca weckt die Begehrlichkeit einer Menge von Leuten. Die Schamanen sind nicht sonderlich beliebt.“ Gunter schaut sich nach seinem Hund um und ruft: „Komm, Max, es geht weiter.“
Julia beeilt sich, noch schnell ein paar Fotos zu schießen.
„Bitte einsteigen, wir fahren jetzt bis zum Zugang der Finca Galatzó. Dort wandern wir. Eine leichte Wanderung zum Angewöhnen. Hat jeder seine Sachen? Habt ihr alle etwas zu trinken dabei? Dort wird uns unser Fahrer dann auch später abholen“, erklärt Gunter gerade, als Julia die anderen erreicht.
Der Lärm einer Sägemaschine hängt in der Luft und stört die Idylle. Dann kräht ein Hahn, und ein Kuckuck schreit.
Kapitel 9 – Am Vormittag
Kurze Zeit später sitzt di Flavio mit seiner Gruppe einträchtig an der Strandpromenade im Café. Ein paar haben schnell die Füße ins Wasser getaucht, sind dann aber reumütig zu den anderen zurückgekehrt. „Zu kalt, Chef.“
Di Flavio lacht. „Okay, und jetzt zurück in den Unterricht.“
„Och, Chef, können wir nicht noch ein wenig bleiben, eine Viertelstunde oder so ...“
Di Flavio grinst, weil er daran denken muss, wie schwer es ihm als jungem Burschen fiel, es im Büro und am Schreibtisch auszuhalten. „Hauptkommissar Garcia meinte, wir sollten an der Plaça Romana in Peguera die Kollegen Guardia Civil und die Policia Locale unterstützen und unsere Augen offen halten. Dort wurde eine Straßenkontrolle eingerichtet, die nichts mit dem Mord zu tun hat. Aber wir können unser Augenmerk auf Auffälligkeiten richten. Ich schlage vor, bis zum Mittag helfen wir dort mit.“
„Klasse, Chef.“
„Ihr wisst, dass viele der in Mallorca wohnenden Ausländer, den größten Anteil bilden die Deutschen, hier weiter mit ihrem deutschen Kennzeichen unterwegs sind. Kein Problem, wenn sie eine Steuerbescheinigung aus Deutschland vorweisen können. Aber wenn nicht, werden sie nach 183 Tagen als Residenten angesehen. Dann sind sie hier steuerpflichtig. Für das Fahrzeug ist somit nach dreißig Tagen eine Zulassungssteuer von zwölf Prozent auf den Wert des Fahrzeugs zu entrichten. Die meisten umgehen
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