Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
nimmt die grünlich scharfe Flüssigkeit mit Namen Hierbas sofort das Völlegefühl und beruhigt den Magen.
Julia bestellt einen kleinen Kaffee, einen Cortado, und ihr fällt Ulla ein. Sie kramt nach ihrem Handy. Neugierig öffnet sie die SMS, die ihr entgegenflackert.
„Na, was ist, Nachrichten aus der Heimat?“ fragt Helga sie.
Julia schüttelt den Kopf. „Meine Freundin. Sie ist in dem Schamanenhaus.“
Heinz wirft ihr bei dieser Bemerkung einen undefinierbaren Blick zu, abschätzend oder abschätzig vielleicht? Julia schüttelt sich ein wenig, weil die Kälte in den hellblauen Augen sie erschreckt. Richtige Fischaugen, stellt sie fest. Sie wendet sich an Gunter. „Wie weit ist es bis zu der Finca der Schamanen? Nicht so weit, oder?“
„Bis Galilea hoch, dann wieder eine kleine Zufahrtsstraße runter. Mit dem Auto, zwanzig, 25 Minuten vielleicht. Ich war noch nicht dort.“
„Okay, danke. Ich glaube, ich fahre nicht mit der Gruppe zurück. Ich nehme ein Taxi und hole meine Freundin ab. Kannst du mir helfen, ein Taxi zu rufen und dem Fahrer zu sagen, was ich will?“ fragt sie Gunter.
„In Ordnung. Ich rufe dir ein Taxi und instruiere den Fahrer.“
Gunter geht in das Lokal und telefoniert. „Alles klar, Julia“, verkündet er, als er rauskommt.
„Super.“ Sie winkt den anderen nach, als sie mit dem Minibus abfahren.
Kurz danach hält ein Taxi vor dem Lokal, und Julia steigt ein.
Kapitel 14
Der große Kongresssaal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Gwen schwitzt. Die Sachen kleben an ihrem Körper. Zu gern würde sie in ihr Zimmer gehen und sich unter die Dusche stellen. Der Druck auf ihrer Brust ist fast unerträglich. Sie lässt sich in eine der hinteren Reihen plumpsen. Rebekka steht an der Eingangstür und weist den letzten Besuchern ihre Plätze zu. Gwen stöhnt. Zum Glück muss dieser Kongress nur jedes zweite Jahr von ihrer Gruppe organisiert werden. Noch öfter? Wäre nicht auszudenken.
Ohne Unterlass ist sie in den vergangenen Stunden hin- und hergerannt, musste dafür sorgen, dass für den einen ein besonderes Wasser, für einen anderen ein Sitzball und wieder für einen anderen eine spezielle Bettunterlage aus Schaffell und so weiter und so weiter herangeschafft wurde. Ihr Mund ist trocken vom vielen Reden. Diese unzähligen Auskünfte zum Programm, noch schwieriger, das Austarieren der Sonderwünsche. Eine Gruppe störte sich an der Position des Ausstellungsplatzes, einer anderen langte der Raum bei den Tischen draußen in der Halle nicht, wieder andere waren im Verzug mit dem Aufbau. Hinzu kamen noch die Handwerker, die auf genaue Anweisungen für die Herrichtung des Saales, die Aufstellung der Lautsprecher und der Dekoration warteten. Sie war einfach für alles die erste Ansprechpartnerin. Sicher, sie hatte, so gut es ging, Aufgaben an Rebekka, Anja und die anderen der Gruppe delegiert. Alle waren bis an ihr Limit gegangen.
Als ihr Anja einfällt, steigt erneut Ärger in ihr auf. Sie sollte bei Ulla Hönig bleiben, bis diese einigermaßen wieder wohlauf ist, und sie dann hier in das Hotel bringen. Aber was macht Anja? Sie kommt ohne Ulla. Lässt diese Fremde, die nicht zur Vereinigung gehört, einfach allein in dem Anwesen zurück, um bei der Kongresseröffnung dabei zu sein. Wenn diese Ulla nun herumschnüffelt? Das wäre gar nicht im Sinne des Meisters. Bisher hat Gwen es vermieden, den Meister über den Verstoß zu informieren. Auch in anderer Hinsicht unverantwortlich von Anja, weil Ulla nach der Séance sicher noch nicht hundertprozentig über den Berg ist. Was, wenn sie einen weiteren Kreislaufkollaps erleidet? Gwens ärztliches Pflichtbewusstsein lässt ihre Empörung und ihren Unmut auf Anja wachsen. Am liebsten möchte sie augenblicklich den Meister informieren. Aber so kurz vor der Antrittsrede kann sie ihn unmöglich damit behelligen. Sie wird einen geeigneten Zeitpunkt abwarten.
Gwen sieht, wie Rebekka gerade die Saaltür von innen schließt, und bedeutet ihr, sich danach neben sie zu setzen. Rebekka nickt erfreut und huscht gleich darauf auf den Sitz neben Gwen.
Der Meister tritt neben das Rednerpult. Wie ein Prediger aus dem alten Testament steht er, hager, groß, in dem weißen, fließenden Gewand, die langen, dunklen Haare zu einem Zopf im Nacken zusammengefasst, vor der Versammlung. Nur ein Bart fehlt um die sich jetzt zu einem gewinnenden Lachen öffnenden Lippen. Er verneigt sich. Applaus brandet auf. Hetyei breitet die Arme aus, schaut ruhig in
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