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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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die Runde. Alle Augen richten sich auf ihn. Als Ruhe eintritt, legt er mit gesenktem Kopf die restlichen zwei Schritte bis zum Pult zurück. Sein Blick streicht über die Menge, dann beginnt er zu sprechen: „Meine Damen und Herren, liebe Freunde, im Namen der Gruppe der weißen Frauen begrüße ich Sie alle zu unserem Kongress. Ich freue mich, dass die Tagung so lebhaften Zuspruch gefunden hat. Wie immer fangen wir mit einer Meditation an.“
    Er verlässt seinen Platz, stellt sich erneut neben das Pult, hebt die Hände. Seine tiefe Stimme beginnt ruhig und sanft zu schmeicheln: „Bitte legen Sie die Hände auf Ihren Schoß und schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen am Strand, Sie berühren den warmen Sand, lassen die Körnchen durch Ihre Finger rinnen, das Meer rauscht in Ihren Ohren. Sie hören die Brandung gleichmäßig an das Ufer schlagen, Sie riechen das Salz in der Luft. Ein Sonnenstrahl findet Ihr Gesicht, gleitet über Ihren Körper. Alles wird warm. Sie fühlen sich entspannt und ruhig, völlig ruhig, konzentrieren Sie sich auf Ihre Mitte, alle Kraft fließt dort zusammen. Sie lauschen, Sie hören, Sie nehmen auf ...“
    Gwen befolgt gehorsam die Weisungen. Nach und nach legt sich ihre Nervosität. Als die Meditation endet und sie die Augen öffnet, sieht sie um sich herum in gelöste Gesichter und lächelt.
    Alle stehen auf, fassen sich einen Moment lang an den Händen, es ist still. Die Aura des Meisters erfüllt den Raum. Hetyei steht mit gesenktem Kopf eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Dann begibt er sich wieder an das Rednerpult und bedeutet allen Anwesenden, sich zu setzen. Ein Raunen geht durch die Reihen, als er mit seinem Vortrag beginnt.
    Gwen ist ihm immer ein Wort voraus, jeder Buchstabe scheint ihr vertraut zuzuzwinkern. Wochenlang haben sie die Rede zusammen entworfen, verbessert, an ihr gefeilt. Ihre Mühe hat sich gelohnt. Die Zuhörer fiebern jeder Silbe entgegen. Erst jetzt kann sie wirklich befreit durchatmen. Sie lehnt sich zurück, schließt die Augen, genießt den Augenblick absoluter Vollkommenheit, der sie in eine Wolke des Wohlbehagens einhüllt. Nach einer Weile brandet rauschender Applaus auf. Ihr kommt es vor, als würde das Rauschen in ihren Ohren sie in eine höhere Bewusstseinsstufe heben. Sie applaudiert mit einiger Verspätung.
    Rebekka stößt ihr den Ellbogen in die Seite, flüstert: „Gwen, ganz großartig, sieh nur, wie die Rede ankommt. Super, wie du das durchformuliert hast.“
    Gwen genießt die Ovationen, als wären sie für sie bestimmt. Als würde sie vorn am Rednerpult stehen, beugt sie leicht dankend ihren Kopf.
    Margo ist die nächste Rednerin. Geschickt verknüpft sie die uralten Heilmethoden im brasilianischen Urwald mit denen, die in Europa von der Schulmedizin anerkannt werden. Sie argumentiert intelligent und schlüssig. Gwen folgt ihren Ausführungen voller Interesse, die am Schluss in der Feststellung gipfeln: „Wir Heiler – und hier denke ich ganz besonders an die Gruppe der weißen Frauen und meine Gruppe Schambala, die wir aufbauend auf den versunkenen Kenntnissen unserer Vorfahren versuchen, Neuland zu erforschen. Wir Heiler müssen zusammenstehen und unsere Kräfte bündeln. Nur gemeinsam sind wir stark und können unsere Ziele höher stecken, um dann auch gemeinsam Erfolge zu verbuchen, von denen wir bislang nur träumen.“
    Gwen nickt zustimmend. Rebekka stößt sie in die Seite.
    „Was ist denn?“ reagiert sie unwirsch über die Störung.
    Rebekka zischelt ihr zu: „Hör gut zu, was Margo sagt: zusammen, gemeinsam!“
    „Ja, sicher, ist doch gut, wenn wir zusammen arbeiten, erreichen wir mehr, ich verstehe nicht ...“, murmelt sie. Der Applaus endet gerade, und der nächste Redner betritt die Bühne. „Später“, flüstert sie Rebekka zu und drückt liebevoll deren Arm.
    In der Pause wird Gwen umringt. Entspannt und gelöst beantwortet sie mit einem Lächeln geduldig Fragen. Aufgeräumt und guter Laune wandert sie die einzelnen Stände ab, die vor dem Saal errichtet wurden. Plaudert hier und dort, bewundert die Kristalle, lobt die Flyer einer Gruppe, hört zu, schwimmt im Strom, ist überglücklich, dass die Veranstaltung gut läuft.
    „Du hast eine hervorragende Organisation hingelegt, danke, Gwen“, gibt ihr Hetyei zu verstehen, als sie kurz aufeinandertreffen. Sie strahlt.
    Margo, die neben ihm steht, meint: „Ein erfolgreicher Kongressbeginn, eure Gruppe kann stolz sein.“
    Der Meister nickt und

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