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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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angelegt ist“, wirft Heinz ein.
    Julia nickt und bewundert das kunstvoll geschmiedete Eisengeländer der Balkone, die auf den Platz mit den hohen, noch spärlich belaubten Bäumen schauen, während sie unten an den Picknickbänken sitzen. Die Stille fasst Fuß in ihr, und sie beteiligt sich nicht an den Frotzeleien, welche die Runde machen. Sie denkt nach über den immensen Unterschied zu den an manchen Stellen verbauten Küstenorten, wo sich ein Lokal an das andere reiht und Landschaft ein Fremdwort geworden ist.
    Ein paar Vögel zwitschern, und Julia wünscht sich, hier ewig sitzen bleiben zu können.
    Als Gunter zum Aufbruch mahnt, kramt sie im Rucksack nach einem Taschentuch. Offensichtlich hat sich die Packung ganz nach unten durchgemogelt, und ihr bleibt nichts anderes, als den gesamten Inhalt auf dem Tisch vor sich auszubreiten. Dabei fällt auch das Handy heraus. Sofort mahnt es sie an ihr Versprechen, Ulla sofort nach dem Eintreffen im Hotel anzurufen. Sie überlegt kurz, jetzt zu wählen, indem sie die Nummer drückt, packt dann jedoch das Handy unverrichteter Dinge wieder ein. Erst im nächsten Ort wird sie telefonieren, in diesem Paradies hat das Handy nichts verloren, entscheidet sie.
    „Wisst ihr, warum damals hauptsächlich Mandel- und Olivenbäume angepflanzt wurden?“ fragt Gunter.
    „Na, weil sie nicht bewässert werden müssen“, trompetet Heinz.
    „Aber hallo, ja. Sie ziehen das wenige Wasser, das sie benötigen, durch die Wurzeln direkt aus der Erde. Wir kommen gleich an einem Becken vorbei, in dem das Wasser, das hier den Berg hinunterkommt, gespeichert wurde. Zum Wässern der Bäume war es zu schade. Das dort gesammelte kostbare Nass wurde für andere Dinge gebraucht.“
    „Für das Futter von Mensch und Tier, richtig?“
    „Sag mal, Heinz, hast du den Reiseführer auswendig gelernt, du nimmst Gunter ja die Arbeit weg.“
    „Ach, lasst mal, ist doch super, Heinz. Und du hast recht, das Wasser wurde als Trinkwasser und dann für die Felder, auf denen man Hafer und Bohnen und auch einiges Gemüse anbaute, gebraucht. Eine Finca in dieser Größe war ein kleines, autarkes Städtchen für sich. Da gab es eine Menge Mägen, die versorgt werden wollten. Sachen, die man nicht selbst herstellte, kaufte man auf dem am Mittwoch stattfindenden Markt in Andratx. Gleichzeitig bot man die Produkte an, die erzeugt wurden. Damals war der Markt in Andratx noch ein wirklicher Umschlagplatz, nicht wie heute zum größten Teil eine Touristenattraktion“, erklärt Gunter auf dem Weg zurück zum Ausgang, wo der Minibus auf sie wartet.
    „Mann, hab ich einen Kohldampf“, meint Torsten, und seine Frau Sandra knufft ihn in die Seite. „Hoffentlich gibt’s bald was. Na, ist doch wahr“, zwinkert er Sandra zu. „Claro. Klar doch.“ Alle klettern besonders rasch in das Auto.
    Als sie in der einfachen Ortskneipe von Es Capdellà sitzen, staunen sie über das außergewöhnlich breit gefächerte Angebot einheimischer Spezialitäten. Die Stimmen schwirren durcheinander. „Gunter, was sollen wir nehmen?“ – „Ist da Lammfleisch drin?“ – „Ich möchte was mit Käse überbacken, gibt es so was?“ – „Trinken wir eine Flasche Wein zusammen? Oder ist es zu früh?“ – „Ich will in die Sonne.“ – „Wir wollen in den Schatten.“
    Auf Gunters Rat teilt sich Julia mit Helga ein Pa-am-oli und bekommt einen Schreck, als die riesige Portion vor ihnen abgesetzt wird. Auf zwei gewaltigen mit Olivenöl beträufelten Brotschreiben türmen sich Tomatenscheiben, gehackte Zwiebeln und Kapern und, nicht genug damit, auch noch Mengen von geräuchertem Schinken auf der einen und auf der anderen ein herzhafter Käse. Dazu dunkelgrüne, fleischige Zweiglein, die Julia im wahrsten Sinne spanisch vorkommen.
    „Das ist Meeresfenchel, fonoi mari. Er wächst an felsigen Küsten, wird in Essig eingelegt und ... einfach probieren.“
    „Mmhm, ja, schmeckt wie Kapernfrüchte.“
    Torsten und Sandra kosten in Speck gebratene Datteln. Heinz probiert frittierte Tintenfische, und die beiden Frauen kleine Sardinen auf Toast. Als sich alle erschöpft und stumm zurücklehnen, sogar Heinz vergisst zu mäkeln, stellt die Bedienung einen typisch mallorquinischen Kräuterschnaps auf den Tisch. „Geht auf meine Kosten“, ruft Heinz.
    „Mann, du wirst mir ja noch richtig sympathisch“, sagt Torsten. Julia ist da nicht so überzeugt. Heinz ist ein Besserwisser und Muffelkopf, da ändert auch ein Lage Schnaps nichts. Immerhin

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