Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
auf dem dieses Horrorgemälde sitzt, steckt in einem weißen Kittel. Die gesamte Gestalt ähnelt einer Irren mit Zwangsjacke, der man lieber nicht begegnet und vor der Ulla am liebsten Reißaus nehmen möchte. Aber Laufen ist ein schwieriges Unterfangen, wenn die Beine wie schwerfällige Elefantenfüße an einem kleben und sich kaum vom Boden lösen lassen.
Ihr ist klar, dass sie Enno in diesem Zustand nicht treffen kann. Unmöglich kann sie ihm so gegenübertreten. Sie schlurft vor ihrem Abbild davon, je weniger sie davon erblickt, umso besser. Ihr fällt ein, dass sie seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen hat. Noch immer grummelt es in ihrem Magen, und der Gedanke an Essen bereitet ihr Ekel.
Aber sie muss wieder zu Kräften kommen. Ihr Kampfgeist erwacht. Sie beschließt, in der Küche nach etwas Essbarem Ausschau zu halten. Und Hunger und Appetit hin oder her, sie muss essen. Danach wird sie duschen, ihren Lockenstab aus dem Koffer fingern und frische Sachen und ...
Sie zieht ihre Strickjacke über das weiße Gewand und steckt das Handy in die Tasche. Vielleicht ruft Enno an, oder Julia meldet sich, hofft sie und verlässt das Zimmer.
In der breiten Diele erinnert sie sich an den Tisch mit dem wackligen Krug und die Tür in den Keller gleich daneben. Die Küche muss also gleich geradeaus liegen. Sie öffnet ein paar Türen, die Räume dahinter ähneln dem Zimmer, das sie gerade verlassen hat. Hinter einer Tür entdeckt sie den hallenartigen Raum, der wie ein Museum eingerichtet ist. Die Nächste führt sie endlich zum Ziel, in den Küchenraum. Sie öffnet den Kühlschrank, findet eingepackt etwas Käse und ein Glas Oliven. Ist versucht, sich von dem Rotwein, der auf einer Anrichte steht, ein Glas einzuschenken, aber lässt es lieber. Nach einigem Suchen entdeckt sie auch ein Messer und eine Gabel, richtet alles auf einem Teller an und setzt sich an den Tisch. Den ersten Bissen kostet sie vorsichtig, schiebt den Käse im Mund hin und her, drückt ihn mit der Zunge gegen den Gaumen. Er löst sich sahnig auf, ein leichtes Ziegenaroma ist spürbar, gerade angenehm, nicht zu kräftig. Sie schluckt den Bissen herunter und langt jetzt kräftiger zu. Und als wäre ein Bann gebrochen, schlingt sie gierig einen Brocken Brot, einen Brocken Käse hinunter, spült mit einem Schluck Wasser nach, bis irgendwann nichts mehr in sie hineingeht und das Schlucken schwerfällt. Sie schiebt den Teller von sich, trinkt noch ein Glas Wasser. Jetzt grummelt ihr Magen, weil er so viel auf einmal nicht so schnell verkraften kann. Aber es ist ihr egal, denn Ulla fühlt sich wohler und kräftiger durch das Essen. Schon beim Aufstehen merkt sie, dass ihre Beine ihr wieder vollständig gehorchen.
Ziemlich schnell findet sie zurück zu ihrem Zimmer. Sie zieht ihre Strickjacke aus, streift das weiße Hemd über den Kopf und geht in das Bad, stellt sich unter die Dusche und stöhnt wohlig auf, als das warme Wasser über ihren Nacken rinnt. Mit dem Shampoo, das in einer Nische steht, schäumt sie sich den Kopf ein und trällert jetzt sogar fröhlich vor sich hin.
Mit einem Handtuch um den Kopf und einem um den Leib macht sie sich pfeifend daran, ihren Koffer nach frischen Sachen zu durchsuchen.
Als ihr eine Ausfertigung ihres Buches in die Hände fällt, lächelt sie und legt es beiseite. Das wird sie Enno schenken, mit einer speziellen Widmung nur für ihn. Sie überlegt, was sie ihm hineinschreiben soll. Bei der Unterwäsche zögert sie nicht, sie zieht den BH und das Höschen an, das sie noch kurz vor der Abreise in dieser süßen, kleinen Boutique erstanden hat für den Fall, dass Enno sie besucht. Natürlich ist sie unsicher gewesen, ob der Fall wirklich kommt. Sie hat gehofft und gewünscht. Und was man sich sehr wünscht, geht doch in Erfüllung, oder?
Bei den T-Shirts wendet sie das eine hin und das andere her, hier fällt ihr die Entscheidung nicht ganz so leicht. Aber schließlich zieht sie das dunkelbraune über den Kopf, das Enno kennt und von dem er meinte, es passe so gut zu ihren schwarzen Augen.
Bei diesen Gedanken stürmt sie wieder in das Badezimmer, umrahmt ihre Augen mit Kajal, fingert ihre Naturlocken in Form, stäubt ein wenig Rouge auf die Wangen. Als sie in den Spiegel schaut, erkennt sie ihr Ebenbild wieder als ihres. Wenn auch immer noch eine gewisse Müdigkeit ihre Bewegungen verlangsamt und sie jetzt froh ist, sich wieder auf das Bett legen zu können. Nach einer Weile fällt ihr das Handy in der
Weitere Kostenlose Bücher