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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Strickjackentasche wieder ein, und sie erhebt sich erneut, um es zu sich zu holen.
    Aber weder von Julia noch von Enno ist eine Nachricht gekommen. Die Handyuhr zeigt 15.30 Uhr an. Nur jetzt nicht einschlafen, beschwört sich Ulla, als sie merkt, dass die Mattigkeit wieder die Oberhand übernehmen möchte. Sie zwingt sich, aufzustehen und umherzuwandern. Mit der Zeit werden ihre Schritte kräftiger, ihr Kreislauf kommt in Bewegung. Erleichtert atmet sie auf. Um sich die Zeit zu vertreiben, beschließt sie, einen Erkundungsgang zu unternehmen. Vielleicht entdeckt sie noch etwas Interessantes für ihr Vorhaben, und außerdem reizt ein fremdes, leeres Haus, von dem man nur einige Teile kennt, ihre Neugier.
    Anja wollte sie gegen sechs abholen. Vielleicht erscheint Enno früher, hofft sie insgeheim. Julia hat sich ebenfalls noch nicht gemeldet, überlegt Ulla. Wo treibt sie sich rum?
    Nach dem Ausstellungsraum mit den Vitrinen fällt ihr der Keller ein, die Werkstätten. Wenn hinter der Tür, die Hetyei nicht öffnete, wirklich nur die Weinvorräte sind, kann sie sich vielleicht eine Flasche mitnehmen.
    Ulla überquert die Diele und öffnet die Kellertür, klettert die Treppen hinunter, nachdem sie das grelle Neonlicht eingeschaltet hat, und schaut sich um. Die Regale mit den säuberlich aufgereihten Medizinflaschen und die blitzsauberen, langen Arbeitstische wirken heute eher langweilig auf sie. Ulla steuert auf die Tür zu, zu der Hetyei ihr den Zutritt verwehrte. Vielleicht ist sie ja heute nicht abgeschlossen? Vorsichtig drückt sie die Messingklinke herunter. Tatsächlich, sie gibt nach, und Ulla schiebt die Tür sachte Stück für Stück auf.
    Ihre Hand tastet nach einem Lichtschalter und findet ihn. Als sie ihn runterdrückt und orangefarbenes Licht aufleuchtet, tritt sie instinktiv wieder einen Schritt zurück. Irgendwie erwartet sie fast, dass eine Alarmglocke losschrillt, aber nur ein blaues Signal über dem Eingang fängt an, in einigen Abständen vor sich hin zu blinken.
    Ulla blickt in einen länglichen Gang. Der Boden ist weder gefliest noch mit Holz oder Stein ausgelegt. Er besteht aus festgetretener, roter Erde. Viel kann Ulla nicht erkennen, auf jeden Fall ist kein Mobiliar vorhanden. Der niedrige, gewölbte Raum gleicht eher einem Tunnel oder einem Stollen, den man in die Erde getrieben hat.
    Vorsichtig und bedächtig setzt Ulla Fuß vor Fuß. Als Wasser von der Decke auf ihren Kopf tropft, schreckt sie zusammen. Noch immer blinkt die blaue Eingangslampe vor sich hin, das Licht flackert jetzt in etwas schnellerer Abfolge. Ulla erkennt, dass in die Felswände Nischen gehauen wurden und weiter vorn in ihnen Gefrierschränke stehen. Ein Piepton ertönt. Sie blickt sich um. An der Decke, oberhalb der Schränke schwenkt eine Überwachungskamera hin und her. Als der Piepton in einen lang anhaltenden Pfeifton übergeht, hastet sie zum Eingang zurück. Von Weitem sieht sie, wie sich die Tür schließt. Kurz darauf erlischt das Licht, und sie steht im Dunklen.

Kapitel 13
     
    Julia lässt die anderen der Wandergruppe etwas vorgehen. Die tiefe Ehrfurcht vor so viel Schönheit wie hier bei dem Panorama um die Finca Publica Galatzó kann sie nicht im Laufschritt abarbeiten. Sie wäre versucht zu flüstern, wenn jetzt jemand neben ihr stehen würde.
    Die Hänge spiegeln das warme Sonnenlicht. Die Erde riecht nach allem Möglichen. Die Berge verströmen eine Atmosphäre der Geborgenheit. Sie versucht die stille, reizvolle Idylle des Tals in sich aufzunehmen. Natur, so weit die Augen sehen können. Auf den Hängen verteilen sich Oliven-, Johannisbrot- und Obstbäume. Der Weg schlängelt sich sacht aufwärts. Die Stille wird ab und an durch das Blöken eines Schafes unterbrochen. Nach einiger Zeit schließt Julia wieder zu den anderen auf, anscheinend sind auch sie langsamer gegangen, um zu schauen.
    Nach einer Wegstrecke von zwei bis drei Kilometern rückt ein großes Gut in das Bild. Sein verblichenes Mauerwerk leuchtet ebenso wie die frisch grün gestrichenen Persianas, die typisch südländischen Holzläden vor den Fenstern, gegen den hellblauen Himmel. Über der dazugehörenden Kapelle thront eine Bronzeglocke. Julia meint, das Abendläuten zu hören, sieht Arbeiter nach der Feldarbeit zurückkehren und Frauen mit Kopftüchern zur Messe im Inneren des Gotteshauses verschwinden.
    „Ein Stück vergangenes Jahrhundert, liebevoll restauriert mit Hilfe von EU-Mitteln“, erklärt Gunter.
    „Endlich mal Geld, das gut

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