Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
sie auch aus der letzten Busreihe. Julia drückt ihre Hand.
Ulla sieht vor dem Busfenster eine weite, relativ flache Landschaft vorbeiziehen. Santanyi, soundso viele Kilometer, steht auf einem Hinweisschild. Eine der nostalgischen Mühlen, wie sie immer auf den Prospekten abgebildet sind, bittet um touristische Aufmerksamkeit, und sie denkt: Ah, hier sind die also. Sie fahren auf einen Ort zu. Wie Zwerge umringen die Häuser eine mächtige Kirche.
„Das ist Campos del Puerto. Die Kirche Sant Julien ist 1248 erbaut worden. Ein kleines Museum ist angegliedert. Heute leider beides nicht offen, tut mir leid“, erklärt Gunter. „Keine Angst, auf dem Rückweg kommen die Kirchenliebhaber noch auf ihre Kosten. Sant Miquel in Felanitx ist eine der ältesten Kirchen der Insel.“
Ulla ist nicht unglücklich. Eine Besichtigung vor dem Kaffee, das hätte sie nicht verkraftet. Vom Meer ist nichts zu sehen, sie ist ein wenig enttäuscht. Sie fahren kleine Straßen entlang, alle sehen gleich aus. Ulla lehnt sich müde zurück und bereut schon fast, sich der Gruppe angeschlossen zu haben. Julia schwätzt mit Helga. Sie fühlt sich überflüssig. Mist, dass sie mit ihrem Projekt wieder am Anfang steht. Sie wird nach einem neuen Kooperationspartner Ausschau halten müssen. Außerdem wirft der Rückflug bereits seine Schatten auf ihr Gemüt.
„Café con leche, Cortado ...“, verkündet Gunter und reißt sie glücklicherweise aus ihrer negativen Denkspirale.
Endlich hält der Bus, und sie sind wieder am Wasser. Im flachen, weiten Hafenrund schaukeln Boote. Die Tische der Restaurants und Cafés gehen ineinander über. Die Stühle warten in der Sonne.
Ich glaube, ich setze mich irgendwohin, besorge mir ein Buch und lasse die anderen wandern, überlegt Ulla, während sie Julia und Helga hinterherläuft. Sie schaut sich um. Der kleine Hafenort gefällt ihr.
Als sie Julia ihren Entschluss mitteilt, schüttelt diese den Kopf. „Oh, Mann, der Naturpark bei der Cala Mondrago soll wirklich Spitze sein, willst du nicht doch? Trink doch erst einmal einen Kaffee, dann änderst du sicher deinen Entschluss. Jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich dich überredet habe, mitzukommen. Na gut, ich werde auch hierbleiben. Gunter, wann kommt ihr zurück?“
„In zwei Stunden etwa, warte, jetzt ist es zehn Uhr, also gegen zwölf, wir sind in Cala Figuera zum Mittag angemeldet. Aber gut, wenn es sein muss, mache ich einen Umweg und lese euch auf. „Hast du meine Handynummer?“ Dann fällt ihm der Anruf gestern Abend ein, und er sagt nicht sonderlich begeistert: „Ach ja. Aber macht keinen Unsinn, nicht dass ich euch wieder retten muss.“
„Tut mir leid, Gunter, aber du hast ein Essen bei uns gut, morgen, ja?“ wirft Ulla ein und lächelt ihm zu. Julia verabschiedet sich von Helga.
„Also, du hättest wirklich nicht hierbleiben müssen“, meint Ulla. Julia lächelt nur etwas gequält.
Kapitel 43
Anstatt ins Präsidium wäre di Flavio lieber nach Hause gefahren. Im Auto merkt er erst, wie müde er ist. Er steckt im morgendlichen Stau Richtung Palma. Seine Augen wollen sich immer mal schließen, zum Glück weckt ihn lautes Hupkonzert, wenn er nicht gleich aufrückt. „Ja, ja“, murmelt er und fährt ein Stück vor. Er greift zum Handy. „Habt ihr herausgefunden, wo sich unser Kunert, unser Brandmeister, aufhält?“
Garcias Stimme klingt ebenfalls ziemlich matt: „Er fährt einen dunkelblauen Ford Ka, wie sie zu Dutzenden über die Insel rollen. Ein örtlicher Verleih, warte, ich gebe dir das Kennzeichen durch.“
Di Flavio kritzelt die Nummer auf seinen kleinen Block, der vorn am Armaturenbrett befestigt ist.
„Ich habe das Fahrzeug zur Großfahndung ausgeschrieben und Straßenkontrollen an den strategischen Punkten veranlasst. Mal sehen, wann er uns ins Netz geht. Unsere beiden Frauen sind ebenfalls spurlos im Gewirr der Straßen verschwunden, hoffentlich kommt uns der Zufall zu Hilfe. Deine Burschen sind im Überwachungsraum und ergehen sich im Erfinden von Routen. Tanja tauchte auf wie ein frisch gebackenes Kuchenteilchen, dieses Mädchen hat eine Energie, und war natürlich heute die große Queen, was sie sichtlich genoss. Warte, sie haben was. Rebekka hat anscheinend ein Boot. Liegehafen: Porto Petro. Könnte ja sein, dass die beiden dorthin unterwegs sind.“
„Ich stecke hier im Stau, pass auf, ich fahre raus und über die kleinen Straßen außen vorbei und schaue mich dort um. Macht mehr Sinn, als
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