Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
ich weiß, nicht mal einen Kaffee kann man trinken, ohne gestört zu werden. Unser Wanderer ist ausgeflogen, aber ich habe hier einiges Interessantes, was eindeutig beweist, dass er mit dem Brand in Verbindung zu bringen ist. Ich nehme an, er ist mit einem Leihwagen unterwegs. Die örtlichen Agenturen können uns sicher weiterhelfen. Den Namen hast du ja. Ich lass die beiden Polizisten hier, bis der Erkennungsdienst kommt. Warte ...“ Di Flavio stochert in den Papieren auf dem kleinen Schreibtisch herum. „Er hat alles über die Schamanengruppe gesammelt. Gute Infos. Zeitungsausschnitte, Bilder ... Habt ihr Gwen schon gefunden? Nein? Der rote Wagen? Wurde in Valldemossa gesehen, dann in Soller, dann nicht mehr? Schlecht, dann fahren sie inzwischen wohl einen anderen Wagen oder sind in irgendeinem Haus in Soller untergeschlüpft. Ja, du hast recht, gut möglich, dass ihnen dieser Heinz auf den Fersen ist. Mist. Aber ich fahre erst einmal nach Palma zurück.“
Di Flavio gibt den Polizisten Anweisung, Stellung zu beziehen, und geht hinunter in die Eingangslobby. Er wird noch mit Gunter sprechen. Wenn er ihn gestern Nacht richtig verstanden hat, dann ist er heute gegen 8.30 Uhr wieder im Hotel anzutreffen. Di Flavio blickt zur Uhr. In dreißig Minuten, das passt ja, vielleicht kann er irgendwo einen Kaffee auftreiben, während er wartet. Der Nachtportier ist inzwischen von einer frischen, sehr stämmigen Mallorquinerin abgelöst worden, welche die Empfangstheke einnimmt wie ein Feldwebel, allerdings lächelt sie dabei fröhlich. „Guten Morgen, Commissario, Juan hat mir schon erzählt, was los ist. Ich hoffe, es läuft alles unauffällig ab. Unsere Gäste sind eh schon ziemlich aufgescheucht wegen des Segelbootes und der Frau, die ...“
Di Flavio erklärt ihr, dass im Zimmer von Herrn Kunert ein Polizist wartet und die beiden anderen strategisch postiert werden, und dass bald der Erkennungsdienst kommt, im Raum nichts angerührt werden darf und und ...
Sie nickt und lacht. „Okay, okay, geht schon klar. Sie sehen müde aus, wenn Sie wollen, können Sie bei uns frühstücken, warten Sie ...“
Di Flavio nickt dankbar und schenkt ihr ein Lächeln. Sie greift zum Telefon. „Gleich geradezu, ich sage Bescheid. Guten Appetit.“
„Würden Sie bitte den Wanderführer Gunter zu mir schicken, wenn er kommt? Dass wäre sehr freundlich und danke, ich kann wirklich einen Kaffee gebrauchen.“
Als di Flavio vom Speisesaal aus dem Fenster schaut, sieht er, dass die wie ein Kaninchen am Horizont hockenden Malgrat-Inseln inzwischen rot leuchten.
Kapitel 41 – Etwas später – immer noch Morgen
„So eine Enttäuschung, das Lokal hat heute Ruhetag. Tut mir leid, Rebekka.“
„Sag doch gleich, du liebst kurvige Strecken. Tröste dich, ich spiele gern für dich den Orientexpress. Was machen wir jetzt? Ich weiß: Wir segeln um Cap Fomentor.“
„Segeln, wie das? Erst wechseln wir plötzlich in Soller das Fahrzeug, wo ich mich gerade an diese Bodenlage deines Autos gewöhnt habe, und jetzt zauberst du auch noch ein Boot aus dem Hut. Wie machst du das?“
Gwen lächelt der Freundin zu. Vorhin war sie verschnupft gewesen, als Rebekka verschwand und sie einfach an der Promenade in Soller stehen ließ. Wie Schatten überfielen Gwen Zweifel. Die Zuversicht und das Vertrauen darauf, so geliebt zu werden, wie sie war, drohten zu verschwinden. Die Angst, dass die andere vielleicht nicht wiederkommen könnte, machte sich breit wie ein Schmarotzer. Hatte sie etwas Falsches gesagt, getan? War Rebekka ihr böse? Sie atmete erlöst auf, als Rebekka fröhlich summend um die Ecke schlenderte, stürzte wie eine Ertrinkende auf sie zu und umschlang die Freundin. „Hola, soviel Sehnsucht?“ fragte diese. Nein, sie würde die andere nicht mehr missen wollen, das war ihr in jener Sekunde so klar geworden wie nie etwas zuvor in ihrem Leben.
Als sie wieder die kurvigen Landstraßen entlangrollen, schmiegt sie sich an Rebekkas Schulter. Auch hier bestimmen schmale Felder, blaugraue Olivenbäume und kleine Ortschaften mit einer Kirche in der Mitte, die gegen den morgendlichen Himmel ragt, das Bild. Die Kirchenglocken schlafen, wie die Orte selbst. Alles befindet sich im Schatten des Tramuntanagebirges, fällt Gwen ein, und ihr Blick bleibt an seitlich aufragenden Felsen hängen. Kurze Zeit später durchfahren sie ein Tal, und die Straße weist ausnahmsweise keine oder kaum Kurven auf.
„Wir könnten in einem der schönsten und
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