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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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betrat das Haus, das aus nur einem Raum bestand. Draußen war es noch hell, deshalb hatte ich nicht daran gedacht, eine Taschenlampe mitzubringen. Direkt beim ersten Schritt in der Dunkelheit stolperte ich über irgendetwas und flog längs durch den Raum gegen die Wand auf der anderen Seite. Der Aufprall erschütterte die ganze Konstruktion.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Bobby lachend. »Normalerweise würde ich ja sagen, du bist ungeschickt, aber es ist fast so, als wärst du allergisch gegen Mexiko.«
    Ich drehte mich um und sah Bobbys Silhouette in der Türöffnung. Er blinzelte und nahm das Innere des Hauses in Augenschein. Mit langsamen, bedachten Schritten kam er herein und hob links von mir etwas auf.
    »Das ist eine Laterne. Schmeiß mal dein Feuerzeug rüber«, sagte er.
    Der Raum war so klein, dass ich nur ein einen Meter kriechen musste, um ihm das Feuerzeug zu reichen. Er schüttelte die Laterne und zündete sie an. Der Raum wurde von flackerndem, orangem Licht erfüllt. An den Wänden tanzten vom Wellblech verzerrte Schatten.
    Den Lehmboden bedeckten zwei dicke mexikanische Decken. Die Möblierung bestand aus einem Bett, einem kleinen Schreibtisch, einem einzelnen Hocker und einer Kommode. Für viel mehr
war auch kein Platz. Die Möbel waren aus dritter oder vierter Hand, ramponiert, mit abblätternder Farbe, aber alles war sauber und der Raum wirkte aufgeräumt und gepflegt. Ich suchte den Boden nach dem Gegenstand ab, über den ich gestolpert war. Ein großer, roter Ball wie die, mit denen wir als Kinder Kickball gespielt hatten.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«, fragte Bobby, während er schon Papiere auf dem Schreibtisch durchblätterte.
    »Ich weiß nicht. Post. Kriegt man hier überhaupt Post? Ein Adressbuch. Irgendwas, das uns mehr darüber verrät, wer sie ist … ich meine, wer sie war. Wo sich ihre Familie aufhält. Wenn du was findest, wirst du’s schon merken.«
    »Wirklich?« Bobby untersuchte ein paar Sekunden lang ein Stück Papier und legte es dann beiseite. Er setzte sich auf den Hocker.
    Ich nahm mir die Kommode vor. Sorgfältig gefaltete Kleidung füllte die oberste Schublade. Ich wühlte mit der Hand unter der Spitzenwäsche der Toten herum, ohne zu wissen, wonach ich suchte.
    Als ich die zweite Schublade öffnen wollte, kam ein zirka dreijähriger Junge durch die offene Tür gestürmt und schrie: »Mama!«
    Der laute Schrei ließ Bobby und mich vor Schreck zusammenzucken. Mein Herz raste von dem Schock. Das Kind blieb abrupt stehen. Es riss die Augen weit auf, verängstigt und verwirrt durch die beiden Männer, die in den Habseligkeiten seiner Mutter herumwühlten.
    »Ach du heilige Scheiße«, sagte Bobby langsam. »Sie hatte ein Kind.«
    »Oder wir sind im falschen Haus«, entgegnete ich.
    Da rannte der Junge weg.
    Bobby und ich sahen uns eine Sekunde an und dann rannte Bobby zur Tür. Ich rappelte mich hoch und folgte ihm, so schnell ich konnte. Ich hörte Bobby rufen: »Niño, soy un amigo de tu madre.« Draußen auf dem schlammigen Weg konnte ich sehen,
wie Bobby sich den Jungen schnappte. Der schrie und trat um sich, als Bobby ihn zurück zu Yolandas Unterkunft trug.
    »Pssst. ¡Cálmate! No te haré daño. ¡Cálmate! «, flüsterte Bobby ihm leise ins Ohr. Aber der Junge ließ sich nicht beruhigen. Er war ein Kämpfer. Und nach ein paar Fehlversuchen traf sein Absatz Bobby direkt zwischen die Beine. Ein schmerzverzerrtes Grinsen machte sich auf Bobbys Gesicht breit. Seine Augen tränten, aber er lockerte seinen Griff nicht.
    Er sah zu mir hoch. »Treffsicher in die cojones . Genau ins Schwarze. Gut, dass ich Kinder habe, da ist man gewohnt, dass man eins auf die Eier kriegt. Wenn du Kinder kriegst, werden deine Eier plötzlich zur Zielscheibe. Als wenn sie es drauf abgesehen hätten.« Er rang sich sogar ein Lachen ab und versuchte dann weiter, den Jungen zu beruhigen.
    Wir hatten einen ziemlichen Tumult ausgelöst und aus ein paar Türen lugten Köpfe heraus. Eine Frau in mittleren Jahren mit dem kräftigen, untersetzten Körperbau der Maya stapfte auf uns zu. Sie schrie in so einem Tempo auf Spanisch, dass ich nichts verstand. Bobby redete ganz ruhig und versuchte mit wenig Erfolg, mit seinen Worten ihr verbales Schnellfeuer zu durchdringen. Sie griff nach dem Jungen. Bobby blieb nichts anderes übrig, als ihn ihr zu überlassen. Sie drehte sich um, stellte sich schützend vor den Jungen und traktierte uns weiter mit ihren Tiraden, die ich nur als Beschimpfungen deuten

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