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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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der daraufhin die Pistole wegsteckte, zu Alejandro ging und ihm so heftig gegen den Oberkörper trat, dass die Rippen knackten. Und das nur auf ein Nicken hin.
    »Du kannst ihn nicht umbringen«, sagte ich.
    »Doch, kann ich. Natürlich kann ich«, sagte Tomás. »Es ist ganz einfach.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen.«
    Tomás streichelte Minerva übers Haar wie irgendeinem Schoßtier. »Du hast keine Wahl. Ich habe keine Wahl. Wenn nicht jetzt, dann müsste ich es in sechs Monaten tun. Er ist ehrgeizig. Er wird irgendwann versuchen, meinen Betrieb zu übernehmen. Es wäre sowieso irgendwann passiert. Bald. Er muss ausgeschaltet
werden. Übrigens kein schlechter Schlag. Du hast ihn glatt umgehauen.«
    Ich zuckte nur mit den Schultern und nahm das Kompliment mit verlegenem Stolz entgegen.
    »Du bist drauf und dran, jemanden zu ermorden«, sagte ich. »Wie kannst du da so ruhig bleiben?«
    »Was soll ich denn sonst tun?«
    »Es ist unrecht.«
    »Ich kenne Alejandro. Ohne ihn wäre die Welt besser.«
    »Wäre die Welt nicht auch ohne dich besser?«, fragte Bobby.
    Tomás lachte. »Besser? Ja, vielleicht, aber nicht so gut organisiert.«
    »Was geschieht jetzt mit ihr?«, fragte ich und deutete mit dem Kopf auf Minerva, aber zu beschämt, um ihr in die Augen zu sehen.
    »Unserer Abmachung entsprechend wird sie ihren Verpflichtungen nachkommen und dann die vereinbarte Vergütung erhalten sowie eine Reise nach Modesto zu ihrer Familie inklusive aller Spesen bezahlt bekommen. Es war richtig, sie nicht mitzunehmen. Sie hätte wieder bei null anfangen müssen.«
    »Ich hasse dieses Scheißland«, sagte ich.
    Tomás nickte. »Wer nicht? Amerikaner hassen Mexiko. Mexikaner hassen Mexiko. Seltsamerweise scheinen Deutsche es zu mögen. Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber ich habe noch jede Menge Arbeit. Und bei diesem Schlamassel hier werde ich wohl meine Reservierung fürs Abendessen stornieren müssen. Du bist doch aus einem ganz bestimmten Grund hier. Irgendwas wegen Yolanda.«
    Offenbar war jegliche Unterhaltung über Alejandro oder Minerva beendet.
    »Sie ist tot«, sagte ich.
    »Was?« Tomás riss in scheinbar ehrlicher Überraschung die Augen weit auf.
    »Letzte Nacht. Als alle in der Bar deines Großvaters waren. Ich habe sie heute Morgen gefunden. Mord, wie’s aussieht.«
    »Qué desmadre« , sagte Tomás gedankenverloren. »Ich mochte sie. Wir haben uns gestern auf der Fahrt nett unterhalten.«
    »Ich versuche, ihre Familie zu finden, ihren Nachnamen herauszufinden … irgendwas. Ihre Angehörigen sollten erfahren, was passiert ist. Sie braucht ein anständiges Begräbnis.«
    »Mord? Wer war’s denn? Weiß man schon, wer sie umgebracht hat?«
    Ich schüttelte mit dem Kopf.
    »Du hast sie gestern Abend mitgebracht. Wolltest du sie nicht wieder nach Hause fahren?«, fragte Bobby hinter mir.
    Tomás nickte nachdenklich. »Als ich gehen wollte, war sie nicht da. Ich hab gedacht, sie hätte einen Freier gefunden. In ihrer Branche hat man nie frei. Man sucht immer nach Geschäftsmöglichkeiten. Darüber, wie sie nach Hause kommt, habe ich mir keine Sorgen gemacht. Nichts ist für einen Mexikaner leichter, als zurück nach Mexiko zu finden. Das habe ich jedenfalls gedacht, deshalb sind Little Piwi und ich ohne sie gefahren.«
    »Was weißt du über sie?«, fragte ich.
    »Nichts. Weniger als du. Alejandro kümmert sich um die Mädchen. Ich habe sehr wenig Kontakt mit ihnen. Du solltest eigentlich mit Alejandro sprechen. Der müsste was wissen, aber ich glaube nicht, dass er dir jetzt irgendwas verraten wird.«
    Wir alle sahen Alejandro an. Bewusstlos am Boden und zum Tode verurteilt.
    »Gibt es sonst noch jemanden, der was über Yolanda weiß?«, fragte ich.
    Tomás sah Minerva an. Ein sanftes Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit, als er leise mit ihr sprach: »¿Yolanda? ¿La conoces? ¿Una de las chicas de Alejandro? Una mancha de nacimiento aquí.«
    Er deutete auf die Stelle an seinem Hals, wo Yolanda ein Muttermal gehabt hatte.
    »Sí. ¿Yolanda Palomera? Muy alta. Sí, la conozco. Vivimos en la Ciudad Perdida.«
    Tomás deutete auf Alejandro. Little Piwi hob ihn hoch und legte ihn sich über die Schulter. Blut und Speichel tropften aus Alejandros Mund und er brabbelte etwas Unverständliches. Little Piwi trug ihn aus dem Zimmer.
    Mit einer neuen, detaillierten Wegbeschreibung verließen Bobby und ich die gediegene Wohngegend und fuhren zur Ciudad Perdida, einer colonia nahe einer

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