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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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Blick starr auf Tomás gerichtet.
    »Du denkst mit dem Herzen. Ein häufiger Fehler. Gebrauche deinen Verstand. Was hast du vor? Wohin willst du sie bringen? Du glaubst, du rettest sie, aber du nimmst ihr die letzte kleine Chance. Manchmal muss man etwas Unrechtes tun, weil es richtig ist. Weil es das Einzige ist, was man tun kann«, sagte Tomás.
    Er hatte recht. Das war mir klar. Und dafür hasste ich ihn.
    »Venga a mi« , wiederholte Tomás.
    Wir standen regungslos da, scheinbar eine Ewigkeit, aber in Wirklichkeit waren es sicher nur fünf Sekunden. Ich sah Bobby an.
    Er sagte: »Es liegt ganz an dir. Aber so oder so ist es eine beschissene Situation.«
    Dann löste das Mädchen seinen Arm aus meinem Griff. Sie nickte mir zu, ging zu Tomás hinüber, drehte sich kurz um und sagte: »Gracias.« Tomás öffnete seine Arme und sie ließ sich von ihm umarmen. Ihre Arme erwiderten die Umarmung nicht und hingen schlaff an ihrem Körper herunter.
    »Das nächste Mal, wenn du mich herausforderst, solltest du besser vorbereitet sein.« Tomás lächelte.
    »Darauf kannst du dich verlassen«, sagte ich und die Empörung lag wie ein Stein in meiner Magengrube. Ich war stinksauer, nicht
so sehr auf Tomás, sondern auf die Welt, in der er lebte. Tomás war nicht für die Armut und Verzweiflung dieses Mädchens verantwortlich, er beutete sie nur aus wie alle anderen auch.
    »Ich sorge dafür, dass sie gut behandelt wird«, sagte Tomás. »Ich bin Geschäftsmann. Wir haben einen formlosen Vertrag und ich garantiere dir, dass der eingehalten wird.«
    »Man könnte sagen, sie hat den Vertrag mündlich besiegelt, mit dem Mund …«, sagte Alejandro und lachte über seinen eigenen lahmen Witz. Daraufhin legte ich ihn mit einem Kinnhaken flach. Ein Schwinger, der aus dem Nichts kam und ins Schwarze traf. Alejandro brach zusammen und war schon bewusstlos, bevor er am Boden war.
    In diesem Augenblick blieb die Zeit stehen.
    Die Film-Crew schnappte sich die Kamera und hastete zur Tür. Flattop sprang in Kampfpose, besann sich dann aber eines Besseren und ließ die Fäuste sinken. Er nahm sich einen Bademantel, zog ihn aber nicht an. Nackt verließ er den Raum und sagte leise im Vorbeigehen: »Dich würde ich fertigmachen.« Wenn jemand einen Tritt in die Eier verdient hatte, dann stand er ganz oben auf der Liste.
    »Ach, du Scheiße«, kommentierte ich die Situation.
    Tomás’ Zigarillo schwelte zwischen seinen Fingern. »Was zum Teufel …?«, sagte er eher neugierig als wütend.
    Ich merkte, wie Bobby sich enger an mich drückte.
    Tomás sagte: »Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Was du da losgetreten hast? Ich habe dir doch gesagt, Alejandro ist völlig irre. Ich habe dich eindeutig gewarnt. Der eine Typ in Mexicali, mit dem du dich auf gar keinen Fall anlegen solltest, Jimmy.«
    »Der Typ ist ein Arschloch. Der kann mich mal«, sagte Bobby.
    »Wenn er aufwacht, dann will er Blut sehen. Er wird sich fragen, warum ich dich nicht umgebracht habe«, sagte Tomás und pfiff dann laut.
    Ich drehte mich um und sah Little Piwi im Türrahmen. Er hatte einen Revolver in der Hand, wahrscheinlich einen .45, war aber schwer zu sagen, da er in der Riesenpranke kaum zu sehen
war. Er hielt die Waffe zwar nach unten, aber es war eine Waffe mehr, als Bobby und ich hatten. Wir waren ganz offiziell geliefert.
    »Immer mit der Ruhe, Tomás«, sagte ich. »Es war ein Versehen. Ich bin durchgedreht.«
    »Man haut keinem versehentlich eine rein«, sagte Tomás. »Du zwingst mich, etwas zu tun, das ich überhaupt nicht will.«
    »Du knallst uns beide ab?«
    »Cállate« , sagte er. »Ich muss nachdenken.«
    Tomás sah zuerst Little Piwi an und dann zerstreut hinunter auf das Mädchen. Die ganze Zeit hatte sie sich gefallen lassen, dass er sie an sich drückt. Er nahm einen Zug von seinem Zigarillo und ließ den grauen Rauch langsam aus seinem Mund strömen.
    »Du kennst mich schon all die Jahre«, sagte ich, »und dafür willst du mich einfach so abknallen? Uns abknallen?«
    Dann lachte Tomás. Er lachte laut auf wie ein verrückter Wissenschaftler mit dem Kopf im Nacken, an die Decke starrend. Meine Eier zogen sich in meine Bauchhöhle zurück.
    »Natürlich bring ich dich nicht um«, sagte Tomás. »Du bist mein Freund. Wofür hältst du mich? Für einen Mörder?«
    Ich atmete auf.
    Tomás deutete auf den niedergestreckten Alejandro. »Aber ich werde ihn töten müssen.«
    Alejandro stöhnte und regte sich am Boden. Tomás nickte Little Piwi zu,

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