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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Prospects*. Aber auch unsere Brüder überall in Deutschland sollten wir nicht vergessen, es gibt Teufelstauben vom Schwarzwald bis nach Rügen, quer durch die Republik, und tötest du einen von denen, tötest du uns! Ich habe keine Ahnung, wen es erwischt hat. Aber das ist auch scheißegal! Wir sind alle gleich! Da machen wir keinen Unterschied   …« Die Beteuerungen reihten sich aneinander, und Boris schaltete irgendwann ab. Traute sich denn wirklich niemand, dem Mann da in der ersten |33| Reihe mal ordentlich übers Maul zu fahren? Die Stimmung kochte hoch, inzwischen hatte es keinen der Rocker mehr auf dem Stuhl gehalten, die Polizisten, die sich an den Wänden ringsherum platziert hatten, traten unruhig von einem Bein auf das andere. »Die Ansage ist fett genug! Wir machen die platt! Und wenn wir nicht heute noch zurück in unser Clubhaus kommen, geht’s hier richtig rund, ist das klar?«
    Die Hörfunkdame schien unbeeindruckt, sie schnappte sich das Mikrofon, das schon für die Pressefragen bereitgestellt worden war. »Hallo? Ich würde gern mal wissen, ob es nicht auch umgekehrt sein könnte? Vielleicht war das Opfer ein Mitglied der verfeindeten Gang, ein
G-Point -Gangster
zum Beispiel, und er wurde auf das Grundstück verschleppt und umgebracht?«
    »Schwachsinn!«, protestierte
Mighty Mäxx
. »Wenn wir jemanden killen wollen, dann besuchen wir ihn bei sich zu Hause. Wir sind doch nicht bescheuert!«
    Relativ weit hinten im Publikum hatte sich nun ein bislang unauffälliger Mann mit Piraten-Kopftuch erhoben. Erst als er stand, erkannte man das Abzeichen auf seiner Weste: Ein grinsender Schädel im Profil, in dessen Augenhöhle ein Fadenkreuz prangte. Seine Erscheinung sorgte dafür, dass zwei oder drei Journalisten, die sich schon auf den Weg zum Mikro begeben hatten, stehen blieben und die Luft anhielten.
    »Gestatten, das ist der Präsident der
Gangster
«, flüsterte die Staatsanwältin. »Keine Ahnung, wer so verrückt war, den hier reinzulassen.«
    »
Mäxx
, du Arschloch.« Der Obergangster brauchte keinen Verstärker, sein Bass dröhnte satt durch die Reihen. »Pass auf, was du sagst! Meine Brüder und ich haben keinen von euch erledigt, aber was nicht ist, kann ja noch werden.« Gleich vier Beamte griffen ihn von beiden Seiten, doch der Aufwand war nicht nötig, der Rocker verzichtete auf Randale und verließ |34| freiwillig den Raum. Ein paar schmutzige Flüche ließ er sich jedoch nicht verbieten, Beschimpfungen gegen die Teufelstauben, die Bullen, die Paparazzi, die Spießer, die abgewichste Welt. Hinter ihm wurden die Türen verschlossen, die Luft war inzwischen zum Schneiden.
    »Wir wollen Rache!«, ließ der Präsident vor dem Podium wieder von sich hören. »Die haben uns verletzt, unsere Freiheit und   …«
    Der Pressesprecher versuchte es mit dem Mikro: »Ja, ja. Dürfte ich Sie jetzt bitten   …«
    »Ein
DD
lässt sich nicht das Maul verbieten. Von einem Bullen schon gar nicht!« Die anderen grölten. Es musste eine Art Notruf nach draußen gegangen sein, denn auf einmal stand die doppelte Anzahl von Polizisten im Raum, die Stöcke am Hosenbund waren unübersehbar.
    »Wir wollen doch im Grunde ein und dasselbe«, versuchte es nun die Staatsanwältin auf die pädagogische Tour. »Ihre Wut können wir ja verstehen, aber das bringt uns hier nicht wirklich weiter, Herr Brunken.«
    »Was wollen Sie denn, hä?«, blaffte
Mighty Mäxx
. »Ein bisschen Verhaften, ein bisschen Verurteilen, ein bisschen Verknacken? Und damit soll der Tod meines Bruders gerächt worden sein?«
    Sieglind Maschler ließ sich keineswegs einschüchtern. »Dass unsere Ansichten in Sachen Strafmaß auseinandergehen, ist mir durchaus bewusst. Aber so weit sind wir ja noch lange nicht. Erst einmal müssen wir dieses schreckliche Verbrechen aufklären, da sind wir uns doch wohl alle einig. Warum also nicht an einem Strang ziehen?«
    Boris lagen einige Sätze auf der Zunge. Es war ein Fehler, ein riesiger Fehler, als Ermittler einen Pseudopakt mit Leuten wie den
Devil Doves
zu schließen. Und dass musste einer erfahrenen Staatsanwältin eigentlich klar sein. Die Rechnung »gleicher |35| Wunsch ist gleiches Ziel« würde niemals aufgehen, und mit einem Satz wie dem letzten erteilte man einem Haufen gesetzloser Schläger die Lizenz zur Rache. Das konnte gefährlich aus dem Ruder laufen. Doch es gab keine Möglichkeit, eine Warnung in Maschlers Ohr zu platzieren. Sie debattierte gerade mit Wachtel und dem Taubenchef und

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