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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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errang dabei so etwas wie einen gefühlten Etappensieg: Die Rocker beruhigten sich wieder einigermaßen, und die Pressekonferenz konnte fortgesetzt werden.
    »Natürlich halten wir uns aus Ihren Querelen untereinander raus, solange Sie dabei nicht gegen Recht und Ordnung verstoßen. Und seien Sie sicher, die Staatsanwaltschaft wird alles dafür tun, Licht in die Sache zu bringen. Die zahlreichen Drohungen im Vorfeld sind uns ja durchaus bekannt, wir wissen von den
G-Point -Gangsters
, von ihren Verstößen gegen das Waffen-, das Betäubungsmittelgesetz. Erst letzte Woche gab es eine umfangreiche Razzia in einigen Nachtclubs in ganz Mecklenburg-Vorpommern   …«
    »Die Tauben sind nun aber auch nicht gerade Engel!«, rief wieder die Hörfunkmoderatorin mutig dazwischen und hatte ein paar Lacher auf ihrer Seite.
    »Schon klar! Doch Mord steht – zumindest, soweit wir Kenntnis darüber haben – bei den
Devil Doves
nicht auf der üblichen Tagesordnung.«
    Wenn Boris nicht wüsste, dass die Staatsanwältin eigentlich dazu da war, Land und Leute vor Verbrechen zu schützen, man hätte fast meinen können, sie schüre in voller Absicht das Feuer noch zusätzlich an. Man konnte Rockern nicht damit schmeicheln, dass man sie für weniger gefährlich hielt als die anderen. Aber man konnte auf diese Weise einiges verschenken.
    Es ergab sich genau jetzt die Gelegenheit, das Ruder rumzureißen und das Schlimmste zu verhindern. Und diese Gelegenheit musste Boris nutzen, verdammt, auch wenn er nicht sicher |36| war, ob er überhaupt einen gescheiten Satz   … »Zum Thema Mord!«, schaffte er immerhin zu sagen. »Da würde ich jetzt gern noch ein paar Dinge ergänzen…«
    Sitzen bleiben oder aufstehen? Mikro in die Hand nehmen oder sich nach vorn beugen? Laut oder leise? Freundlich oder mit Nachdruck? Boris griff nach dem Bericht seiner Kollegin, damit hatte er wenigstens etwas in der Hand. »Also rein soziologisch gesehen   …«
    »Lauter bitte!«
    »Man versteht ja kein Wort!« Da waren sich Rocker und Journalisten einig.
    Boris holte tief Luft. »Nach den bisherigen Ergebnissen der Sequenzanalyse und den Indizien am Tatort sollten wir nach lediglich einem Täter suchen, und der wird aller Wahrscheinlichkeit nach im privaten Umfeld des Opfers zu finden sein   …«
    Der Rest seiner mutigen Rede ging größtenteils unter in einer Kakophonie aus Buh-Rufen, Gelächter, Zwischenfragen und dem vorwurfsvollen Zischeln einer verärgerten Staatsanwältin.

|37| Die Drei
steht als Zahl für Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit
    »Fahren wir mit ’nem Doppeldeckerzug?«, fragte Emil zum zwanzigsten Mal.
    »Wie gesagt: Ich glaube schon.« Wencke setzte sich auf den schwarzen Sack, stemmte ihre Füße gegen das andere Ende und zog an dem verfluchten Reißverschluss. Das Zelt musste über Nacht, als sie es zum Lüften an die Wäscheleine gehängt hatte, gewachsen sein. »Denkst du bitte noch daran, deine Badeschlappen einzupacken? Ich konnte sie beim besten Willen nicht finden.«
    »Sie sind zwischen den Legopiraten«, antwortete Emil, als sei dies der Ort, an dem 99,9   % der Weltbevölkerung ihre Flip-Flops aufbewahrten. »Ich habe die Dinger als Speedboote benutzt. Und meine Wanderstiefel waren die Höhle, in der der Schatz versteckt war.«
    »Auch einpacken!«, kommandierte Wencke. Das Telefon klingelte. Sie beschloss, es zu ignorieren. Im Grunde waren sie beide schon so gut wie im Urlaub, in drei Stunden ging der Zug, da musste man nicht mehr erreichbar sein.
    »Holt Axel uns ab?«, wollte Emil jetzt wissen. Auch diese Frage stellte er nicht zum ersten Mal. Doch im Gegensatz zu der Doppeldecker-Problematik interessierte Wencke die Antwort auf die letzte Frage ebenso.
    »Das weiß ich nicht, mein Schatz.«
    |38| »Er hat noch nicht meine Narbe gesehen, die vom Fußball. Die muss ich ihm zeigen.«
    Wenckes Sohn rieb über die helle Haut am Knie, als müsse er diese Stelle schon mal auf Hochglanz polieren. Vor vier Wochen war er im Sportverein ziemlich heftig hingeknallt, jetzt war davon so gut wie nichts mehr zu sehen. So lange also hatte Axel sich hier schon nicht mehr blicken lassen. Es war klar, warum. Seine Frau Kerstin war an den Augen operiert worden, da konnte er sie und ihre Tochter unmöglich allein lassen.
    »Wenn er uns nicht abholt, besuchen wir ihn dann wenigstens?«
    »Kommt drauf an, ob wir Zeit haben.«
    Emil verdrehte die Augen. »Aber Mama, wir machen doch Urlaub. Da haben wir Zeit ohne Ende.« Er quetschte

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