Tauchstation
meint, dass es eine mikro skopisch kleine Diamantmatrix sein könnte. Ich wünschte, wir könnten irgendwie an eine größere Probe herankommen. Eines der größten Probleme beim Bohren auf hoher See ist, dass man keine Spülflüssigkeit absaugen kann, die den Bohrschlamm nach oben bringt. Es ist, als würde man im Dunkeln bohren.«
»Können wir einen Kernbohrer da runter bringen?«, fragte Perry.
»Was sollte uns das wohl bringen, wenn wir nicht einmal mit einem Diamantbohrer weiterkommen?«
»Und wenn wir ihn zusammen mit dem Diamantbohrer einsetzen – im Huckepackverfahren sozusagen? Wenn wir uns eine richtige Probe von diesem widerspenstigen Gestein beschaffen könnten, könnten wir vielleicht auch eine sinn volle Strategie entwickeln. Wir haben schon viel zu viel in diese Operation investiert, als dass wir aufgeben könnten, ohne alles versucht zu haben.«
Mark sah den Schichtleiter an, der nur mit den Schultern zuckte. Dann sah er wieder Perry an. »Wie Sie meinen. Sie sind der Boss.«
»Zumindest im Moment noch«, entgegnete Perry und meinte das nicht nur im Scherz. Er fragte sich allmählich, wie lange er wohl noch der Boss sein würde, wenn das Pro jekt den Bach runterging.
»Okay«, entschied Mark und legte seine Zigarette auf dem Rand des überquellenden Aschenbechers ab. »Holen Sie den Bohrer zum Kopf des Bohrlochs hoch!«
»Damit habe ich die Männer schon beauftragt«, entgegnete der Schichtleiter.
»Dann holen Sie die letzte Diamantbohrkrone aus dem Vorratslager«, ordnete Mark an und griff zum Telefonhörer. »Ich sorge derweil dafür, dass Larry Nelson die komplette Sättigungs-Tauchstation in Bereitschaft setzt und das U- Boot zu Wasser lässt. Dann tauschen wir die Bohrkrone aus und versuchen, eine bessere Probe von diesem undurch dringlichen Gestein hochzuholen.«
»Aye, aye.« Mit diesen Worten drehte sich der Schichtlei ter um und verließ die Kajüte. Mark drückte den Hörer an sein Ohr und wartete darauf, dass der Leiter der Tauchstati on abnahm.
Perry wollte ebenfalls gehen, doch Mark bedeutete ihm durch ein Handzeichen zu bleiben. Nachdem er sein Gespräch mit Larry Nelson beendet hatte, wandte er sich erneut an Perry.
»Da ist noch etwas, das ich bei unserer Besprechung ges tern Abend nicht erwähnt habe«, begann er. »Aber ich glau be, wir sollten keine Geheimnisse vor Ihnen haben.«
Perry musste schlucken. Sein Mund wurde auf einmal ganz trocken. Marks Tonlage verhieß nichts Gutes. Das klang nach einer weiteren Hiobsbotschaft.
»Vielleicht ist es auch ganz unbedeutend«, fuhr Mark fort, »aber als wir diese seltsame undurchdringliche Ge steinsschicht mit dem Bodenradar analysiert haben, haben wir rein zufällig eine unerwartete Entdeckung gemacht. Ich habe die Daten hier auf meinem Tisch. Wollen Sie sie sehen?«
»Erzählen Sie mir einfach, was Sie herausgefunden ha ben«, bat Perry. »Die Daten sehe ich mir später an.«
»Die Auswertung unserer Radaraufzeichnungen legt nahe, dass sich in der Magmakammer etwas anderes befindet, als wir auf Grund der ursprünglichen seismischen Studien angenommen haben. Der Inhalt der Kammer ist womöglich gar nicht flüssig.«
»Sie machen wohl Witze!« Als ob Perry nicht schon genug Probleme am Hals hätte, kam nun auch noch diese Katastrophe hinzu. Es war reiner Zufall gewesen, dass die Be satzung der Benthic Explorer den Unterwasserberg, an dem die jetzigen Bohrungen durchgeführt wurden, im vergan genen Sommer entdeckt hatte. Das Erstaunliche an dieser Entdeckung war gewesen, dass die Gegend als Bestandteil des Mittelatlantischen Rückens ausgiebig von Geosat unter die Lupe genommen worden war, dem für Gravitationsmes sungen eingesetzten Satelliten der U. S. Navy, dessen Daten für die Kartierung des Ozeangrundes verwendet wurden. Merkwürdigerweise war genau dieser Unterwasserberg von Geosat nicht erfasst worden.
Obwohl die Besatzung der Benthic Explorer darauf erpicht gewesen war, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, hatte sie sich die Zeit genommen, den mysteriö sen Berg etliche Male zu überqueren. Mit Hilfe des ausge klügelten Sonarsystems hatte man eine flüchtige Untersu chung der inneren Struktur des Guyots durchgeführt. Die Ergebnisse waren genauso überraschend gewesen wie die Existenz des Unterwasserberges selbst. Es schien sich bei dem Berg um einen auffallend dünnhäutigen, inaktiven Vulkan zu handeln, dessen flüssiger Kern sich nur einhundertzwanzig Meter unter dem Meeresboden befand. Noch
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