Tauchstation
stämmigen Louis. Genau wie seine beiden Freunde war er ein Muskelpaket und gut in Form. Auch was seine Kleidung betraf, unterschied er sich nicht von Richard und Louis: Er trug eine ähnlich ausgebeulte Jogginghose, allerdings hatte er eine Baseballkappe von den Red Sox auf dem Kopf, deren Schirm er zur Seite gedreht hatte. Michael stammte aus Chelsea in Massachusetts und war ein begeisterter Fan der Boston Red Sox und der Bruins.
Er wollte sich gerade darüber beschweren, dass sein Kumpel ihn so früh geweckt hatte, doch Richard ignorierte ihn und stürmte los in Richtung Hauptdeck. Louis folgte ihm. Michael zuckte mit den Schultern und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Während sie die Haupttreppe hin unterhasteten, brüllte Louis dem vor ihm laufenden Richard zu: »He, Adams, hast du ein Kartenspiel dabei?«
»Klar hab ich ein Kartenspiel dabei«, rief Richard über die Schulter zurück. »Ich hoffe, du hast dein Scheckbuch dabei.«
»Großkotz!«, kläffte Louis. »Während der letzten vier Tauchgänge hast du nicht ein einziges Mal gewonnen.«
»Das war Absicht, du Idiot«, konterte Richard. »Damit du leichtsinnig wirst und ich dich beim nächsten Mal so richtig ausnehmen kann.«
»Scheiß auf die Karten«, meldete Michael sich zu Wort. »Hast du deine Pornohefte dabei, Mazzola?«
»Glaubst du vielleicht, ich würde ohne sie auf einen Tauchgang gehen?«, fragte Louis zurück. »Niemals. Eher würde ich auf meine Schwimmflossen verzichten.«
»Hoffentlich hast du die Hefte mit den nackten Weibern eingepackt«, hänselte Michael seinen Kumpel. »Und nicht die mit den nackten Kerlen.«
Louis blieb so abrupt stehen, dass Michael ihn von hinten rempelte.
»Was willst du damit sagen?«, grollte Louis.
»Nichts«, erwiderte Michael mit einem trockenen Grin sen. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass du die richti gen Hefte dabeihast. Könnte ja sein, dass ich mir eins aus leihen will. Meinst du, ich hätte Lust, mir eklige Schwänze anzusehen?«
Louis’ Hand schoss hervor und packte Michael am Un terhemd. In derselben Sekunde griff Michael mit der linken Hand nach Louis’ Unterarm und ballte seine rechte zu einer Faust. Doch bevor die beiden sich prügeln konnten, schritt Richard ein.
»Hört auf, ihr Vollidioten!«, keifte er und drängte sich zwischen seine beiden Freunde. Er verpasste Louis’ Arm ei nen kräftigen Schlag von unten. Man hörte etwas reißen, Louis’ Arm flog hoch, und er hielt einen Fetzen von Mi chaels Unterhemd in der Hand. Wie ein Bulle, der rot sieht, versuchte Louis an Richard vorbeizustürmen. Als ihm das nicht gelang, versuchte er über Richards Schulter hinweg erneut Michaels Unterhemd zu fassen zu bekommen. Michael lachte sich halb tot und duckte sich.
»Mazzola, du Fleischtomate!«, brüllte Richard. »Merkst du nicht, dass er dich nur ärgern will? Hör jetzt endlich auf!«
»Dreckiger Bastard!«, fluchte Louis und schleuderte Mi chael den Stofffetzen entgegen, den er ihm gerade aus dem Unterhemd gerissen hatte. Michael lachte nur.
»Jetzt kommt schon!«, ermahnte Richard die beiden ent nervt und lief weiter die Treppe hinunter. Michael bückte sich, hob den Fetzen Stoff auf und tat so, als wollte er ihn sich zurück auf die Brust kleben. Louis’ Wut war schlagartig verflogen, und er musste lachen. Sie stürmten los, um Richard einzuholen.
Als die drei Taucher das Deck erreichten, sahen sie, dass die Bohrstange hochgezogen wurde.
»Offenbar hat der nächste Bohrer seinen Geist aufgege ben«, mutmaßte Michael. Richard und Louis nickten. »Dann wissen wir ja wenigstens, was wir zu tun haben.«
Sie betraten die Tauchstation und ließen sich auf den ne ben der Tür stehenden Klappstühlen nieder. Hier stand auch der Schreibtisch von Larry Nelson, dem Verantwortli chen für die Tauchoperationen. Hinter ihm erstreckte sich auf der gesamten rechten Seite der Station bis zur anderen Seite der Wand die Kommandozentrale. Hier befanden sich sämtliche Anzeigen, Messgeräte und Kontrollinstrumente, mit denen das Tauchsystem gesteuert wurde. Auf der linken Seite der Schaltkonsole befanden sich die entsprechenden Knöpfe und Hebel zur Bedienung der ferngesteuerten Kameras. Ebenfalls auf der linken Seite war ein Fenster, das zum zentralen Bohrschacht des Schiffes hinausging. Durch diesen Bohrschacht wurde auch die Tauchglocke nach un ten gebracht.
Das Tauchsystem der Benthic Explorer arbeitete nach dem Prinzip des Sättigungstauchens. Das hieß, die Taucher absorbierten
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