Taumel der Gefuehle - Roman
Ihr erfolgreich gewesen.«
Elizabeth empfand keine Genugtuung über ihren Sieg. Während Northam auf die Beine sprang und sich leicht von ihr abwandte, drängte sie weiter auf ihn ein. »Hätte ich Euch etwa gestatten sollen, mich zu verführen? Hätte ich für Euch die Unschuld spielen sollen, um dann von Euch mit Verachtung bestraft zu werden? Welche Wörter hättet Ihr mir dann an den Kopf geworfen? Flittchen? Dirne? Ich bin kein unbeflecktes junges Ding mehr, und ich werde es nicht zulassen, dass Ihr so tut, als sei ich es.«
Wütend entfernte er sich einen Schritt vom Bett, da er sich womöglich sonst nicht hätte beherrschen können, ihr eine Ohrfeige zu geben.
Elizabeth befreite sich aus der Bettdecke und erhob sich. Sie stand nun genau hinter Northam und wollte ihn an der Schulter berühren, besann sich jedoch eines Besseren. »Ich bin nicht die Art Frau, die man heiraten möchte. Jedenfalls nicht, wenn man die Möglichkeit hat, frei zu wählen. Ihr dürft nie wieder alleine mit mir sein, Northam. Wie dem auch sei, es würde schlimm für Euch ausgehen, falls Ihr hier entdeckt würdet.«
Er gab keine Antwort, und Elizabeth wusste, dass er es auch nicht vorhatte. Sie ging hinkend in ihr Ankleidezimmer und kehrte mit einem feinen Wollschal um die Schultern zurück.
Auf der Türschwelle hielt sie inne. Sie hatte erwartet,
er würde ihre kurze Abwesenheit dazu benutzen, sich eiligst aus dem Schlafgemach zu schleichen.
»Kann ich nichts tun, um Euch zum Gehen zu überreden?«, wollte sie wissen.
Northam bemerkte ihren erschrockenen Blick zur Tür, als würde sie erwarten, jeden Moment überrascht zu werden. Vielleicht würde dies tatsächlich passieren, dachte er grimmig, aber es war ihm gleichgültig. Allerdings wollte er auf keinen Fall, dass sie ihn weiterhin für einen Feigling hielt. Die von ihr angebotene Gelegenheit zur Flucht zu nutzen, hätte nicht gerade von Heldenhaftigkeit gezeugt.
Erleichtert tat Elizabeth einen tiefen Atemzug, da sie bemerkte, dass Northam zur Tür schritt. Sie wartete und zog den Schal noch fester um die Schultern. Mit den Augen verfolgte sie seine Hand, die sich erst auf den Messinggriff senkte, dann weiter hinunter zum Schlüssel glitt. Elizabeths Magen verkrampfte sich, und sie sah atemlos zu, wie er die Tür mit einer schnellen Handbewegung verschloss.
Northam warf den Schlüssel auf Elizabeths Frisiertisch. Aus der Innentasche seiner Jacke holte er sein kleines Teleskop hervor und legte es neben den Schlüssel. Einen Moment lang starrte er auf die beiden Gegenstände, um Zeit zu gewinnen. Er spürte ihren musternden Blick in seinem Rücken. Elizabeth konnte nicht erahnen, was er vorhatte, da er es selbst noch nicht recht wusste.
Als sich Northam zu ihr wandte, wurden seine Vermutungen bestätigt. Obwohl sie ihr Kinn gereckt hatte, war ihre Stirn gerunzelt. Ihr Atem ging flach. Weder der Schal noch die Hand, die ihn zusammenhielt, konnte das Heben und Senken ihres Busens verdecken.
Langsam schritt er auf Elizabeth zu. Ihre Augen blitzten auf, während sie zum Fenster blickte, als böte sich dort eine Möglichkeit zur Flucht. »Es ist zu weit entfernt«, sagte er ruhig und bestimmt. »Außerdem liegt Euer Schlafgemach zu hoch.«
Elizabeth wusste, dass es kein Entkommen gab. Starr verharrte sie im Türrahmen zu ihrem Ankleidezimmer.
Auch Northam blieb stehen. Ein einziger ausholender Schritt wäre nötig gewesen, den Abstand zwischen ihnen zu überwinden. »Kommt her.«
Sie bewegte sich nicht, hätte es selbst dann nicht gekonnt, wenn sie gewollt hätte. Unerträgliche Anspannung hatte sie erfasst, und ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Bei der ersten Berührung würde sich der Druck in ihrem Innern mit einer solchen Kraft lösen, dass sie aufschreien müsste. Sie versuchte sich zu beherrschen und das Gefühl des angstvollen Verlangens zu unterdrücken.
»Elizabeth.«
Es kam ihr vor, als werde ihr Name von weit her gerufen. Unbewusst machte sie einen Schritt nach vorn in das Zimmer, fuhr jedoch erschrocken auf und widerstand dem Drang, sich Northam in die Arme zu werfen. Sie blickte auf die Hand hinab, die er ihr entgegenstreckte, dann zurück in sein Gesicht, sein wunderschönes Gesicht mit den dunklen Augen, und sie erkannte, dass sie ihm völlig ausgeliefert war.
Gleichzeitig bewegten sie sich aufeinander zu. Elizabeth ließ es zu, dass sie gegen die Wand gedrückt wurde. Ihre Hand öffnete sich, und Northam fing geschickt die Enden des Schals auf, mit
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