Taumel der Gefuehle - Roman
kann nicht.«
Elizabeth reckte das Kinn. »Natürlich kannst du das. Warst nicht du derjenige, der meinte...« Sie hielt inne, da er unnachgiebig den Kopf schüttelte. »Bitte.«
Das leise gehauchte Wort traf ihn wie ein Peitschenhieb. Es schmerzte ihn, Elizabeth diesen kleinen Gefallen nicht tun zu können. »Dringende Angelegenheiten halten mich hier.«
»Angelegenheiten des Obersts.« Sein Schweigen war Antwort genug. »Es geht um diesen Dieb, nicht wahr?« Noch immer sagte North kein Wort und ließ Elizabeth ihre eigenen Schlüsse ziehen. Sie lachte schrill. »Ich dachte, es wäre nur ein Spiel für dich und den Kompass Klub|... es ist jedoch mehr|...« Ihre Stimme verlor sich, und ihre Hände glitten kraftlos auf ihren Schoß. »Es ist bitterer Ernst, nicht wahr? Großer Gott, du willst den Mann wirklich greifen!«
»Elizabeth!«
Sein ruhiger Tonfall war herablassend, so jedenfalls kam es Elizabeth vor. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Morgen früh werde ich Blackwood schreiben. Nein, ich werde ihm sofort einen Brief schicken.«
»Du kannst nichts daran ändern.«
Angriffslustig hob sie eine Augenbraue. »Das werden wir sehen.«
Oberst Blackwoods Antwort kam drei Tage später in der Nachmittagspost an. Das Schreiben war voller Einzelheiten über seine Pferde und seine Pläne, das Arbeitszimmer zu renovieren. Außerdem berichtete er ausführlich über seinen Gesundheitszustand und empfahl ihr Bücher, die er vor kurzem gelesen hatte.
Mit keinem einzigen Wort erwähnte er den Gentleman-Dieb oder Elizabeths Sorgen, was Northams Beteiligung an der Jagd betraf.
Sie war dankbar, dass North sie in dieser Sache nicht bedrängte. Natürlich wusste er von der Ankunft des Briefes, bestand jedoch nicht darauf, ihn zu lesen. Elizabeths Schweigen zeigte ihm deutlich, dass er Recht behalten hatte.
Sobald Elizabeth das Haus betrat, wurde ihr aus Redingote und Haube geholfen. »Wo ist mein Gatte?«, fragte sie die Dienstbotin.
»In der Bibliothek, Mylady. Er hat vor einer knappen halben Stunde zwei Schreiben erhalten und darum gebeten, nicht gestört zu werden.«
»Ich bin sicher, dass er nicht mich damit gemeint hat.« Elizabeth wusste allerdings nicht, ob das der Wahrheit entsprach. North hatte sich in den letzten Tagen ihr gegenüber sehr kühl verhalten. Er war die Höflichkeit in Person, aber sie spürte, dass eine unüberwindbare Mauer sie trennte. Seit der Nacht, in der sie Blackwood geschrieben hatte, hatte er keinerlei Interesse gezeigt, mit
ihr zu schlafen. Sie merkte, wie sie sich immer weiter voneinander entfernten, ganz so, wie sie es vorhergesehen hatte. »Ich gehe zu ihm«, erklärte sie der Bediensteten. »Bitte lassen Sie Tee servieren.«
Geräuschlos betrat Elizabeth die Bibliothek. North sah auf und nahm ihre Anwesenheit mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis. Elizabeth erblickte keine Briefe, dafür eine Karaffe mit Whisky. »Bist du betrunken, Mylord?«, fragte sie überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Er verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. »Das bin ich. Hast du irgendwelche Einwände?«
»Nein. Obwohl ich nicht daran gewöhnt bin. Ich habe Mrs Wallace gebeten, uns Tee zu servieren. Ist dir das recht?«
»Es interessiert mich nicht, was du trinkst.« Seine schlechte Laune war nicht zu übersehen.
»Darf ich den Grund erfahren, weshalb du zu dieser Tageszeit zu trinken begonnen hast? Mrs Wallace erwähnte einen Brief.«
North nickte. »Marchman informierte mich von dem Tod seines Vaters. Sein Ableben kam nicht völlig unerwartet, man ist jedoch nie wirklich vorbereitet. Der alte Bastard hat ein Testament hinterlassen, in dem er Marchman als seinen Sohn anerkennt. Zu Lebzeiten hätte er niemals öffentlich zu ihm gestanden. Das macht Marchman zu seinem ältesten Sohn, der nun den Titel erben wird.«
Langsam setzte sich Elizabeth. »Dann ist Mr Marchman jetzt... Nun, es ist so, wie du es vorhergesehen hast. Er wird also der nächste Duke von Westphal. Armer West. Das hatte er nie gewollt.«
»Niemals.« North leerte sein Glas und stellte es neben die Karaffe. »West wollte nur eine einzige Sache von seinem Vater, und das war nicht der Titel.« Ohne die übliche Geschmeidigkeit stand Northam auf. »Möchtest du einen Drink? Nein, natürlich nicht. Du hast bereits Tee bestellt.« Er schritt zum Kamin, nahm den Schürhaken und stieß gegen die Scheite, um das Feuer zu entfachen. »Du wirst zur Beerdigung kommen«, befahl er
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