Taumel der Gefuehle - Roman
scharf.
»Selbstverständlich.« Elizabeth war überrascht, dass er tatsächlich glaubte, sie würde ihn nicht begleiten. Ein Gefühl der Angst ließ ihr Inneres sich zusammenziehen.
»Danach...« Vorsichtig lehnte North den Schürhaken seitlich an den Kamin und drehte sich zu Elizabeth. »Wenn du dann immer noch nach Hampton Cross oder Rosemont möchtest, werde ich es arrangieren.«
»Ich möchte nicht...« Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte kein weiteres Wort hervor.
»Es wird kein Gerede geben, wenn ich in der Stadt bleibe, besonders nicht, wenn du deine Familie besuchst.«
Nur mit größter Mühe konnte Elizabeth schlucken. »Ist der Brief an den Oberst schuld an deiner schlechten Stimmung? Mrs Wallace sagte, du hättest heute Morgen zwei Schreiben erhalten. War eines davon von Blackwood?« Sie mochte keinen Whisky, hatte ihn nur wenige Male in ihrem Leben gekostet, nun allerdings übte der Anblick einen gewissen Reiz auf sie aus.
»Der zweite war nicht vom Oberst.« North griff in seine Tasche und zog ein kleines braunes Fläschchen hervor. Er sah Elizabeth fest in die Augen, während er damit spielte und es schließlich auf den Kaminsims stellte. Elizabeth erblasste.
»Du erkennst es also«, knurrte er.
»Ja.«
»Ich bemerkte es das erste Mal an dem Abend, als du von dem Ball der Herzogin zurückkamst. Erinnerst du dich? Du saßest an deinem Frisiertisch, und ich bürstete dir das Haar.«
Diese Erinnerung schien aus einem anderen Leben zu stammen, und doch war erst eine einzige Woche verstrichen. Elizabeth nickte leicht. Ihr war übel.
»Du hast die kleinen Tuben und Flakons sortiert. Dieses hier stach aus den anderen heraus. Rasch hast du es ganz nach hinten gestellt. Ich glaubte, du hättest es getan, da du es nicht so hübsch findest wie die anderen. Ich hatte mir damals nichts dabei gedacht.« Er beobachtete, wie Elizabeth den Kopf senkte. »Ich wünschte zu Gott, es wäre mir später nicht wieder eingefallen.«
Ein Klopfen durchbrach die Stille, die wie dichter Nebel zwischen ihnen lag. North ging zur Tür, da Elizabeth sich nicht rührte. Er nahm das Tablett von Mrs Wallace entgegen und schickte sie wieder fort. Die Tasse klapperte, während er sie Elizabeth reichte.
»Der Brief, den ich erhielt, war von dem Apotheker«, erklärte er. »Es war eine reine Formalität. Ich wusste bereits, was sich in dem Fläschchen befand, bevor ich eine Probe davon wegschickte.« Er blickte zum Kamin, dann zurück zu seiner Frau. Sein Gesicht war aschfahl, seine Stimme zum Reißen gespannt. »Ist es nur mein Kind, das du nicht willst, oder das Kind eines anderen Mannes?«
Tee schwappte über den Rand der Tasse, als Elizabeth erschrocken hochfuhr. Ihre Augen waren trocken, doch der Schmerz dahinter war beinahe unerträglich. »Ich
werde es nur einmal sagen, Mylord. Es gibt niemanden außer dir.«
Bei Gott, er wusste, dass sie die Wahrheit sprach, hatte es bereits gewusst, bevor er die Frage gestellt hatte. Er wusste allerdings nicht, ob er sich nun besser fühlen sollte. Traurigkeit, Enttäuschung und quälende Frustration bohrten sich tief und heiß in seine Seele. »Dann hast du das Mittel nicht aus Angst genommen, mir einen Bastard aufzubürden«, sagte er verbittert.
Elizabeth starrte ihn einfach nur an, ohne sich weiter zu verteidigen.
Mit einer wütenden Handbewegung fegte er das Glas und die Whiskykaraffe vom Tisch. Das Kristall zerbarst auf dem Boden in tausend Stücke, der Alkohol sickerte tief in den Teppich.
»Du möchtest überhaupt kein Kind«, rief er vorwurfsvoll.
»Nein.«
Northam wunderte sich, dass er nicht noch mehr taumelte. »Ich hatte einmal eine Geliebte, die dasselbe Zeug benutzte. Sie tröpfelte es auf einen Schwamm und führte ihn sich ein. Hast du es genauso gemacht?«
»Ja.«
»Natürlich. Was für eine dumme Frage!« Er verzog spöttisch das Gesicht. »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Vielleicht bin ich auch zu betrunken.«
»Ich sollte gehen.«
Er nickte. »Das wäre das Beste.«
Elizabeth setzte die Teetasse auf das Tablett und stand auf. Sie machte einen kleinen Schritt auf North zu, doch er blickte schnell weg. Es war nicht diese Geste, die sie innehalten ließ, sondern der Ausdruck in seinen Augen.
Sie presste die Hände gegen den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken, und flüchtete aus dem Zimmer, bevor sie sein gequältes Aufschluchzen vernehmen konnte.
Elizabeth fürchtete sich davor, West ihr Beileid auszusprechen. Danach würde
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