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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Seinab heiraten, so nimm auch ihre vierzig Posttauben. Ali befolgte diesen Rat; der Koch machte nicht viele Schwierigkeiten, ein Glas Buza anzunehmen, und er wurde darauf so redselig, daß Ali ihm alles auslockte, was er wissen wollte; er hörte nicht nur, wie viele Gerichte er täglich zuzubereiten hatte, sondern auch noch, welche auf heute verlangt waren und welche am vorhergehenden Tag aufgetischt worden. Auch über den Platz, wo die verschiedenen Schlüssel lagen, erhielt er Auskunft, und nun zog er sein einschläferndes Pulver hervor und mischte es in das Buza, das er dem Koch vorstellte. Dieser stürzte um, sobald er davon trank; Ali zog dann dessen Kleider an und ging mit dem Marktkorb in den Chan. Aber Dalilah erkannte Ali sogleich und rief herunter: »Geh heim, Spitzbubenhäuptling, hast du im Sinn, in diesem Chan einen Spitzbubenstreich auszuführen?« – »Was sagst du, Pförtnerin?« fragte Ali im Ton des Erstaunens.« – »Was hast du aus meinem Koch gemacht?« versetzte Dalilah; »hast du ihn getötet oder ihm einen Schlaftrunk beigebracht?« – »Gibt es hier einen anderen Koch als mich?« entgegnete Ali. – »Du lügst«, schrie ihn Dalilah an, »du bist Ali Quecksilber!« Da sagte er im Dialekt der Schwarzen: »O Pförtnerin, seit wann sind die Ägypter schwarz? Auf diese Weise kann ich nicht länger dienen.« – »Gott erhalte unseren Koch!« riefen einige Sklaven Dalilah zu; »was willst du von ihm?« – »Es ist nicht euer Koch«, sagte Dalilah, »wartet nur, ich komme gleich herunter, um einmal zu sehen, ob seine Schwärze natürlich ist.« Sie kam und wusch ihm den Arm, aber die Schwärze blieb, denn Hasan hatte ihm eine Salbe gegeben, welche das Wasser nicht zu vertreiben vermochte. Demungeachtet bestand Dalilah auf ihrer Behauptung, bis endlich die Sklaven ihr sagten: »Laß doch den Koch unser Mittagsessen zubereiten, ist er es nicht, so wird er weder die Küche noch das Speisezimmer finden, auch wird er nicht wissen, welche Gerichte er uns heute auftischen soll.« – »Nun«, sagte Dalilah, »fragt ihn einmal, welche Speisen ihr gestern von ihm verlangt.«
    Ali sagte eine Speise nach der anderen her, nahm dann den Küchenschlüssel von dem Platze, wo er gewöhnlich lag, und ebenso den zur Speisekammer; er erkannte ersteren, weil Federn daran klebten und letzteren an Spuren von Fett, den Weg nach beiden zeigte ihm überdies noch eine vor ihnen herspringende Katze. Obgleich aber Dalilah dies wohl merkte, widersprach sie doch ihren Dienern nicht länger. Ali bereitete nun zuerst das Essen für Seinab und Dalilah zu und mischte eine so starke Dosis einschläferndes Pulver hinein, daß sie beim ersten Bissen zusammensanken. Er reichte dann den Sklaven ebenfalls Speisen, in welche er einen Schlaftrunk mischte, in das Essen für die Hunde aber mischte er Gift, so daß er des Abends ungestört mit allen Kleidern, welche Seinab ihm und Ahmed geraubt, ja sogar mit ihren Tauben aus dem Chan gehen konnte. Als er zu Hasan kam, kochte ihm dieser ein Kräuterwasser, das ihm seine frühere Farbe wiedergab. Hierauf ging er in das Gemach, wo der Koch noch schlafend lag, hielt ihm ein Gegenmittel gegen den Schlaftrunk unter die Nase, gab ihm seine Kleider wieder und seinen Korb und verließ ihn. Als einer der Bewohner des Chans bei Tagesanbruch aufstand, fand er alle Türen geöffnet, die Hunde tot, die Sklaven, sowie Seinab und Dalilah in tiefen Schlaf versunken. Er weckte letztere, und als sie wieder zu sich kam, fand sie ein Papierchen neben sich, auf dem geschrieben stand: »Kein anderer als der Ägypter Ali Quecksilber hat dir diesen Streich gespielt.« – »Ich habe es wohl gewußt«, sagte sie zu Seinab, »daß Ali seinen Meister Ahmed rächen würde, indessen meint er es gewiß gut mit uns, sonst hätte er uns einen weit schlimmeren Streich spielen können.« Sie schalt dann die Sklaven wegen ihres Widerspruchs und befahl ihnen, den ganzen Vorfall zu verschweigen, kleidete sich in gewöhnliche Frauenkleider, warf ein kleines Tuch um den Hals und ging zu Ahmed Denf, bei dem auch Hasan Schuman und Ali Quecksilber waren. »Was willst du, verruchte Alte?« fragte sie Hasan; »du hast gewiß wieder mit deinem Bruder Sureik, dem Fischer, irgend einen schlimmen Streich vor.« – »Das mag sein«, sagte Dalilah; »aber dieses Mal bin ich die Angeführte: Einer deiner Leute hat uns die Posttauben gestohlen, und ich komme, sie mir wieder von dir zu erbitten.« – »Die Tauben sind schon geschlachtet«,

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