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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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sagte Ali, »ich wußte nicht, daß es Posttauben waren.« Dalilah erschrak um so mehr, als sie dies hörte, da wirklich auf dem Tisch gebratene Tauben standen. Als sie aber daran roch, sagte sie sogleich: »Das sind nicht unsere Tauben, die müßten nach Moschus riechen, mit dessen Körnern ich sie gefüttert habe.« – »Nun«, sagte Hasan, der wohl wußte, daß andere Tauben zum Essen gekauft wurden, »gewähre Alis Bitte, so sollst du deine Tauben wieder haben.« – »Und was verlangt er von mir?« fragte Dalilah. – »Deine Tochter Seinab zur Gattin«, antwortete Hasan. – »Ich habe keine Gewalt über sie«, versetzte Dalilah; »wenn er aber wirklichen Gaunermut hat, so werbe er um sie bei ihrem Oheim, dem Fischer Sureik, welcher ihr Pfleger ist.« – »Willst du unseren Freund verderben?« fragte Hasan; »Sureik ist der Meister aller Spitzbuben aus Irak, ihm ist es ein leichtes, den fernsten Stern zu erreichen und den Leuten den Kohel aus den Augen zu stehlen. Um den Käufer in seinen Fischerladen zu locken, hat er einen Beutel mit zweitausend Dinaren hinter die Tür gehängt und er ruft immer: Ihr Spitzbuben Ägyptens, ihr Gauner aus Irak, ihr Beutelschneider aus Persien! Der Fischer Sureik hat einen Beutel voll Gold in seinem offenen Laden hängen; versucht es einmal, ihn zu stehlen! Bisher haben aber die gewandtesten Spitzbuben sich vergebens bemüht, diese zweitausend Dinare zu stehlen, denn Schellen, welche an einer seidenen Schnur befestigt sind, warnen ihn durch ihren Klang, sobald der Beutel, an den diese Schnur geknüpft ist, berührt wird, und er hat schon manchen, den er auf diese Weise ertappte, mit bleiernen Kugeln, die er vor sich liegen hat, getötet oder schwer verwundet.«
    Dalilah erwiderte: »Wer meine Tochter Seinab heiraten will, darf keine Gefahr scheuen; übrigens wird ohne Sureiks Zustimmung meine Tochter nicht heiraten.« Ali nahm diese Bedingung an und gab ihr ihre Tauben zurück. Sobald sie fort war, baten ihn Hasan und Ahmed, sein Vorhaben aufzugeben und sich um eine andere Gattin zu bewerben; allein er gab ihnen kein Gehör, ließ sich Frauenkleider bringen, verkleidete sich als eine vornehme schwangere Frau und ging auf die Straße, nahm einen Esel, stellte sich dem Eseltreiber als die Gemahlin des Obersten Hasan vor und ritt mit ihm durch die Stadt, bis er an dem Laden Sureiks vorüberkam. Da sagte er zum Eseltreiber: »Ich rieche so gute gebackene Fische, daß es mich danach gelüstet; geh und laß dir einige von dem Fischhändler geben, damit es meiner Leibesfrucht nichts schade.« Während aber der Eselstreiber bei Sureik ein Stückchen Fisch bestellte, zerdrückte Ali eine Blase voll Hammelblut, die er zu sich unter den Rock genommen hatte, und schrie: »Wehe mir! Meine Leibesfrucht ist dahin!« Als Sureik das Blut zu den Füßen Alis sah, erschrak er so sehr, daß er aus dem Laden in sein Wohnzimmer floh; Ali benützte diesen Augenblick, um nach dem Beutel zu greifen, der im Laden hing, sobald aber Sureik den Klang der Schellen hörte, sprang er heraus und sagte: »Deine List ist dir nicht gelungen, hier hast du, was dir zukommt«, und warf ihm darauf solange bleierne Kugeln nach, bis er fern war.
    Beschämt kam er wieder zu Hasan Schuman, warf seine Frauenkleider von sich und zog die eines Stallknechtes an. Er ging wieder zu Sureik und forderte heiße Fische von ihm, so daß er in die Küche gehen mußte, um frische zu backen; unterdessen suchte Ali den Beutel loszumachen, aber die seidene Schnur verriet ihn wieder, doch gelang es ihm, den bleiernen Kugeln auszuweichen. Eine der ihm nachgeworfenen Kugeln traf einen Kadhi, der eine Schüssel voll heißer Suppe über die Straße trug, die Schüssel zerbrach und die heiße Suppe lief ihm gerade den Ärmel hinunter. Alle Leute versammelten sich um Sureik und forderten ihn auf, um ähnliches Unglück zu verhüten, den Lockbeutel wegzunehmen; er versprach es auch zu tun, aber am folgenden Tag sah ihn Ali wieder an derselben Stelle hängen. Da rief er einen Schlangenbeschwörer, der mit zwei zahmen Schlangen vorüberging, zu sich und bat ihn, mit ihm nach Hause zu gehen, um seine zwei Kinder mit seinen Künsten zu unterhalten. Als er bei ihm war, stellte er ihm eine Speise vor, in welche er einen Schlaftrunk gemischt hatte, zog dessen Kleider an, nahm den Beutel mit den zwei Schlangen und den übrigen Gerätschaften des Schlangenbeschwörers, ging damit vor den Laden Sureiks, spielte auf der Flöte und forderte ein Almosen.

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