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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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aber der Eseltreiber einige Zeit müßig zu Hause saß, sagte ihm seine Frau: »Wie lange willst du noch so zu Hause sitzen? Geh auf den Markt, kaufe einen anderen Esel, mit dem du etwas erwerben kannst.« Er ging auf den Markt und blieb bei einem Esel stehen, um ihn zu kaufen; auf einmal erkannte er ihn als seinen früheren Esel. Da sagte er ihm ins Ohr: Wehe dir, du Verruchter! Warst du schon wieder betrunken und hast deine Mutter geschlagen? Bei Gott! Ich kaufe dich nicht mehr.« Er ließ den Esel dann stehen und ging fort.

Hakem und der reiche Kaufmann.
    Ferner wird erzählt: Der Kalif Hakem Biamr Illah ritt einst mit großem Gefolge aus und bat einen Mann, der, von vielen Dienern und Sklaven umgeben, vor seinem Garten saß, er möchte ihm doch zu trinken geben. Der Mann reichte ihm zu trinken und sagte. »O Fürst der Gläubigen, wollest du mir nicht die Ehre erweisen, ein wenig bei mir einzukehren?« Hakem stieg ab und ging mit seinem Gefolge in den Garten. Da ließ der Mann hundert Matten, hundert Teppiche, hundert Kissen, hundert Schüsseln mit Früchten, süßen Speisen mit Zuckerwerk herbeibringen. Als der Fürst der Gläubigen dies sah, sagte er: »Ich bin höchst erstaunt; wußtest du denn, daß ich, kommen würde, daß du so viele Vorbereitungen veranstaltet?« Er antwortete: »Nein, bei Gott, Fürst der Gläubigen, ich bin ein Kaufmann von deinen Untertanen und habe hundert Sklavinnen; sobald der Fürst der Gläubigen mir die Ehre erwies, bei mir abzusteigen, ließ ich von jeder etwas von ihrem Divan und von ihren Speisen und Getränken holen.« Da verbeugte sich der Fürst der Gläubigen dankend vor ihm und sagte: »Gepriesen sei Gott, der meinen Untertanen einen solchen Wohlstand schenkt!« Er schickte dann in seine Schatzkammer und ließ alle in diesem Jahr geschlagenen Münzen holen – es waren 3,700,000 Drachmen – und schenkte sie diesem Mann, indem er sagte: »Nimm dies Geld, damit deine Freigebigkeit nie beschränkt werde.« Dann ritt er wieder weiter.

Nuschirwan und das vorsichtige Mädchen.
    Es wird auch erzählt: Der gerechte König der Perser, Chosru Nuschirwan, ritt einst auf die Jagd und blieb allein hinter seinen Soldaten, die ihn begleiteten, zurück. Da er dürstete, ging er auf eine Hütte, die er in der Nähe vor sich sah, zu, hielt vor der Tür und forderte Wasser zum Trinken. Ein Mädchen, das an der Tür stand, ging schnell ins Haus, preßte ein Zuckerrohr aus, mischte dessen Saft mit Wasser und brachte es dem König in einem Becher. Der König bemerkte etwas Spreu im Wasser und trank sehr langsam. Als er getrunken hatte, sagte er zu dem Mädchen: »Dein Wasser ist sehr gut, wenn es nur etwas klarer gewesen wäre.« Da sagte das Mädchen: »Das habe ich absichtlich getan, denn ich bemerkte, daß du recht durstig bist, und fürchtete, du möchtest zu schnell trinken und dir schaden, darum warf ich etwas Spreu hinein.« Nuschirwan erstaunte über diese Antwort und erkannte daran ihren Verstand und ihre Klugheit.
    Nuschirwan fragte dann: »Wie viele Zuckerrohre hast du ausgepreßt zu diesem Wasser?« – »Ein einziges«, antwortete das Mädchen. Nuschirwan erstaunte darüber und ließ sich die Steuerregister dieses Dorfes bringen, und als er sah, daß es eine sehr geringe Steuer bezahlte, dachte er: Das ist viel zu wenig für einen Ort, der einen so guten Boden hat, daß man aus einem Zuckerrohr einen Becher voll Zuckerwasser machen kann, und beschloß, sobald er nach Hause kommen würde, seine Steuer erhöhen zu lassen. Einige Zeit nachher kam er wieder in dieses Dorf, und hielt wieder vor derselben Hütte und bat um Wasser. Das Mädchen erkannte ihn wieder und lief ins Haus, um ihm zu trinken zu holen, aber sie blieb lange weg. Da fragte sie Nuschirwan, warum sie so viele Zeit brauche, sie möchte doch ein wenig eilen. Das Mädchen antwortete: »Heute gibt ein Zuckerrohr nicht Saft genug, ich habe schon drei Zuckerrohre ausgepreßt, und noch genügt es nicht.« – »Woher kommt dies?« fragte der König. »Daher«, antwortete das Mädchen, »weil uns der Sultan nicht mehr so gut ist; denn sobald des Sultans Wohlwollen sich von einem Orte abwendet, nimmt auch dessen Segen und Glück ab.« Nuschirwan lachte, ließ die Steuer dieses Orts wieder herabsetzen und war von dem Geist und der Beredsamkeit dieses Mädchens so hingerissen, daß er sie heiratete.

Die tugendhafte Frau.
    Man erzählte ferner: Unter den Söhnen Israels lebte eine tugendhafte Frau, die jeden Tag ins Gebethaus

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