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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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ging und zuvor in einem Garten neben dem Bethaus sich wusch. Eines Tages kamen zwei Männer, die Aufseher dieses Gartens, zu ihr und wollten sie zur Sünde verleiten. Als sie sie abwies, sagten sie ihr: »Wenn du uns widerstehst, so klagen wir dich als eine Buhlerin an.« Die Frau sagte: »Gott wird mich gegen eure Bosheit schützen.« Da öffneten die Männer die Gartentür und machten Lärm. Als Leute herbeiliefen und fragten, was es gäbe, sagten sie: »Wir haben diese Frau bei einem jungen Mann ertappt, der uns aber entlaufen ist.« Die Frau wurde nach dem damaligen Gesetz drei Tage lang eingesperrt, um dann gesteinigt zu werden, und die zwei Männer kamen jeden Tag zu ihr, legten ihre Hand auf der Frau Haupt und sagten: »Gelobt sei Gott, der an dir Rache nimmt!« Als man sie steinigen wollte, folgte ihr Daniel, der damals zwölf Jahre alt war und hier sein erstes Wunder ausübte. Er sagte: »Übereilt euch nicht, lasset mich die Wahrheit untersuchen.« Man errichtete ihm einen Thron; er setzte sich darauf, trennte die beiden Männer – er war der erste, der die Zeugen voneinander absonderte – und fragte jeden, was er gesehen. Nachdem beide dieselbe Tat bezeugten, fragte er, wo diese Tat begangen worden. Da antwortete der eine, »Unter einem Quittenbaum im östlichen Teil des Gartens«, und der andere: »Unter einem Apfelbaum im westlichen Teil des Gartens.« Die Frau stand indessen, Augen und Hände zum Himmel gehoben, ihn um Rettung anflehend da. Da ließ Gott einen Donnerschlag die beiden Männer treffen, und die Unschuld der Frau wurde klar. Das ist die erste öffentliche Handlung des Propheten Daniel.

Das wunderbare Augenheilmittel.
    Es wird erzählt: Der Fürst der Gläubigen, Harun Arraschid, ging einst mit seinem Gesellschafter Abu Jakub, mit dem Barmekiden Djafar und den Dichtern Abu Nuwas und Asmai aus; da begegneten sie einem alten Mann auf einem Esel reitend. Harun Arraschid sagte zu Djafar: »Frage diesen Mann, woher er ist.« Djafar fragte ihn, und der Alte antwortete: »Von Baßrah.« – »Und wo willst du hin?« fragte ferner Djafar. »Nach Bagdad«, antwortete der Alte. »Und was willst du dort tun?« – »Ich will mir dort ein Arzneimittel für meine Augenkrankheit holen.« Da sagte Harun Arraschid zu Djafar: »Treibe mit diesem Mann ein wenig Scherz.« Djafar erwiderte: »Ich werde, wenn ich mit ihm Scherz treibe, unangenehme Dinge hören müssen.« Aber Harun Arraschid beschwor ihn nochmals, er möge ihn doch zum besten haben. Da sagte Djafar dem Alten: »Was gibst du mir, wenn ich dir ein Mittel sage, das dich gewiß heilt?« Der Alte antwortete: »Gott wird dir einen bessern Lohn geben, als ich es vermag.«
    Djafar sagte dann zu dem Alten: »So höre denn mein geheimes Mittel, das ich vor dir noch niemandem anvertraut. Nimm drei Pfund Wind, drei Pfund Sonnenstrahlen, drei Pfund Mondschein und drei Pfund Flamme eines Öllichts, mische alles in einem bodenlosen Mörser, laß es drei Monate in der Luft stehen, dann stoße es drei Monate lang. Wenn du es gestoßen hast, leere es in eine durchlöcherte Schachtel und laß es wieder drei Monate in der Luft stehen. Du gebrauchst dann diese Arznei jeden Tag dreihundert Mal, ehe du schlafen gehst, und wenn du sie drei Monate hintereinander gebraucht hast, wirst du mit Gottes Willen genesen.« Als der Alte diese Worte von Djafar hörte, sagte er: »Gott schenke dir für deinen Lohn eine Sklavin, durch die du zuletzt dein Gesicht verlierst, und wenn du stirbst und deine Seele in die Hölle fährt, so ziehe sie dich im Kot am Bart herum.« Harun Arraschid lachte so heftig, daß er umfiel, und als er wieder zu sich kam, ließ er dem Alten dreitausend Drachmen geben.

Die Pyramiden.
    Man erzählt auch: Als Mamun, der Sohn Harun Arraschids, einst nach Kahirah kam, beschloß er, die Pyramiden zu besuchen, um die darin verborgenen Schätze zu nehmen. Als er dahin gelangte, wollte er sie umreißen lassen, konnte aber nicht. Nach vielen Anstrengungen und außerordentlichen Kosten gelang es ihm endlich, in einer derselben ein kleines Fensterchen ausgraben zu lassen, und man behauptet, er habe hinter diesem Fensterchen gerade so viel Geld gefunden, als er ausgegeben, nicht mehr und nicht weniger. Mamun war sehr erstaunt über diesen Fund, nahm das Geld fort und gab seinen Vorsatz auf. Diese drei Pyramiden gehören zu den Wundern der Welt; man findet ihresgleichen auf der ganzen Erde nicht, so fest und unerschütterlich sind sie gebaut und dabei so hoch.

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