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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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kann nicht einschlafen vor Beklemmung und weiß gar nicht, was ich anfangen soll.« Masrur, der dabeistand, als Harun Arraschid dies sagte, fing laut zu lachen an. Da fragte ihn der Kalif. »Warum lachst du? Spottest du meiner?« Masrur antwortete: »Nein, bei Gott und deiner Verwandtschaft mit dem höchsten Propheten! Ich lache nicht über dich, sondern mir fiel ein Mann ein, den ich gestern, als ich ausging, am Ufer des Tigris von vielen Menschen umgeben sah, die er durch seine spassigen und witzigen Einfälle lachen machte; darum verzeihe, o Fürst der Gläubigen!« Harun Arraschid sagte: »Hole mir sogleich diesen Mann!« Masrur eilte zu ihm – er hieß Ibn Alpharebi – und sagte ihm: »Der Fürst der Gläubigen wünscht dich zu sprechen; ich will dich zu ihm führen, jedoch unter der Bedingung, daß, wenn er dir etwas schenkt, du nur ein Viertel davon behältst und das übrige mir gibst.« Ibn Alpharebi erwiderte: »Das nicht; aber ich will das Geschenk mit dir teilen.« Nach langem Streit kamen sie endlich dahin überein, daß Ibn Alpharebi ein Drittel behalten und Masrur zwei Drittel geben sollte. Als Ibn Alpharebi vor dem Fürsten der Gläubigen erschien, sagte ihm dieser: »Wenn du mich durch deine Spässe lachen machst, so werde ich dich beschenken, wo nicht, so sollst du drei Schläge mit dieser ledernen Tasche erhalten.« Ibn Alpharebi, welcher glaubte, die Tasche sei leer, willigte ein, machte allerlei Spässe und sagte Dinge, worüber der härteste Felsen hätte lachen müssen, aber alle seine Mühe war vergebens, Harun Arraschid war zu keinem Lächeln zu bringen, und er sagte zu Ibn Alpharebi: »Nun hast du deine Schläge verdient.« Man holte die lederne Tasche herbei, in welcher vier Steine waren, die zwei Pfund wogen, und als er den ersten Hieb auf seinem Rücken empfing, schrie er jämmerlich und erinnerte sich des Vertrages, den er mit Masrur geschlossen, und sagte: »Verzeihe, Fürst der Gläubigen! Erlaube mir zwei Worte zu sprechen.« Harun Arraschid fragte ihn, was er zu sagen habe. Er erwiderte: »Ich bin mit Masrur übereingekommen, daß ich ihm zwei Drittel der Gaben des Fürsten der Gläubigen überlassen und nur ein Drittel für mich behalten wollte, und zwar kostete es mich noch viele Mühe, bis er mir das Drittel zugestand; nun ist der eine Hieb genug für mich, die anderen beiden kommen ihm zu; hier steht er, laß ihn seinen Anteil nehmen!« Der Fürst der Gläubigen lachte und ließ Masrur prügeln. Als dieser einen Schlag empfing, sagte er: »Ich habe genug, ich überlasse Ibn Alpharebi zwei Drittel.« Der Kalif lachte wieder, ließ tausend Dinare holen und schenkte jedem von ihnen fünfhundert. Beide gingen dann erfreut mit dem Geschenk des Kalifen fort.

Der fromme Sohn Harun Arraschids.
    Es wird auch erzählt. Harun Arraschid hatte einen Sohn, der, als er sechzehn Jahre alt war, immer mit frommen Einsiedlern und Heiligen lebte, stets auf den Gräbern umherwanderte und ausrief: »Ihr habt die Welt besessen, was habt ihr nun davon in euerem Grab; ich möchte wissen, was ihr alles in der Welt gesagt und was von euch gesagt worden.« Eines Tages, als er ein wollenes Oberkleid um den Leib und ein wollenes Tuch um sein Haupt hatte, begegnete ihm sein Vater mit den Vezieren und Großen des Reiches, und es sagte einer zum anderen: »Dieser Jüngling macht den Fürsten der Gläubigen vor allen Königen zuschanden; wenn er ihn doch nur zurechtwiese, vielleicht würde er seinen Lebenswandel ändern.« Harun Arraschid sagte ihm dann: »Mein Sohn, du machst mich zuschanden durch deine Eigenheiten.« Der Jüngling antwortete nicht, sondern rief einem Vogel, der auf dem Dach des Schlosses stand, zu: »O Vogel, bei dem, der dich geschaffen, lasse dich auf meine Hand nieder!« Sogleich flog der Vogel auf des Jünglings Hand. Dann sagte er ihm: »Kehre wieder auf das Dach zurück!« Da flog der Vogel wieder auf die Stelle, wo er hergekommen war. Dann rief er ihm zu: »Bei deinem Schöpfer, lasse dich auf die Hand des Fürsten der Gläubigen nieder!« Aber der Vogel weigerte sich. Da sagte der Jüngling zu seinem Vater: »Du machst mich zuschanden unter den Heiligen durch deine Liebe zur Welt, darum habe ich auch beschlossen, mich von dir zu trennen.« Hierauf ging der Jüngling fort und reiste nach Baßrah, wo er mit den Maurern arbeitete und 1 1/6 Drachmen Taglohn empfing, von welchem er lebte. Abu Amer aus Baßrah erzählt von ihm: Als in meinem Haus eine Mauer einstürzte, ging ich auf den

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