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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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neugeborenen Kind in seinem Leben widerfahren wird. Die Sterndeuter und Weisen beobachteten des Prinzen Gestirn und fanden es glückverkündend; nur sahen sie, daß ihm nach dem fünfzehnten Jahr manches Unangenehme zustoßen würde; wenn er das aber überstanden hat, sagten sie, so wird er viel Glück erleben, ein großer König werden, noch mächtiger und gesegneter als sein Vater; alle seine Feinde werden untergehen, und ungetrübte Freude werden ihn bis zu seinem Tode begleiten. (Doch nur Gott ist allwissend!) Als der König Tighanus diese Wahrsagung der Astrologen hörte, wurde er sehr vergnügt. Er ließ dann Ammen und Pflegefrauen kommen, um den Prinzen zu erziehen, den er Djanschah nannte. Als der Prinz ein Alter von fünf Jahren erreichte, ließ ihn Tighanus Lesen lehren, so daß er bald das Evangelium lesen konnte, und noch ehe weitere sieben Jahre vergingen, lernte er auch die Kriegskunst und übte sich in allen Ritterspielen; er war bald in allem sehr gewandt und hatte besonders viel Freude an der Jagd; auch im Krieg zeichnete er sich zur größten Freude seines Vaters als ein wackerer Held aus. Eines Tages zog der König Tighanus mit Djanschah und vielem Gefolge auf die Jagd und trieb sich drei läge lang vergebens in Wüsten und Einöden umher. Am dritten Nachmittag sprang an Djanschah eine Gazelle von wunderschöner Farbe vorüber und entfloh vor ihm. Djanschah verfolgte sie, aber sie sprang immer vor ihm her, ohne daß er sie erreichen konnte, obschon sieben Mamelucken sich bald zu ihm gesellten und sie mit ihm verfolgten. Endlich blieb aber doch der Gazelle, da sie den Prinzen und die sieben Mamelucken im Rücken und das Meer vor sich hatte, nichts anderes zu ihrer Rettung übrig, als sich ins Wasser zu stürzen.
    »Als die Gazelle im Meer war, sprang der Prinz mit sechs Mamelucken in einen Fischerkahn, der am Ufer lag, und ließ den siebten Mamelucken an Land, um die Pferde zu halten. Sie ruderten dann der Gazelle nach, bis sie sie eingeholt und aufgefangen hatten. Schon wollten sie wieder ans Land zurückkehren, da erblickte Djanschah eine Insel im Meer, und er sagte zu seinen Mamelucken: Laßt uns, ehe wir heimkehren, diese Insel sehen, Die Mamelucken erwiderten: Wir gehorchen dir in allem, was du befiehlst, und ruderten nach der Insel zu, stiegen daselbst ans Land und gingen eine Weile darauf spazieren, Dann bestiegen sie mit der Gazelle das Schiff wieder, um heimzukehren; aber die Nacht überfiel sie, sie irrten auf dem Meer umher und wurden vom Wind getrieben, ohne zu wissen wohin.
    »Der König Tighanus vermißte aber bald seinen Sohn und schickte Soldaten nach allen Wegen aus, um ihn aufzusuchen, Da kamen nun auch einige Offiziere an das Meer, wo der zurückgebliebene Mameluck bei den Pferden stand; sie gingen auf ihn zu und fragten ihn nach seinem Herrn und nach den anderen sechs Mamelucken, und der Mameluck erzählte ihnen, was er wußte. Sie kehrten dann mit dem Mamelucken und den Pferden zum König zurück, um ihm diese Auskunft über seinen Sohn zu bringen. Der König weinte heftig, als er diese Nachricht hörte, warf die Krone von seinem Haupt, schlug die Hände übereinander, ließ Briefe nach den verschiedenen Inseln ausfertigen, versammelte hundert Schiffe und befahl den Hauptleuten, überall auf dem Meer seinen Sohn Djanschah zu suchen. Nach diesen Anstalten kehrte er höchst bestürzt mit seinen Truppen in die Stadt zurück und trauerte mit seiner Gattin, die sich auch ins Gesicht schlug, sobald sie die Abwesenheit ihres Sohnes bemerkte; ihre Angst war aber noch größer, als nach zehn Tagen die hundert Schiffe zurückkehrten, ohne den Prinzen gefunden zu haben. Dieser irrte lange mit den Mamelucken auf dem Meer herum, bis ihn ein Sturmwind an eine Insel warf. Er stieg auf diese Insel mit seinen sechs Mamelucken, und nachdem sie eine Weile umhergegangen waren, kamen sie an eine Wasserquelle, neben der ein Mann saß. Djanschah ging auf ihn zu und grüßte ihn. Der Fremde erwiderte seinen Gruß mit einer Stimme, welche dem Gezwitscher der Vögel ähnlich war und den Prinzen in Erstaunen versetzte; dann sah er sich links und rechts um, teilte sich in zwei Teile, und jede Hälfte wendete sich nach einer anderen Seite. Kaum war dieser fort, kamen noch unzählbare Gattungen Menschen vom Gebirge her zur Quelle, teilten sich in zwei Hälften und gingen auf den Prinzen und die Mamelucken los, um sie zu fressen. Djanschah entfloh; aber sie verfolgten ihn und fraßen ihm drei seiner

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