Tausend und eine Nacht, Band 4
verkünden, und die viel für Mohammed beten, dem Gott gnädig sei. Jeden Donnerstag Abend versammeln sie sich auf diesem Berg und preisen Gott und beten zu ihm für die Sünder unter den Muselmännern und für die, welche sich am Freitag baden; so leben sie fort bis zum Tag der Auferstehung. Bulukia fragte ferner, ob es hinter dem Berg Kaf auch noch andere Berge gäbe. Und der Engel antwortete: Hinter dem Berg Kaf ist noch ein Berg, der fünfhundert Jahre hoch ist; er ist ganz aus Schnee und Eis gebildet und dient als Damm der Hölle, sonst würde die ganze Welt durch die Hitze der Hölle verbrennen. Dann, mein Freund, fuhr der Engel fort, sind hinter dem Berg Kaf noch vierzig Länder, jedes vierzigmal so groß, als die bekannte Welt; einige sind aus Gold, andere aus Silber, wieder andere aus Rubin, manche aus Smaragd und aus Safran, und jedes dieser Länder hat eine eigene Farbe; auch diese Länder hat Gott mit Engeln bevölkert, die sein Lob verkünden und seinen Namen heiligen und für die Anhänger Mohammeds beten, sonst aber gar nichts wissen, weder von Adam noch von Eva, weder von Tag noch von Nacht. Wisse ferner, o Bulukia, daß diese Länder in sieben Schichten übereinander liegen; um sie zu tragen, hat Gott einen Engel geschaffen, den nur er zu schildern vermag und dessen Kraft nur er kennt; unter diesen Engel hat Gott einen Felsen gelegt, unter den Felsen einen Stier, unter den Stier ein Seeungeheuer, und unter dieses Seeungeheuer ein unendliches Meer. Mit dem Seeungeheuer hat Gott einst Jesus bekannt gemacht, als er es zu sehen wünschte; Gott befahl nämlich einem Engel, Jesus an das Meer zu bringen, wo das Seeungeheuer ruht. Als er dort war, sagte ihm der Engel: Sieh nun, Jesus, hier ist das Seeungeheuer! Jesus konnte aber nichts sehen, denn es fuhr an ihm vorüber wie ein Blitz, so daß er in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, fragte ihn Gott, ob er das Seeungeheuer gesehen und dessen Länge und Breite beobachtet habe. Er antwortete: Bei deiner Herrlichkeit und Erhabenheit, o Herr! Ich habe nichts gesehen, als ein Licht, das an mir vorüberzog, so lang, daß man drei Tage von einem Ende zum anderen zu reisen hätte; ich weiß aber nicht, was es war. Da sagte Gott: Das, was du für ein Licht hieltst, war nichts anderes, als der Kopf des Seeungeheuers, und wisse, o Jesus, daß ich jeden Tag vierzig solche Seeungeheuer schaffe.
Bulukia fragte dann, was Gott unter dem Meer geschaffen, in dem das Seeungeheuer lebt. Der Engel antwortete: Einen großen Luftraum, unter diesem ein Feuer und unter dem Feuer eine braungefleckte Schlange, so groß, daß, fürchtete sie sich nicht vor Gott, sie den Engel verschlingen würde, der die sieben Länder trägt, samt dem Felsen und dem Stier und dem Seeungeheuer und dem Meer und dem Luftraum mit allem, was der Engel sonst trägt, ohne etwas davon im Leib zu spüren. Als Gott diese Schlange schuf, sagte er ihr: Ich will dir etwas anvertrauen, bewahre es aber wohl! Die Schlange sagte: Tue, was du willst. Da sagte Gott: Öffne deinen Mund! Als sie ihren Mund öffnete, steckte ihr Gott die Hölle in den Leib und sagte ihr: Bewahre die Hölle auf bis zum Auferstehungstag; wenn dieser kommt, wird Gott seinen Engeln den Befehl erteilen, mit Ketten herbeizueilen und die Hölle auf den Versammlungsplatz zu schleppen, dann wird Gott den Toren der Hölle befehlen, sich zu öffnen, und es werden Funken herausspritzen, größer als der höchste Berg. Als Bulukia diese Worte vernahm, weinte er heftig, nahm vom Engel Abschied und wendete sich nach Westen, bis er zwei Engel traf, die vor einer großen verschlossenen Tür saßen; der eine hatte die Gestalt eines Löwen und der andere die eines Stieres. Bulukia grüßte sie, und nachdem sie seinen Gruß erwidert hatten, fragten sie ihn, wer er sei und was er hier tue; er erzählte ihnen alle seine Reiseabenteuer von Anfang bis zu Ende, und fragte sie dann, wer sie seien und was sie hier für eine Tür bewachen. Die Engel antworteten: Wir haben kein anderes Geschäft, als vor dieser Tür Wache zu halten, Gott zu preisen und für Mohammed zu beten; was aber hinter dieser Tär ist, wissen wir selbst nicht. Bulukia beschwor sie bei dem erhabenen Schöpfer, ihm diese Tür zu öffnen, damit er sehe, was dahinter ist. Aber sie antworteten: Weder wir, noch irgendein Geschöpf Gottes hat die Macht, diese Türe zu öffnen, das kann nur der wahrhaftige Engel Gabriel. Als Bulukia diese Worte vernahm, betete er zu Gott: O Herr, schicke mir den
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