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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Engel Gabriel, daß er mir diese Tür öffne, damit ich sehe, was sie verschließt. Gott erhörte sein Gebet und befahl dem Engel Gabriel, sich auf die Erde niederzulassen, um Bulukia die Tür zu öffnen. Gabriel grüßte Bulukia, öffnete die Tür und hieß ihn zur Tür hineingehen. Als Bulukia darin war, schloß Gabriel die Tür wieder und stieg gen Himmel. Bulukia sah ein ungeheures Meer, halb süß und halb gesalzen, das von zwei hohen Bergen aus Rubin umschlossen war. Auf diesen Bergen gingen Engel umher, die Gott lobten; Bulukia ging auf sie zu, grüßte sie und fragte sie, was das für ein Meer und für Berge wären. Sie erwiderten seinen Gruß und antworteten ihm: Du befindest dich hier unter dem himmlischen Thron, und dieses Meer ist die Quelle aller Gewässer von der Welt, wir schöpfen aus diesem Wasserbehälter und verteilen sowohl süßes, als gesalzenes Wasser unter alle Meere, Seen und Flüsse bis zum Auferstehungstag. Diese zwei Berge aber hat Gott geschaffen, um das Wasser zusammenzuhalten. Bulukia fragte sie dann nach seinem Weg, und sie sagten ihm: Es gibt keinen anderen, als längs dieses Meeres. Bulukia zog sein Fläschchen heraus, salbte sich die Füße wieder und ging einen Tag und eine Nacht auf dem Meer. Da begegnete ihm ein schöner Jüngling, den er grüßte und fragte, wo er hingehe. Der Jüngling sagte: Mein Freund, ich muß eilen, denn meine Gesellschaft, welche gleich folgen wird, darf mir nicht zuvorkommen. Als der Jüngling weiterzog, sah Bulukia vier Engel, die wie ein Blitz über das Meer liefen; er stellte sich in den Weg und beschwor sie bei dem Herrn, sie möchten ihm doch sagen, wie sie heißen und wo sie hingehen. Da antwortete der eine: Ich heiße Gabriel, ein anderer: Israfil, der dritte: Michael, und der vierte: Asrail. – Gott hat uns befohlen, sagten sie einstimmig, einen Drachen in die Hölle zu werfen, der schon tausend Städte verwüstet und alle ihre Bewohner aufgefressen hat. Bulukia zog dann wieder weiter, bis er an eine Insel kam; hier sah er einen schönen Jüngling, dessen Angesicht wie ein Licht glänzte; er saß zwischen zwei Gräbern und weinte und seufzte. Bulukia näherte sich ihm und fragte ihn, wie er heiße, wer er sei, was diese Gräber hier bedeuten und warum er so weine. Der Jüngling wendete sich zu Bulukia, weinte so heftig, daß alle seine Kleider durchnäßt wurden, und sagte: Meine Geschichte ist wunderbar und verdient wohl, daß du dich zu mir setzest, um sie anzuhören; doch zuerst sage mir, wer du bist und wie du hierhergekommen. Bulukia erzählte ihm alles, vom Eröffnen der Kiste seines Vaters, in der das Buch lag, in welchem von Mohammed geschrieben war, bis zu seinem Eintritt in die verschlossene Pforte. Als er vollendet hatte, sagte der Jüngling: Das ist alles sehr unbedeutend; du hast noch nichts in deinem Leben gesehen. Wisse, o Bulukia, ich habe unzählbare Wunder erlebt; ich habe den König Salomo zu seiner Zeit gesehen; setze dich nur zu mir, daß ich dir alles erzähle, was mir im Leben widerfahren; du wirst dann auch hören, warum ich hier bei diesen beiden Gräbern sitze.« – Haseb war sehr erstaunt über diese wunderbare Erzählung der Schlangenkönigin Tamlicha; doch bat er sie, ihm seine Freiheit zu schenken und durch eine ihrer Schlangen ihn auf die Erde zurückbringen zu lassen, und schwor abermals, er wolle nie ins Bad gehen. Aber sie antwortete wieder: »Ich glaube dir nicht, wenn du hundert Eide schwörst; daraus kann nie etwas werden.« Haseb weinte bei dieser Antwort so heftig, daß alle Schlangen aus Mitleid mit ihm weinten und die Königin baten, ihn auf die Erde zurückzuschicken, wenn er schwöre, nie ins Bad zu gehen. Die Schlangenkönigin begab sich hierauf zu Haseb und ließ ihn beim erhabenen Gott schwören, daß er nie ins Bad gehen wolle, und befahl dann einer Schlange, ihn auf die Oberfläche der Erde zurückzubringen. Als aber diese Schlange zu ihm kam und ihn wegführen wollte, bat er die Schlangenkönigin, ihm zuerst die Geschichte des Jünglings zu erzählen, dem Bulukia auf der Insel begegnet war, worauf jene begann:
    Wisse, o Haseb, nachdem Bulukia seine Geschichte vollendet hatte und sich neben den Jüngling setzte, begann dieser: »Wisse, mein Freund, mein Vater war ein mächtiger König, der in Kabul residierte; sein Name war Tighanus. Unter ihm standen zehntausend Statthalter, deren jeder über hundert Städte und hundert Schlösser gesetzt war; auch waren sieben Sultane meinem Vater untertan, und

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