Tausend und eine Nacht, Band 4
Ozean und der andere nach Westen ins Ameisental, bis sie Djanschah und den Mamelucken auf die Spur kamen. Djanschah hörte bald die Affen hinter sich und floh immer vorwärts ins Tal; aber er wurde noch vor Mittag eingeholt, und schon wollten die Affen ihn und seine Mamelucken töten, als eine Herde Ameisen aus dem Tal hervorkamen, jede so groß wie ein Hund, sich über die Affen herstürzten und viele von ihnen fraßen; doch auch von den Ameisen wurde eine große Anzahl getötet. Der Kampf zwischen ihnen dauerte den ganzen Tag fort, und Djanschah benutzte diese Zeit, um vor beiden zu entfliehen und ins Innere des Tales zu dringen.
Aber noch am folgenden Morgen sah sich Djanschah von den Affen verfolgt; da rief er seinen Mamelucken zu: »Ziehet eure Schwerter und dringet auf sie ein!« Die Mamelucken zogen ihre Schwerter und hieben nach den Affen rechts und links, bis auf einmal ein großer Affe kam, mit Vorderzähnen wie ein Elefant; dieser sprang auf einen der Mamelucken los und teilte ihn entzwei; ihm folgten viele andere Affen, so daß Djanschah weiter ins Tal fliehen und zuletzt, um sein Leben zu retten, sich in den Strom stürzen mußte; die beiden übrigen Mamelucken taten dasselbe, aber sie ertranken, denn der Strom riß sie mit sich fort; und nur der Prinz schwamm hinüber, hielt sich an einem Baum fest und stieg ans jenseitige Ufer. Er lief den ganzen Tag umher und weinte über den Verlust seiner Mamelucken. Abends ging er in eine Höhle und brachte die Nacht in großer Furcht darin zu.
Am folgenden Tage zog Djanschah wieder weiter und nährte sich von den Pflanzen der Erde, bis er an den Berg kam, der wie Feuer brannte. Er bestieg diesen Berg und entdeckte bald den Strom, der jeden Samstag austrocknet, und jenseits des Stromes die große Stadt, welche nur von Juden bewohnt war. Er wartete bis Samstag, weil er wußte, daß an diesem Tag der Strom ausgetrocknet sein würde; dann ging er hinüber in die Judenstadt, fand aber keinen Menschen auf den Straßen. Da klopfte er an eine Tür und als man ihm öffnete, sah er die Bewohner des Hauses still dasitzen: Niemand sprach ein Wort. Djanschah sagte ihnen. »Ich bin fremd und hungrig.« Da stellten sie ihm zu essen vor und gaben ihm durch Zeichen zu verstehen, er möge essen und trinken, aber kein Wort sprechen. Djanschah aß und trank und schlief dann die ganze Nacht durch. Am folgenden Morgen kam der Hausherr zu ihm und bewillkommte ihn und fragte ihn, woher er komme und wohin er wolle. Djanschah erzählte ihm weinend seine Geschichte und sagte, er wolle in seine Heimat zurückkehren, und nannte seine Vaterstadt. Der Jude sagte mit Verwunderung: »Diese Stadt habe ich in meinem Leben nicht nennen hören; wir wissen nur durch Karawanen, welche zuweilen hierher kommen, daß es ein Land gibt, welches Jemen heißt.« Djanschah fragte: »Ist das Land, von dem die Karawanen sprechen, sehr weit von hier?« Der Jude antwortete: »Die Karawanenführer sagen, dieses Land sei zwei Jahre und drei Monate weit von hier entfernt.« Djanschah fragte dann: »Wann wird wohl wieder eine solche Karawane kommen?« Der Jude antwortete: »Das nächste Jahr.«
Djanschah weinte heftig bei diesen Worten über seine lange Trennung von seinen Eltern, über alles, was er auf der Reise leiden mußte, und über den Verlust seiner Mamelucken. Der Jude sagte ihm aber: »Weine nicht, Jüngling; bleibe bei uns, bis die Karawane kommt, dann schicken wir dich mit ihr in deine Heimat zurück.« Djanschah blieb nun zwei Monate lang bei dem Juden und ging jeden Tag aus, um die Stadt zu sehen. Als er eines Tages nach seiner Gewohnheit auf der Straße war und sich rechts und links umsah, hörte er, wie ein Mann ausrief: »Wer will tausend Dinare nehmen und ein wunderschönes Mädchen, und von morgens bis mittags eine Arbeit verrichten?« Der Mann rief lange so und niemand antwortete. Djanschah dachte: Das muß zwar keine leichte und gefahrlose Arbeit sein, die man mit tausend Dinaren und einem schönen Mädchen bezahlen will; indessen will ich mich doch melden. Er ging zum Ausrufer und sagte: »Ich will diese Arbeit verrichten.« Der Ausrufer nahm ihn bei der Hand und sagte: »Komm mit in die Wohnung dessen, bei dem die Arbeit geschehen soll.« Djanschah ließ sich von ihm in ein großes Haus führen, in dessen Hof ein Jude auf einem Stuhl von Ebenholz saß. Der Ausrufer sagte zu diesem: »Ich laufe nun schon drei Monate in der Stadt herum und rufe deine Arbeit aus, konnte aber niemanden finden,
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