Tausend und eine Nacht, Band 4
in Verwirrung zu bringen. Auf der anderen Seite hatte der König Kefid seinem Vezier Ghatarfan befohlen, mit fünftausend der tapfersten Ritter um Mitternacht über die Truppen des Königs Tighanus herzufallen.
Beide Veziere rückten mit ihren Truppen aus, um die Befehle ihrer Herren zu vollziehen. Um Mitternacht stießen sie aufeinander, und es entstand ein mörderischer Kampf zwischen ihnen, der die ganze Nacht fortdauerte. Gegen Morgen wurden Kefids Truppen geschlagen, und nachdem sie etwa zweitausenddreihundert Mann, darunter auch den berühmten Helden Sarchin, verloren hatten, ergriffen die übrigen die Flucht. Als Kefid die flüchtigen Truppen zurückkehren sah, entbrannte er vor Zorn und sagte ihnen: »Wehe euch, was ist euch geschehen?« Sie antworteten: »Als wir um Mitternacht mit dem Vezier Ghatarfan auszogen, da begegnete uns Einsar, der Vezier des Königs Tighanus, und auf einmal fanden wir uns mitten unter seinen Truppen; wir kämpften bis morgens, und viele von uns wurden getötet, und wären wir nicht entflohen, wir hätten den letzten Mann verloren!« Der König Kefid rief ganz außer sich vor Zorn: »Die Sonne zürne euch und versage euch ihren Segen!« Der König Tighanus hingegen flog fast vor Freude, als der Vezier Einsar zurückkehrte und ihm zum Sieg seiner Truppen Glück wünschte. Er ließ dann seine Truppen zählen, und es fehlten nur zweihundert. Am folgenden Tag musterte der König Kefid seine Armee und führte sie in geordneten Reihen auf das Schlachtfeld; es waren fünfzehn vollständige Reihen, jede von zehntausend Reitern; auch hatte er zweihundert Helden bei sich, die auf Elefanten ritten. Alles war zum Kampf gerüstet, die Fahnen waren aufgerollt, die Trompeten erschallten und die Helden sehnten sich nach Kämpfern. Auch der König Tighanus hatte seine Truppen in Schlachtordnung aufgestellt; es waren zehn Reihen, jede von zehntausend wackeren Reitern, und hundert Helden ritten ihm zur Rechten und zur Linken.
Als die beiden Armeen einander angriffen, zitterte die Erde unter den Hufen der Rosse; das Lärmen der Zimbeln und Trompeten, vermengt mit dem Gewieher der Pferd und dem Kriegsgeschrei der Männer, war betäubend; der Staub umhüllte die Häupter der Kämpfenden, welche den ganzen Tag wie Löwen stritten. Erst die Dunkelheit der Nacht trennte die beiden Armeen und führte jede in ihr Lager zurück. Der König Kefid entbrannte vor Zorn, als er seine Truppen zählte und fünftausend Mann vermißte; aber der König Tighanus war sehr aufgebracht, als er seine Truppen musterte und dreitausend seiner ausgezeichnetsten Ritter fehlten. Am folgenden Tag zogen beide Armeen wieder auf das Schlachtfeld, und jede hoffte diesmal den Sieg davonzutragen. Aber der König Kefid rief seinen Truppen zu: »Wer unter euch will hervortreten und durch einen Zweikampf den Krieg eröffnen?« Da trat ein Ritter, auf einem Elefanten reitend, aus den Reihen hervor – sein Name war Barkik, der Sohn Farsachs – stieg von seinem Elefanten ab, verbeugte sich vor dem König und bat um Erlaubnis, als Kämpfer in die Schranken zu treten; er bestieg dann seinen Elefanten wieder, spornte ihn in die Kampfbahn und schrie: »Wer will mit mir sich messen, wer will mit mir fechten, wer will mit mir eine Lanze brechen?« Als der König Tighanus dies hörte, wendete er sich zu seinen Truppen und rief: »Wer von euch will die Herausforderung dieses Ritters annehmen?« Da trat ein Ritter hervor, auf einem hübschgestalteten Roß reitend, verbeugte sich vor dem König Tighanus und bat um Erlaubnis, den Zweikampf anzunehmen; auf einen bejahenden Wink des Königs ritt er dann auf Barkik zu.
Dieser sagte ihm: »Wer bist du, daß du mich so geringschätzest und ganz allein mit mir kämpfen willst, und wie ist dein Name?« Er antwortete: »Mein Name ist Ghadhanfar, der Sohn Schamchils!« Da sagte Barkik: »Ich habe schon in meiner Heimat von dir gehört; doch diesmal laß ab vom Kampf, sonst ist all dein Ruhm dahin!« Ghadhanfar aber zog seine Lanze hervor und Barkik sein Schwert, und sie fochten lange miteinander, bis endlich Barkik seinem Gegner einen Hieb versetzte, der ihm aber nichts schadete; Ghadhanfar benutzte jedoch diesen Augenblick, um Barkik mit der Lanze so zu durchbohren, daß er ihn an seinem Elefanten festnagelte. Als dies geschehen war, kam ein Mann auf Ghadhanfar zu und sagte ihm: »Wer bist du, daß du meinen Bruder tötest?« Mit diesen Worten verwundete er ihn am Schenkel. Aber Ghadhanfar zog schnell sein
Weitere Kostenlose Bücher