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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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geographischer Beziehung sein mag.] Djanschah wartete, bis die Karawane nach Marsakan abreiste, und als er mit ihr diese Stadt erreichte, erkundigte er sich nach der Diamanten-Zitadelle, aber niemand konnte ihm Auskunft darüber geben. Er reiste daher unter vielen Leiden und Gefahren nach Chorasan; dort fragte er nach der Judenstadt, und man bezeichnete ihm den Weg, der dahin führt. Er reiste nun Tag und Nacht, bis er an die Stelle kam, wo er vor den Affen entflohen war. Dann hatte er wieder mehrere Tage zu reisen, bis er an den Strom kam, an dessen jenseitigem Ufer die Judenstadt lag. Er setzte sich ans Ufer des Stromes und wartete bis samstags, wo er durch die Allmacht Gottes austrocknete. Dann ging er in das Haus des Juden, der ihn auch zum ersten Mal aufgenommen hatte. Der Jude grüßte und bewillkommte ihn, brachte ihm zu essen und zu trinken, und fragte ihn, wo er so lange geblieben. Er antwortete: Im Reiche Gottes.
    »Am folgenden Tage ging er in die Stadt spazieren, da hörte er wieder ausrufen: Ihr Leute, wer will ein schönes Mädchen und tausend Dinare um einen halben Tag Arbeit? Er ging zum Ausrufer und sagte: Ich will diese Arbeit verrichten. Der Ausrufer sagte ihm: Folge mir, führte ihn in ein großes Haus und sagte zum Hausherrn: Dieser Jüngling will deine Arbeit übernehmen. Der Hausherr bewillkommte ihn, führte ihn in seine Wohnung und ließ ihm Speise und Getränke reichen. Nachdem er gegessen und getrunken hatte, brachte ihm der Hausherr tausend Dinare und ein schönes Mädchen.
    »Am folgenden Morgen nahm Djanschah das Mädchen und die tausend Dinare und schenkte sie dem Juden, der ihn samstags bewirtet hatte. Dann ging er wieder zum Kaufmann zurück und ritt mit ihm bis an den Fuß eines sehr hohen Berges. Der Kaufmann zog ein Messer und einen Strick heraus, warf letzteren dem Pferd um die Füße, stürzte es zu Boden und schlachtete es; dann zog er ihm die Haut ab, hieb ihm Kopf und Füße ab, spaltete den Leib und sagte zu Djanschah: »Schlüpfe hinein, daß ich zunähe, und sage mir dann, was du siehst; das ist die Arbeit, die ich von dir verlange.« Djanschah schlüpfte hinein, und der Kaufmann nähte den Leib zu und verbarg sich. Nach einer Weile kam ein ungeheurer Vogel und trug das Pferd auf den Gipfel des Berges. Hier wollte er das Pferd fressen, aber sobald Djanschah dies merkte, schnitt er den Leib auf, kroch hervor, und der Vogel entfloh vor Schrecken. Djanschah sah den Kaufmann am Fuß des Berges stehen und fragte ihn, was er wolle? Er bat ihn, ihm von den Steinen des Berges herunterzuwerfen, aber Djanschah erwiderte: Hast du nicht vor fünf Jahren mich treulos verlassen und mir so viele Leiden und Gefahr verursacht? Bei Gott! Ich werfe dir nichts zu. Mit diesen Worten ließ er den Juden stehen und nahm den Weg zum Schloß des Scheich Naßr, dem König der Vögel. Nach einer sehr mühevollen Reise von mehreren Tagen und Nächten gelangte er endlich vor das Schloß unseres Herrn Salomo, und Scheich Naßr saß vor dem Tor. Als dieser Djanschah erblickte, stand er auf, grüßte und bewillkommte ihn und sagte ihm: Wie kommst du wieder allein hierher? Du bist ja so vergnügt mit Schemsiah von hier abgereist? Djanschah weinte und erzählte ihm, wie Schemsiah davongeflogen und ihm gesagt hatte: Wenn du mich liebst, so folge mir auf die Diamanten-Zitadelle. Scheich Naßr erstaunte und sagte: Bei Gott! Ich weiß nichts von dieser Zitadelle, und bei unserm Herrn Salomo, dem Sohne Davids, Friede sei mit ihm! Ich habe nie etwas davon gehört. Djanschah rief weinend: Wie wird es mir nun gehen? Ich sterbe vor Liebe und Verlangen. Scheich Naßr suchte ihn zu trösten und sagte ihm: Warte, bis die Vögel wieder zu mir kommen, ich will sie nach der Diamanten-Zitadelle fragen, vielleicht kennt sie einer von ihnen. Djanschah beruhigte sich bei diesen Worten und ging mit Scheich Naßr ins Schloß, und öffnete wieder das Gemach, das zum Teich führte, in welchem die drei Mädchen gebadet hatten, aber der Teich blieb leer. Nach Verlauf einiger Wochen kam Scheich Naßr zu ihm und sagte ihm: Nun ist die Zeit der Ankunft der Vögel, hier hast du einige heilige Namen, lerne sie auswendig, dann kannst du mich zu den Vögeln begleiten. Djanschah freute sich sehr und begleitete Scheich Naßr zu den Vögeln, welche diesen, eine Gattung nach der anderen, begrüßten.
    »Als aber Scheich Naßr die Vögel nach der Diamanten-Zitadelle fragte, antworteten alle: Wir haben sie in unserem Leben nicht nennen hören.

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