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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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in den Saal des Harems. Er fand dort Wachskerzen und Lampen in buntem Schimmer brennen, und Sängerinnen, die auf Instrumenten spielten. Er ward ganz verwirrt in seinem Kopfe und sage: »Bei Gott! ich bin doch der Fürst der Gläubigen.« Als er in den Saal kam, traten ihm Sklavinnen entgegen, führten ihn auf den erhöhten Raum im Saal (Iwan) 2 und brachten ihm einen herrlichen Tisch mit den köstlichsten Speisen; er aß, so lange es ihm schmeckte, bis er satt war. Er rief dann einer Sklavin zu: »Wie heißt du?« Sie antwortete: »Tarka.« Er fragte eine andere: »Wie ist dein Name?« und sie antwortete: »Tochfa.« So fragte er alle Mädchen nach ihrem Namen; dann ging er in den Trinksaal; er fand alles vollständig besetzt. Es waren zehn große Schüsseln mit allerlei Früchten, Backwerk und Süßigkeiten darauf; er setzte sich und aß davon, bis er genug hatte. Er fand dann drei Gruppen Sängerinnen, und kam ganz außer sich. Die Sängerinnen setzten sich und es standen viele Diener, Mamelucken, Sklavinnen, Jünglinge und Mädchen um ihn herum; ein Teil setzte sich und der andere blieb stehen. Die Mädchen sangen und machten auf verschiedenen Instrumenten Musik, wovon der Saal harmonisch wiedertönte. Abul Hasan glaubte in diesem Augenblick, er wäre im Paradies; es wurde ihm wohl im Herzen und er war höchst vergnügt. Er machte den Mädchen viele Geschenke; bald rief er diese zu sich, bald küßte er jene; dann spielte er wieder mit einer andern, gab der einen zu trinken und der anderen zu essen. bis die Nacht völlig angebrochen war. Dann befahl der Kalif, der diesem allen zugesehen und daran seine größte Freude hatte, einer dieser Sklavinnen, ein Stück Bendj in den Becher zu werfen und es Abul Hasan zu trinken zu geben. Das Mädchen tat, wie ihr der Kalif befohlen und kaum hatte Abul Hasan den Becher geleert, so sank ihm sein Kopf vor Schlaf auf seine Schultern. Der Kalif trat dann lachend hinter dem Vorhang hervor und rief dem Diener, der Abul Hasan hierher gebracht hatte, und sagte zu ihm: »Bringe diesen wieder in sein Haus zurück!« Der Jüngling trug ihn in seine Wohnung, legte ihn dort nieder, ging fort, schloß die Tür hinter sich zu, und kehrte dann wieder zum Kalifen zurück, der bis zum Morgen schlief.
    Auch Abul Hasan schlief, bis Gott den Morgen hell leuchten ließ; als er erwachte, schrie er:»O Tafacha! o Racha! o Muska! o Tochfa!« Er schrie so lange, bis ihn seine Mutter hörte, wie er fremden Mädchen zurief. Sie stand auf, ging zu ihm und sagte: »Der Name Gottes sei mit dir! steh auf mein Sohn! O Abul Hasan, du träumst!« Als er seine Augen öffnete und eine alte Frau bei sich sah, hob er die Augen auf und sagte: »Wer bist du?« Sie aber fragte: »Erkennst du deine Mutter nicht?« Er sagte: »Du lügst, ich bin Fürst der Gläubigen, der Kalif Gottes!« Seine Mutter schrie: »Gott erhalte dir deinen Verstand, mein Sohn! schweig, sonst ist es um unser Leben und dein Vermögen geschehen, wenn jemand dies hört und es dem Kalifen hinterbringt.« Bei diesen Worten erwachte er ganz, erkannte seine Mutter und seine Wohnung; strengte seinen Verstand an und sprach: »Bei Gott! Mutter! Ich sah mich im Traume im Palast des Kalifen, von Sklavinnen und Mamelucken umgeben, habe regiert und Befehle ausgeteilt.« Und kurz darauf sagte er: »Beim allmächtigen Gott! es war doch kein Traum!« Dann besann er sich wieder und sagte: »Es ist doch wahr, ich bin Abul Hasan Alchali, und habe nur im Traum den Kalifen gespielt und Befehle und Verbote erlassen.« Dann dachte er wieder nach und sagte mit voller Bestimmtheit: »Es war doch kein Traum, ich bin der Kalif, ich habe ja Ehrenkleider und andere Geschenke ausgeteilt.« Seine Mutter aber sprach: »Mein Sohn, du spielst mit deinem Verstand, du wirst ins Irrenhaus kommen und stadtkundig werden; denn was du gesehen hast, kommt vom Teufel; es sind teuflische Täuschungen des Traumes; so spiegelt oft der Teufel das Verschiedenartigste dem menschlichen Verstand vor. Sage mir, mein Sohn! war gestern abend jemand bei dir?« Abul Hasan dachte nach und sagte: »Ja, es schlief jemand bei mir, dem ich meine Geschichte erzählte, und ohne Zweifel gehörte der zu den Teufeln; denn du hast doch recht, meine Mutter, ich bin Abul Hasan.« Da sagte seine Mutter: »Höre, was ich dir angenehmes zu erzählen habe! Gestern kam der Vezier Djafar, der Barmakide, und ließ den Scheichen der Moschee und dem Imam jedem vierhundert Prügel geben, dann wurden sie aus der Stadt

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