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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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morgen abreisen, so würde ich dich gleich wegen deines Übermutes zur Strafe ziehen; sobald ich aber von meiner Reise zurückkehre, werde ich dir zeigen, was meine Ehre erfordert.« Nuruddins Zorn ward immer heftiger, doch wußte er ihn zu verbergen, und erst, als er bewußtlos hinstürzte, hörte sein Bruder auf zu drohen. So brachte jeder von ihnen die Nacht in einem besondern Winkel zu, und der eine blieb gegen den anderen gleich aufgebracht. Als des Morgens Schemsuddin, weil es seine Reihe war, den Sultan nach den Pyramiden begleitete, ging der von seinem Bruder so tief gekränkte Nuruddin in die Schatzkammer, füllte einen kleinen Sack mit Gold und rezitierte folgende Verse:
    »Reise, du findest leicht andere Leute für die, welche du verlässest; sei tätig, dann erlangst du des Lebens Reiz! Nur in der Fremde, nicht zu Hause sammelt man Ruhm oder Erfahrung, drum verlasse die Heimat und wandre umher; leicht verdirbt ein stehendes Wasser, nur wenn es in Bewegung kommt, bleibt es frisch. Bliebe die Sonne immer am Firmamente fest stehen, so würden alle Menschen, Araber und andere, ihrer bald überdrüssig werden; und könnte man nicht aus den Veränderungen des Mondes wahrsagen, so würde kein Beobachter stets zu ihm hinaufsehen. Der Löwe fände keine Beute, wenn er den Wald nicht verließe, und der Pfeil würde nichts treffen, wenn er am Bogen bliebe. Gold liegt wie Staub im Schachte, und Aloe ist nicht mehr als anderes Holz da, wo es wächst; jenes wird gesucht, wenn es der Erde entrissen, und dieses wird zu Gold in fremdem Lande.«
    Nachdem er diese Verse gesprochen, befahl er einem seiner Diener, seiner Mauleselin den mit Silber verzierten Sattel aufzulegen. Diese war eine der besten und vortrefflichsten, mit Ohren wie geschnittene Rohrfedern, und Füßen wie eine aufgebaute Säule; er ließ ihr das schönste Geschirr anlegen, einen seidenen Teppich über den Sattel ausbreiten und den Quersack darauf packen. Dann sagte er seinen Sklaven und Dienern: »Ich will mich auf dem Lande zerstreuen, ich will die Gegend von Kaliub 1 und andere noch bereisen; ich werde daher einige Tage ausbleiben, es braucht mir aber niemand von euch zu folgen.« Hierauf bestieg er seine Mauleselin, nachdem er sich mit Lebensmitteln versehen hatte, ritt von Kahirah weg und nach dem Weg zur Wüste. Gegen Mittag kam er in eine Stadt, Bilbeis 2 genannt; er ruhte daselbst ein wenig aus, aß zu Mittag und versah sich wieder mit frischen Lebensmitteln für sich und seine Eselin. Alsdann machte er sich wieder auf den Weg und kam gegen Abend, nachdem er seine Eselin nicht geschont hatte, nach Saidije. Durch mehrere Straßen dieser Stadt von seiner Eselin getragen, hielt er an der Post, fütterte sein Tier, aß selbst etwas, legte seinen Quersack unter den Kopf, ein Kissen auf den Boden und breitete einen Teppich darüber aus. Je mehr er über das Betragen seines Bruders nachdachte, desto heftiger ward sein Zorn, und er schwor, nicht zurückzukehren, und sollte er auch bis Bagdad reisen. Als er des Morgens wieder seine Reise fortsetzte, traf er einen Kurier; er trieb seine Mauleselin und ritt gleichen Schrittes mit diesem, und Gott ließ ihn glücklich nach Baßrah 3 kommen. Nuruddin ging einst vor den Toren der Stadt spazieren und traf zufällig den Statthalter von Baßrah daselbst. Als dieser den jungen Mann erblickte und an seinem feinen, vornehmen Wesen bemerkte, daß er von edler Geburt sein müsse, ging er auf ihn zu, grüßte ihn und erkundigte sich nach seinen Umständen. Nuruddin erzählte ihm alles; dann auch, wie er geschworen habe, nicht nach Hause zurückzukehren, bis er die ganze Welt gesehen, und lieber sterben wolle als unbefriedigt die Heimat wieder zu betreten. Als der Vezier dies hörte, sprach er zu ihm: »Thue dies nicht mein Sohn! denn viele Länder sind unsicher; es könnte dir leicht ein Unglück begegnen.« Er nahm ihn dann mit nach Hause, erwies ihm viele Ehre, da er ihn bald sehr lieb gewonnen hatte. Eines Tages sagte er zu ihm: »Du weißt, mein Sohn, daß ich schon sehr alt bin und keine männlichen Nachkommen, sondern nur eine einzige Tochter habe, die dir an Schönheit gleicht; schon habe ich große und reiche Freier abgewiesen, doch fühle ich so große Zuneigung zu dir, daß ich dich frage: ob du wohl meine Tochter als Sklavin annehmen willst, so daß sie deine Frau werde und du ihr Mann? Ich werde dich dann als meinen Sohn anerkennen, dich als solchen dem Sultan vorstellen und ihn bitten, daß er dich an

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