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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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kamen Boten nach Haleb 4 , konnten aber, da Nuruddin schon in Baßrah war, daselbst nichts von ihm erfahren; sie kehrten daher bestürzt nach Kahirah zurück. Schemsuddin verlor bald die Hoffnung, seinen Bruder wiederzufinden. Gott, der allein Mächtige, stehe mir bei, dachte er, ich habe meinem Bruder zu viel getan, als wir von unserer Vermählung sprachen. Nach einiger Zeit vermählte sich Schemsuddin mit der Tochter eines vornehmen Mannes aus Kahirah und der Zufall wollte, daß er seine Gemahlin in derselben Nacht heimführte, wie sein Bruder in Baßrah die seinige, und Gott, um den Menschen seine Weisheit zu offenbaren, fügte es, daß Schemsuddins Frau eine Tochter und Nuruddins Frau einen Sohn gebar. Nuruddins Sohn war so schön, daß er Mond und Sonne beschämte; leuchtend war seine Stirne, rot seine Wangen, marmorn sein Hals, und auf seiner rechten Wange war ein braunes Fleckchen, wie ein Ambrabogen, wie ein Dichter ihn beschrieben:
    »Schlank ist sein Wuchs, sein schönes Gesicht und seine schwarzen Haare verbreiten abwechselnd Licht und Finsternis in der Welt; verkennt auch nicht das Fleckchen auf seinen Wangen, denn auch bei der Rose findet ihr ein solches wieder.«
    Kurz, der Kleine war so hübsch und wohl gewachsen, daß seine Anmut alle Herzen bezauberte, sowohl seine Gestalt, als sein ganzes Wesen gewannen ihm die Liebe aller. Nichts fehlte an seiner Schönheit, ein Reh mußte sogar ihn um seinen Hals und seinen Blick beneiden; wohl bezeichnet wird er noch durch folgende Verse:
    »Bringt man die Schönheit selbst, um sie mit ihm zu vergleichen, wird sie aus Scham ihr Gesicht niederschlagen; fragt man sie aber: hast du je etwas Ähnliches gesehen? so antwortet sie: nein, niemals!«
    Nuruddin nannte diesen Knaben Bedruddin Hasan; sein Großvater, der Vezier von Baßrah, freute sich unendlich mit ihm; es war eine große Mahlzeit gegeben, und der Vezier machte seinem Schwiegersohne Geschenke, die eines Königs würdig waren; er ging dann mit ihm zum Sultan, der ein schöner, wohltätiger und verständiger Mann war, verbeugte sich vor ihm und sprach folgende Verse:
    »Dein Leben und dein Ruhm mögen so lange dauern, als Morgen und Abend miteinander wechseln! Möchtest du, so lange es eine Nacht gibt, in ununterbrochenem Glücke fortleben!«
    Nachdem der Sultan ihm für seinen Wunsch gedankt, fragte er ihn, wer der junge Mann sei, den er mitgebracht; der Vezier erzählte ihm Nuruddins ganze Lebensgeschichte und setzte dann hinzu: »Lasse, o König! diesen Mann an meiner Stelle Vezier werden, denn er besitzt eine ausgezeichnete Beredsamkeit; ich, dein Sklave, bin schon sehr alt. Mein Geist hat abgenommen, mein Gedächtnis ist schwach geworden, darum wünsche ich von der Gnade des Sultans, daß mein Schwiegersohn nun meinen Platz einnehme; ich glaube wohl, daß er dessen durch meine treuen Dienste würdig geworden.« Er küßte dann den Boden vor dem Sultan, der Nuruddin sogleich liebgewonnen, sobald er ihn nur angesehen hatte; er ließ daher ein Ehrenkleid herbeibringen und bekleidete Nuruddin selbst damit, auch schenkte er ihm eine von seinen besten Mauleselinnen, und setzte ihm sogleich ein Jahrgeld fest, wie es seinem Range gebührte. Der alte Vezier kehrte sodann wieder mit seinem Schwiegersohne nach Hause zurück, und im Übermaße ihrer Freude sagten sie zueinander: »Dies Glück bringt uns allein das neugeborene Kind!« Am folgenden Tag ging Nuruddin wieder zum Sultan, trat sein neues Amt an und versah alle Geschäfte eines Veziers; nichts war ihm zu schwer, als hätte er schon darin eine lange Übung gehabt. Der Sultan liebte ihn immer mehr, und Nuruddin kehrte höchst beglückt über die Huld des Sultans, der ihn reich beschenkte, nach Hause zurück, wo seine Freude mit seinem Sohne, dem er die sorgfältigste Erziehung gab, nicht minder groß war. So vergingen Tage und Nächte, und Bedruddin war immer größer und hübscher. Als er aber das vierte Jahr erreicht hatte, war sein Großvater krank, er vermachte ihm sein ganzes Vermögen und starb. Man bereitete die Trauermahlzeit und verrichtete die üblichen Leichen-Zeremonien und Trauerfeierlichkeiten einen ganzen Monat lang. Als Bedruddin sieben Jahre alt war, führte ihn sein Vater in die Schule und empfahl ihn angelegentlich dem Lehrer: »Gib wohl acht auf dieses Kind«, sagte er zu ihm, »und vernachlässige weder seinen Unterricht, noch seine moralische Bildung.«
    So war der Kleine immer klüger, verständiger, gebildeter und beredter, der Lehrer

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