Tausendundeine Wuestennacht
nicht …“
Raffa reichte ihr den Stock, mit dem er das Feuer angefacht hatte. „Passen Sie einen Moment auf die Glut auf, und gehen Sie nicht zu nah an die Flammen.“
„Nein, ich …“
Raffa war bereits gegangen. Casey hörte ihn im Zelt hantieren, dann kam er mit einfachen Sandalen zurück. „Ziehen Sie die an. Mit einem Schutz unter den Sohlen läuft sich’s besser. Wenn man länger barfuß im Sand läuft, schmerzen die Füße.“
Und was tut man gegen Herzflattern?, dachte Casey und schlüpfte in die Sandalen.
Vor dem Zelt auf Kissen sitzend, labten Casey und Raffa sich unter dem Sternenhimmel an dem einfachen Mahl, das Casey vorgeschlagen hatte. Die Atmosphäre zwischen ihnen war nun wieder so gelöst und kameradschaftlich wie vor dem erotischen Zwischenspiel am See.
„Wirklich lecker“, lobte Raffa und aß den letzten Rest des gebackenen Halloumikäses, den Casey in Scheiben geschnitten und mit frischer Mango belegt hatte. Auch einen mit Pinienkernen bestreuten Salat hatte sie zubereitet.
Das Rezept stammte aus einem Supermarktcomputer, aber das zu gestehen, hätte nicht zu der verzauberten Stimmung gepasst. „Ich bin wohl ein Naturtalent.“
Raffa hörte zu kauen auf und blickte sie an. „Entweder das – oder Sie hatten ein Rezept.“
Beide lachten, dann sagte er: „Da ich für den nächsten Gang zuständig bin, muss ich mir auch etwas einfallen lassen.“
Was für ein Mann! In seinem Wüstengewand sah er nicht nur unwiderstehlich aus –, er konnte auch kochen!
„Feigen“, versprach er lockend und hielt ihr welche vor die Nase. „Reife, saftige Feigen frisch vom Baum.“
Er sagte das, als wären Feigen die erotischsten Früchte der Welt. Erregt atmete Casey ein, als Raffa eine besonders dicke rote Frucht für sie auswählte und ihr an die Lippen hielt. Genussvoll biss sie hinein – und stieß den Kaffee um.
„ Kab al gahwa khay !“, rief Raffa.
„Und was heißt das?“
„Ein gutes Omen“, klärte er sie auf. „In A’Qaban glaubt man, es bringe Glück, Kaffee umzustoßen. Was ich gesagt habe, heißt so viel wie: Auch Unglück kann Glück bringen.“
„Na ja …“ Wer’s glaubt, wird selig.
Doch die Feige schmeckte köstlich, und Casey beobachtete, dass auch Raffa seine Nachspeise genoss.
„Das war ein Schlemmermahl“, stellte er fest, nachdem er sich die Finger in einer Schale mit Wasser gespült hatte. Er trocknete sie mit einem weichen Handtuch ab und sah Casey an. „Wenn Sie brav sind, behalte ich Sie vielleicht als Köchin.“
„Und wenn ich nicht brav bin, behalten Sie mich doppelt so lange?“, scherzte sie, doch der Ausdruck in Raffas Augen warnte sie, nicht mit dem Feuer zu spielen.
Das Picknick unter dem Sternenzelt erinnerte Casey an ihre Pfadfinderzeit. Verträumt blickte sie zum Nachthimmel auf. Erst nach einem Augenblick wurde ihr bewusst, dass Raffa aufgestanden war und davonschlenderte.
Er hatte so seltsam gelächelt … „Wohin gehen Sie?“
„Möchten Sie, dass ich bleibe?“
„Nein. Sicher haben Sie viel zu tun.“
„Gut. Dann überlasse ich Sie den fähigen Händen dieser Damen.“
Casey drehte sich um und entdeckte eine Gruppe Frauen, die unter den Bäumen warteten und jetzt mit Tonkrügen, flauschigen Handtüchern und dampfenden Karaffen voll duftenden Wassers näher kamen. „Was wollen sie?“ fragte Casey verunsichert.
Raffa machte eine lockere Handbewegung. „Na ja, ich denke, sie wollen Sie für den Scheich vorbereiten.“
„Wie bitte?“ Ungläubig blickte Casey zu den Frauen.
Als sie sich wieder umdrehte, war Raffa verschwunden.
14. KAPITEL
Auf vieles war Casey gefasst, doch das ging zu weit. Sie sprang auf, als die Frauen unaufhaltsam heranrückten.
„Nein! Nein, danke!“ Mit heftigen Gebärden winkte Casey sie fort. „Da muss ein Irrtum vorliegen.“
„Kein Irrtum“, erwiderte eine junge Frau in fast akzentfreiem Englisch. „Seine Majestät meint, eine Wellnessbehandlung würde Ihnen nach dem langen Tag guttun, Ms Michaels. Sicher werden viele Touristen hierher in die Wüste kommen, um die besonderen Behandlungsrituale zu genießen, die in A’Qaban von Generation zu Generation weitergegeben werden. Seine Majestät meint, da Sie für den Aufbau unserer Tourismusindustrie verantwortlich sein würden, sollten Sie die Balsame ausprobieren, die wir vorbereitet haben.“
Aha .
„Ich verstehe.“ Jetzt verstand Casey wirklich. Jedes Mal, wenn ihre Träume wahr zu werden schienen, wurde Raffa geschäftlich.
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