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Tausendundeine Wuestennacht

Tausendundeine Wuestennacht

Titel: Tausendundeine Wuestennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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Bedürfnissen, der seinem Bild in der Öffentlichkeit so wenig entsprach. Man darf ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen, dachte Casey.
    „Erkennen Sie die wieder?“ Raffa deutete auf einige Sitzkissen.
    Sie waren um einen flachen runden Messingtisch gruppiert und zeigten die gleichen Muster wie ihr ersteigertes Tuch. „Sie sind wunderschön –, genau wie mein Schal.“ Lächelnd deutete sie auf das zarte Gewebe. „Ich würde ihn für nichts in der Welt wieder hergeben.“
    Raffa bemühte sich, Caseys Enthüllung gelassen aufzunehmen. Die Dinge zwischen ihnen entwickelten sich erstaunlich schnell, bewegten sich jetzt auf einer ganz neuen Ebene …
    Aber er wollte nichts überstürzen. Er hatte Casey in die Wüste mitgenommen, um sie mit seinen Leuten bekannt zu machen –, doch eigentlich hatte er sich dazu entschlossen, weil seine Gefühle für sie immer stärker wurden. Bei der Ankunft in A’Qaban hatte er sie zurückhaltend, so scheu und verletzlich erlebt, doch langsam taute sie auf, begann, ihm zu vertrauen. Aus ihrer Beziehung erwuchsen ganz neue Möglichkeiten.
    Sie waren sich sehr viel näher gekommen, auch ohne große Worte. Wie schön Casey in dem Beduinenschal aussah –, dem Traditionssymbol der Wüstenmenschen. Sie besaß viele Eigenschaften, die er an den Beduinen bewunderte. Kleine Dinge, mit Liebe gegeben, bedeuteten ihr mehr als all die Juwelen in seinem Tresorraum. Es berührte ihn, dass sie sich von allem, was er für die Auktion gespendet hatte, ausgerechnet den Schal ausgesucht hatte. Natürlich konnte Casey nicht ahnen, dass er ihr als Dank für ihren Einsatz bei der Gala alles gekauft hätte, was sie sich gewünscht hätte, sich aber nicht leisten konnte. Dem war Casey zuvorgekommen, indem sie sich das Einzige aussuchte, dem die anderen keinen Wert beigemessen hatten.
    „Ich mache uns ein Lagerfeuer, damit wir beim Essen die Sterne beobachten können“, versprach er ihr.
    „Kann ich hier schwimmen gehen? Ich meine … nach dem Ritt bin ich staubig und verschwitzt.“ Sie wurde verlegen, weil er sie von Kopf bis Fuß betrachtete. „Kann man in der Oase gefahrlos baden?“
    „Natürlich. Das Wasser ist flach und warm, der Boden trittfest. So spät abends dürften Sie den See für sich allein haben. Gehen Sie ruhig schwimmen.“
    „Und Sie?“
    „Ich mache Feuer, damit Sie es warm haben.“ In diesem Augenblick hätte er alles für sie getan. „Vor dem Baden sollten Sie sich überlegen, was wir mit den mitgebrachten Lebensmitteln machen, damit wir entscheiden können, was wir nach dem Schwimmen essen.“
    „Wir haben Lebensmittel dabei?“
    „Dafür war der Maulesel da“, erinnerte Raffa sie. „Haben Sie die Satteltaschen vergessen?“
    „Ach so …“
    „In den Taschen ist unser Abendessen –, falls Sie kochen können, heißt das.“
    Casey lachte und sah so wunderschön aus, dass Raffa den Blick nicht von ihr abwenden konnte. Zum ersten Mal gingen sie völlig entspannt miteinander um, es war nicht mehr wichtig, wer sie waren und was sie voneinander erwarteten.
    Doch dann wurde sie ernst und wandte sich ab. „Bleiben Sie nicht zu lange fort.“
    Beruhigend berührte Raffa ihren Arm. „Hier sind Sie sicher.“
    Nun lächelte sie wieder, wenn auch ein wenig schwach. Er wollte, dass sie sich bei ihm sicher fühlte, ihm vertraute, begriff, wie wichtig sie für ihn war –, nicht nur geschäftlich, sondern auch als Mensch.
    Deshalb durfte es zwischen ihnen keine verlangenden Blicke mehr geben.
    Er hob den Deckel einer kunstvoll geschnitzten Truhe. „Hier finden Sie frische Kleidung.“ Ohne Casey anzusehen, holte er einen neuen schwarzen Bademantel heraus. „Nehmen Sie sich einfach, was Sie brauchen.“
    Sie antwortete nicht, dachte wohl an ihre Situation, vermutete Raffa. Hier in der Wüste war sie mit ihm allein, die Spannung zwischen ihnen wuchs, je besser sie sich kennenlernten. Hier würde er sie lieben –, am schönsten, aufregendsten Ort der Welt. Vom ersten Augenblick an hatte er sie begehrt, doch er würde nur mit ihr schlafen, wenn sie es auch wollte und sich bei ihm sicher fühlte.
    „In den Satteltaschen befinden sich Halloumikäse, Mango, Pinienkerne und Gemüse – also lassen Sie sich etwas einfallen“, erklärte er umgänglich und ging zum Zeltausgang. „Ich habe Hunger“, setzte er hinzu, als wäre sein Magen das Einzige, was sich bei ihm regte.
    Casey wirkte erleichtert und begann, das Abendessen vorzubereiten. Und er musste sich dringend abkühlen.

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