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Taxi

Titel: Taxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
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fünfhundertfünfundfünzig. Eigentlich hätte er jetzt also nicht mehr Udo-Dreidoppelsieben, sondern Udo-Dreimaldiefünf heißen müssen.
    »Läuft tausendmal besser«, sagte Udo. »Du bist echt dumm, wenn du nicht wechselst.«
    »Nee, ich bleib bei Nusske«, sagte ich. Dann fiel mir ein, dass die Firma ja mal Udo gehört hatte, und ich wurde verlegen.
    »Das Schwein«, sagte Udo-Dreidoppelsieben. »Du weißt, dass das Schwein mich rausgeworfen hat, ja?«
    »Naja, soweit ich das mitgekriegt habe, arbeitet der da jede Nacht für umsonst. So, wie er mir das erzählt hat, arbeitet er da deine Schulden ab.«
    »Der ist nicht mehr mein Freund. Der hat mich aus meiner eigenen Firma rausgeschmissen. Das musst du dir mal vorstellen. Ich meine, das war meine Firma, und dann sagt der mir einfach: Du bist entlassen.«
    »Sei doch froh«, sagte ich. »Sei doch froh, dass du den Laden los bist und dich da um nichts mehr kümmern musst. Nusske hat gesagt, du hättest dir jeden Monat zweitausend Mark Gehalt ausgezahlt, und das wäre einfach nicht drin gewesen.«
    Udo verschränkte die dünnen Arme.
    »Das war meine Firma – meine Firma und meine Idee. Der schmeißt mich aus meiner eigenen Firma raus und reißt sich da alles unter den Nagel. Der ist nicht mehr mein Freund.«
    Es hatte keinen Zweck. Wenn Realitätswahrnehmung und Selbstachtung sich gegenseitig ausschlossen, entschieden sich die meisten Leute eben gegen die Realität.
59
    Morgens um fünf lag ich wach. Mein Herz schlug so kräftig und gleichmäßig wie ein alter Taxameter auf der Autobahn. Das Bett knackte leise im selben Rhythmus. Im Treppenhaus ging das Licht an. Ich sah es unter der Tür hindurch schimmern. Dann hörte ich Majewski die Treppe herunterpoltern. Eine Frau war bei ihm. Sie lachten. Irgendetwas Hartes, ein Boot vielleicht, schlug gegen die Wand. Ich lief zur Tür und schloss ab. Ich wollte verhindern, dass Majewski hereinstürmen konnte, um mir davon zu erzählen, wie es mit dieser Frau im Bett war – so schön – oder wie er ihr half, ein Selbstbewusstsein aufzubauen. Oder wie er es gerade wieder zerstörte. Die beiden polterten an meiner Tür vorbei. Einen Augenblick lang fühlte ich mich hinter der verschlossenen Tür sicher, dann war ich nur noch deprimiert. Es stimmte nicht, dass es bloß darauf ankam, sich selbst zu respektieren. Das war nichts als Eigensinn. Es kam sehr wohl darauf an, wie andere einen behandelten. Jetzt ging im Hinterhof das Licht an. Die Schritte der beiden hallten durch den Innenhof, dann schlug das schwere Eisentor zu. Das Licht schimmerte durch die Vorhänge, und ich konnte im Halbdunkel meines Zimmers die Möbel und Gegenstände erkennen. Mein Sofa, meinen Kühlschrank, meine Gitarre, den dunklen Schatten meiner Bücher, die hinter den Gardinen auf den Fensterbrettern lagen. Meine Sachen. Meine Wohnung. Jedenfalls, solange ich noch die Miete zahlen konnte. Wie viele Dinge ich besaß. So arm, und trotzdem alles voller Gelumpe. Wo sollte ich nur damit hin, wenn ich die Wohnung verlor. Ich beschloss, so viel wie möglich wegzuwerfen.
60
    Bei meinen Eltern stand die Waschmaschine im Keller. Ich stellte den Sack mit schmutziger Wäsche davor. Meine Mutter kam mit einem Korb frisch gewaschener und gebügelter Kleidungsstücke die Kellertreppe herunter. Die Hemden und Hosen lagen wie immer beeindruckend akkurat aufeinander. Alles andere auch. Meine Mutter bügelte sogar die Unterhosen und Socken. Sie stellte den Wäschekorb vor mich hin.
    »Frau Kleinwächter sagt, sie hat dich mit einem jungen Mann in einem BMW gesehen. War das der, der dich hier neulich abgeholt hat? Bist du denn nicht mehr mit Dietrich zusammen?«
    »Nein. Aber mit dem anderen auch nicht.«
    »Habe ich mir gleich gedacht, dass du so einen Mann nicht halten kannst«, sagte meine Mutter. Ich fixierte sie. Dieses boshafte Weib. Allein dafür gönnte ich ihr die drei Jahrzehnte, die sie nun schon im Höllenjob Hausfrau verbüßte. Ich hätte ihr gar nicht antworten sollen. Oder lügen. Dietrich und die anderen hatte ich ja auch in dem Glauben gelassen, ich wäre immer noch mit Majewski zusammen. Und natürlich setzte das Aas gleich noch nach:
    »Du und Dietrich, ihr habt ja auch viel besser zusammengepasst.«
    »Wieso das denn plötzlich? Als ich noch mit ihm zusammen war, hat dich das doch immer gestört.«
    »Ja, aber doch bloß, weil das alles so aussichtslos war mit eurer Taxifahrerei.«
    »Und weswegen hast du jetzt deine Meinung geändert?«
    Ohne mich

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