Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
beobachtet. Er hatte ihn schweigend über Christinas Leiche stehen sehen; wütend, fragend. Er würde nicht viel länger fragen müssen. Es war beinahe so weit.
Er kräuselte die Nase. Der Geruch im Auto wurde schlimmer. Er würde seinem Wagen eine Grundreinigung gönnen müssen. Und auch den Kofferraum ausleeren, so viel war sicher. Frisches Eis für die Kühlbox besorgen! Wie gut, dass er getönte Fensterscheiben hatte, denn sein Gesichtsausdruck hätte sonst sicher hier und da erstaunte Blicke geerntet. Auf dem Fußboden im Fond lag immer eine Tasche. Eine ziemlich unscheinbare Ledertasche, deren Inhalt aber sicher für Gerede sorgen würde.
Der Mann lächelte. Das ging alles beinahe zu glatt. Er hatte noch eine vor sich, dann war es an der Zeit für seine triumphale Rückkehr, um das Feuerwerk aus der Sicherheit seines Zuhauses anzuschauen. Er hoffte nur, dass sie es endlich verstanden hatte. Er wusste, wie klug sie war. Das würde alles wiedergutmachen.
35. KAPITEL
T aylor saß an ihrem Tisch und klopfte mit den Fingern auf das gebeizte Holz. Wo zum Teufel blieb Baldwin? Durch das Telefon hatte sie die Aufregung in seiner Stimme gespürt und daraufhin versucht, den Fall selbst noch einmal durchzugehen. Aber ihr fehlten die Details, und Frust machte sich in ihr breit. Sie wollte da draußen sein und den Mörder jagen, anstatt hier im Büro zu sitzen. Sie wusste, dass sie geholfen hatte, aber verdammt, es wäre großartig, auf der Straße zu sein, die Pistole in der Hand, einen Jäger jagend.
Lincoln und Marcus traten ein und unterbrachen ihren Tagtraum von einem gezielten Schuss zwischen die Augen des Mörders. Sie schreckte auf und lächelte dann. Für mindestens eine Stunde hatte sie Betsy Garrison und den Rainman komplett vergessen. Sie versuchte, es zu überspielen.
“Hey, Jungs. Gutes Timing! Habt ihr mir einen Vergewaltiger geschnappt?”
“Ich wünschte, es wäre so einfach, Mylady zu umwerben. Dann würde ich ihr einfach einen bösen Mann vor die Füße werfen und behaupten, er wäre ein Vergewaltiger.” Lincoln lächelte sie an.
“Ich nehme an, das heißt nein?”
“Ja. Also, nein. Der Fingerabdruck, den ihr von der Tür abgenommen habt, gehört zu Brian Post. Das war also schon mal eine Sackgasse. Marcus und ich sind alle Personalakten aus der Gegend durchgegangen und haben nach einem Polizisten Ausschau gehalten, der in der Nachbarschaft von dem Supermarkt und dem Fitnessstudio wohnt. Wir haben uns auch im Studio ein wenig umgehört, und es gibt ein paar Polizisten, die dort trainieren. Das Problem ist, keiner davon passt auf die Beschreibung, die das letzte Opfer gegeben hat. Wir haben auch mit Betsy gesprochen, und sie kann mit Bestimmtheit sagen, dass es keiner der Kerle ist. Sie kennt sie gut genug, um zu sagen, dass es sich nicht lohnt, sie näher unter die Lupe zu nehmen.”
Taylor nickte in Richtung der vor ihrem Schreibtisch stehenden Stühle und bot ihnen somit an, sich zu setzen. Das taten sie, und sie lehnte sich auf ihrem eigenen Stuhl zurück.
“Marcus, was denkst du? Glaubst du, es ist ein Cop?”
“Nein. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall keiner von der Metro. Es ist möglich, dass sie die Uniform oder das Auto falsch zugeordnet hat und es einem Cop aus Williamson County oder so gehört. Wir haben bisher nicht die Genehmigung, auf deren Personalakten zuzugreifen. Wir haben uns aber etwas näher mit dem Background des Opfers beschäftigt. Sie hat eine Vorstrafe, weil sie sich gegen eine Festnahme gewehrt hat, und eine wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss. Ich frage mich nun, ob sie sich bewusst oder unbewusst an dem Polizisten rächen will, der sie verhaftet hat. Sie hat eine einstweilige Verfügung gegen einen Typen namens Edward Hunt erreicht. Wir dachten, dass wir uns auch mal mit ihm unterhalten sollten. Vielleicht hing er ja in ihrer Gegend herum. Oder sie sieht einfach Dinge, die nicht da sind. Eine Vergewaltigung ist traumatisch genug. Egal, es wäre jedenfalls nett, die DNA aus dem Labor zurückzubekommen, aber ich nehme an, dass das noch einige Zeit dauern wird.”
“Das klingt ja ganz so, als ob ihr einen Plan hättet. Bettelt mal ein bisschen beim Labor, damit sie sich beeilen. Ich werde den Rest des Tages mit Baldwin arbeiten, aber ich hab mein Telefon dabei, falls ihr mich braucht.”
Beide Männer schauten sie an und zuckten dann mit den Schultern. Wenn die Chefin den Nachmittag über außerhalb des Reviers arbeiten wollte, war das ihr gutes Recht. Sie
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