Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
dann noch einmal ins Haus, um sicherzustellen, dass sie nichts vergessen hatte. Zufrieden, dass sie nicht noch einmal würde herkommen müssen, verließ sie das Haus, schloss hinter sich ab und legte den Schlüssel unter die Fußmatte. Genau so, wie sie ihn am ersten Tag vorgefunden hatte, als sie mit Quinn hier gewesen war.
“Ich muss Quinn Bescheid sagen, dass ich den Laptop mitgenommen habe”, dachte sie laut. Eine Nachbarin, die ihren flauschigen weißen Schoßhund Gassi führte, warf ihr einen Blick zu. Taylor lächelte sie an und winkte, dann stieg sie in ihren Kombi, ließ den Motor an und legte einen Gang ein. Sie würde Quinn später anrufen, nachdem sie die Gelegenheit gehabt hatte, mit Baldwin über die E-Mails zu sprechen.
Baldwin fuhr durch East Tennessee, genoss den Ausblick und die Fahrt so gut es ging und dachte über die Situation nach, in der er sich befand. Sechs tote Mädchen, und er konnte nicht einen einzigen Verdächtigen vorweisen. Das würde sich hoffentlich ändern, wenn er in Nashville war und mit dem CEO von Health Partners gesprochen hatte. Vielleicht auch schon, wenn Taylor ihn wegen der Gedichte anrief. Sein sechster Sinn sagte ihm, dass die beiden Sachen etwas miteinander zu tun hatten. Er musste sich jetzt nur hinsetzen und versuchen, herauszufinden, was.
Er war früh aus Asheville losgefahren und gut durchgekommen. Er fuhr gerade durch Crossville auf der Interstate 40, als sein Telefon klingelte. Es war nur noch ungefähr eine Stunde bis Nashville, aber er war auf der Fahrt immer wieder in Funklöcher geraten, sodass er nun auf den Seitenstreifen fuhr und den Anruf dort entgegennahm. Auf dem Display sah er, dass es Taylor war.
“Hi, Honey, wie geht …”
“Baldwin, ich habe versucht, dich zu erreichen. Wo bist du?”
“Auf der 40 kurz hinter Crossville. Ich hatte beschlossen, mir ein Auto zu mieten und nach Nashville zurückzukommen, um ein paar Dinge zu erledigen. Wenn der Verkehr so bleibt, werde ich in einer Stunde zu Hause sein. Warum, was ist passiert?”
“Ich bin zu Whitneys Haus gefahren, um die E-Mails auszudrucken. Gestern ist noch eine weitere eingetroffen, nachdem Quinn und ich das Haus schon verlassen hatten. Wenn die E-Mails und Gedichte mit deinen Gedichten zusammenhängen, haben wir vielleicht großen Ärger.”
Baldwin biss die Zähne zusammen. Verdammt. Es war gut möglich, dass ein weiteres Mädchen aus Asheville entführt, aber noch nicht als vermisst gemeldet worden war. “Was für ein Gedicht war es?”
“Ich habe es zufällig erkannt, es sind ein paar Zeilen aus ‘Der Floh’ von John Donne. Kennst du es?”
“Ja, das kenne ich tatsächlich. Ich hab’s früher immer bei den Mädchen eingesetzt. Okay, du musst mir einen Gefallen tun. Du hast die Gedichte doch gerade vor dir, oder?”
“Ja, ich hab einfach den gesamten Laptop mitgebracht. Ich dachte, wenn noch weitere E-Mails von diesem Absender eintreffen, wäre es gut, wenn wir den Computer bei uns hätten.”
“Okay, ich werde dich jetzt auf Lautsprecher schalten und weiterfahren. Warte eine Sekunde. Falls die Verbindung abbricht, rufe ich dich sofort wieder an.” Er startete den Motor und fuhr wieder auf den Highway. “Okay, ich will, dass du mir alle E-Mails vorliest und mit der ältesten anfängst.”
Er hörte Taylor durch die Seiten blättern. Die Gedichte würden übereinstimmen, das wusste er jetzt schon. Er fing an, es zu spüren, dieses Gefühl, dass die Puzzleteile begannen, an ihren Platz zu fallen. Taylor kam wieder an den Hörer zurück.
“Die erste Nachricht ist von vor einem Monat. Sie lautet:
’Eine perfekte Frau, edel erdacht
,
um zu warnen, zu trösten und zu befehlen;
und doch ein Geist, still und hell
,
mit einem engelhaften Glanz.’
Oh, und da ist noch ein Postscript, das mir vorher nicht aufgefallen ist. Ich habe sie vorher nur auf dem Bildschirm angeschaut, jetzt sehe ich sie das erste Mal ausgedruckt vor mir. ‘Das lag am Tatort.’“ Sie hielt einen Moment inne. “Baldwin, sie wusste es. Sie wusste es und ist nicht zu uns gekommen. Verdammte Journalisten!”
Baldwins Herz klopfte heftiger. “Das ist die gleiche Nachricht, die in Susan Palmers Tasche gefunden wurde. Natürlich ohne das PS”, sagte er leise.
“Gut, die nächste kam vor zwei Wochen. Darin steht:
’Ein Wesen, nicht zu klug oder zu gut
,
um des Menschen täglich Brot zu sein
,
für vorübergehende Trauer einfache Listen:
Lob, Schuld, Liebe, Küsse, Tränen und
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