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Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Titel: Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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einem billigen Einwegfeuerzeug an und nahm einen tiefen Zug. Sie rechtfertigte sich zum millionsten Mal: Sobald dieser Fall vorbei war, würde sie endlich aufhören.
    In ihrem Auto kurbelte sie das Fenster herunter und legte einen Gang ein. Den Rauch aus dem Fenster pustend fuhr sie auf den Broadway, bog dann rechts ab und fuhr weiter Richtung West End.
    Sie hatte schon lange nicht mehr an den Connolly-Fall gedacht. Es war passiert, als sie erst dreizehn war, und zu der Zeit hatten ihre Eltern alle Informationen so gut es ging von ihr ferngehalten, um sie nicht zu verängstigen. Aber ihr waren die Gerüchte natürlich auch zu Ohren gekommen, wie jedem Kind in der Stadt. Und auch wenn die Geschichte korrekt wiedergegeben worden war, fehlten doch entscheidende Details.
    Eines Nachmittags waren die Connolly-Schwestern auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Sie gingen auf die Harpeth Hall, eine exklusive Mädchenschule in Belle Meade. Die Schule war nicht weit von ihrem Zuhause entfernt, und normalerweise gingen sie in ihren niedlichen Uniformen zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad. Die Nachbarschaft war so sicher, dass niemand sich darüber Gedanken machte. Als die Mädchen am Abend immer noch nicht zu Hause waren, benachrichtigten die Eltern endlich die Polizei. In den Tagen vor Livesendungen mit Berichterstattung rund um die Uhr hatte die Nachricht sich nicht sehr weit verbreitet. Taylor konnte sich nicht daran erinnern, je etwas im Fernsehen gesehen oder in der Zeitung gelesen zu haben. Alles, was sie wusste, hörte sie von Freundinnen. Die Mädchen verschwanden und wurden ein paar Tage später gefunden. Sie waren ihrem Entführer entkommen, einem seltsamen Mann namens Nathan Chase. Laut offizieller Aussage ging es ihnen gut, als sie nach Hause kamen. Aber die Gerüchteküche brodelte umso heftiger.
    Das Auftauchen der Connolly-Schwestern auf Father Ryan, der Highschool von Taylor und Sam, verursachte kaum Aufsehen. Die wohlerzogenen Schüler und ihre vornehmen Eltern sorgten dafür, dass die Mädchen mit offenen Armen aufgenommen und niemals wegen der Geschichte belästigt wurden. Zumindest war das der Eindruck, der an der Oberfläche entstand. In Wahrheit wurde einfach nur sehr diskret geflüstert und gestarrt, wurden die Geschichten hinter verschlossenen Türen weitergegeben, tuschelten die privilegierten Teenager während des Cheerleadertrainings und der Footballspiele. Die Wände des Belle Meade Country Clubs gaben die Geschichte weiter und schwiegen schnell stumm, wenn ein Mitglied der Connolly-Familie auftauchte.
    Aber die Connolly-Mädchen wurden problemlos akzeptiert, zu allen wichtigen Partys eingeladen, von den besten und klügsten Jungs ausgeführt, erzielten hervorragende Noten und versäumten niemals, sich anzupassen. So sah es zumindest aus. Anstatt ihnen zu schaden, hatte der Skandal sie zu etwas Besonderem gemacht.
    Der Sommerhimmel verdunkelte sich durch ein heranrollendes, für diese Gegend typisches Nachmittagsgewitter. Taylor öffnete das Sonnendach ihres Autos und genoss die frische Luft, die den Sturm ankündigte. Auf der Interstate 40 lief der Verkehr langsam und ziellos. Über die ruhigen Straßen des West Ends erreichte sie endlich die Kreuzung Harding Road und White Bridge Road. Es schien Tage her zu sein, dass sie hier einen Kaffee mit Sam getrunken hatte, und nicht erst die paar Stunden seit heute Morgen. Sie hatte es geschafft, alle Gefühle der letzten zwei einer Achterbahnfahrt ähnelnden Tage zur Seite zu schieben, aber der Anblick des Starbucks brachte die Erinnerung an die Neuigkeiten – oder besser die Nicht-Neuigkeiten – mit einem Schlag zurück.
    Sie nahm an, dass sie Baldwin von dem falschen Alarm erzählen, ihre Gefühle so leichtherzig wie möglich mit ihm teilen sollte. Sie wollte weiß Gott nicht, dass irgendetwas ihre Beziehung auseinanderbrachte. Die Dinge liefen gut. Sie war zufrieden. Sie liebte ihn, er liebte sie. Ende der Geschichte. Sie wollte nicht unbedingt das, wonach sich anscheinend so viele Frauen sehnten. Ein toller Mann, ein wundervoller Bettgefährte, Freundschaft – das reichte ihr. Ganz sicher hatte ihr Plan keinen Platz für die statistischen zwei Komma fünf Kinder und den einen Hund. Sie war nie verheiratet gewesen, nicht mal verlobt. Vor Baldwin hatte sie sich die körperlichen Freuden gegönnt, wo sie sich anboten, und alle emotionalen Verwicklungen gemieden. Diskrete, kurzlebige Affären nach ihren Regeln. Sex, keine Liebe. Komisch, ihr war

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