Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
arbeiteten eng mit den Polizisten in Baton Rouge zusammen. Sie hatten die richtigen Tests durchgeführt, die richtigen Untersuchungen angestellt; und doch hatten sie nicht den Hauch einer Ahnung, wer die achtzehnjährige Susan Palmer erwürgt hatte, ihr die Hände abtrennte und sie auf einem Feld in Baton Rouge entsorgte. Die Verbrechen schienen miteinander in Zusammenhang zu stehen, es gab eindeutige Ähnlichkeiten – manuelle Strangulation und fehlende Hände. Aber es war Jeanette Lerniers Fall, der die Aufmerksamkeit des FBI geweckt hatte. Als sie auf der Wiese untersucht worden war, hatte der Gerichtsmediziner sie auf den Bauch gerollt und unter ihrem leblosen Körper eine Hand gefunden. Jeder hatte angenommen, dass es sich um Jeanettes Körperteil handelte. Als die DNA-Untersuchungen zeigten, dass die Hand zu Susan Palmer aus Alabama gehörte, wuchs das Interesse der Ermittler. Grimes und sein Partner Thomas Petty waren dazugerufen worden, um die Polizisten vor Ort zu unterstützen. Als einen Monat lang nichts passierte, wurde die Jagd abgeblasen, Grimes und Petty kehrten zu anderen Fällen zurück, und der Mörder wanderte in die Annalen der ungelösten Mordfälle, die sämtliche Archive der kleinen Polizeireviere auf dem Land durchziehen. Grimes behielt ein Auge auf den Fall, befragte Freunde und Familie, aber Petty musste sich um das Verschwinden eines Neunjährigen kümmern und wurde komplett abgezogen. Die Uhr lief weiter. Neue Verbrechen wurden begangen. Die Fälle waren nicht vergessen, sondern nur auf die hinteren Plätze im Regal geschoben worden.
Die Details der beiden Fälle wurden in der Hoffnung verschwiegen, dass irgendwo im Laufe der Zeit eine Antwort auftauchen würde. Zwei Familien beerdigten nur Teile ihrer geliebten Töchter. Jetzt würden zwei weitere Familien die unvollständigen Körper ihrer Töchter für eine Beerdigung zurückerhalten. Er betete, dass es damit bald ein Ende hätte.
Baldwin war über die Verbrechen informiert worden, war aber nicht aktiv in die Ermittlungen involviert gewesen. Der Anruf am Morgen, der ihn zu den Waffen rief, um es mal so auszudrücken, hatte das geändert. Das FBI wäre in der Lage, die komplette Verantwortung für die Untersuchungen zu beanspruchen, wenn es nötig sein sollte, denn die Entführungen und Morde waren grenzüberschreitend passiert. Aber bisher hatten die örtlichen Polizeidienststellen hervorragend kooperiert und schienen kein Hindernis, sondern im Gegenteil eine enorme Hilfe bei den Untersuchungen zu sein.
Das Originalteam vom FBI, Jerry Grimes und Thomas Petty, bestand aus cleveren, erfahrenen Agenten. Als Jessica Porter vermisst gemeldet wurde und man ihr blutgetränktes Schlafzimmer entdeckt hatte, waren die Details des Falls von den lokalen Polizisten direkt in VICAP eingegeben worden. Als der MO passte, ging der Auftrag an Grimes und Petty, vor Ort zu helfen. Als sie das Apartment des Mädchens untersuchten, dachten sie sofort an den Strangler. Grimes hatte Baldwin angerufen und ihn über den Fall informiert. Er hatte die ihnen vorliegenden Informationen weitergeleitet, auch wenn es nicht viel war. Baldwin zog den schmalen Hefter aus seiner Aktentasche und begann, sein Gedächtnis aufzufrischen. Es war in dem trockenen, unpersönlichen Ton eines Polizeiberichts geschrieben, der es keiner Emotion erlaubte, sich einzuschleichen und die Objektivität von Officern und Agents zu zerstören.
ÜBERBLICK – JESSICA ANN PORTER
Das Opfer ist weiß, weiblich und 18 Jahre alt. Sie ist 1,65 m groß und wiegt 54 kg. Sie hat braune Haare und braune Augen. Sie ist am 27. April 1986 in Jackson, Mississippi, geboren worden. Auf dem linken Bizeps hat sie einen erdbeerförmigen Leberfleck, außerdem hat sie ein Nabelpiercing mit einer kleinen Kristallkugel und durchstochene Ohrläppchen. Das Opfer verschwand auf dem Heimweg von ihrer Arbeit als Rezeptionistin im Krankenhaus von Jackson. Das Opfer …
“Ach, verdammt”, fluchte er. “Ich kann das so nicht.” Zu verdammt unpersönlich. Baldwin schloss die Akte und dachte zurück an die Unterhaltung, die er mit Grimes gführt hatte. Der Mann war ziemlich gebrochen gewesen, zu gebrochen. Er hatte Baldwin sofort angerufen, nachdem sie die Wohnung des Porter-Mädchens verlassen und mit den Angehörigen und Freunden gesprochen hatten. In Gedanken ging Baldwin das Gespräch noch einmal durch. Das war eine Spezialität von ihm, dass er sich jederzeit in sein Gedächtnis einklinken und das hervorholen
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