Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
identifiziert?”
„Nein, das haben wir nicht. Wir …“
„Und das ist jetzt Opfer Nummer vier, richtig?“
„Es ist noch zu früh, das zu …“
„Vor zwei Monaten fand die Polizei die misshandelte Leiche des Entführungsopfers Elizabeth Shaw. Das Mädchen war vergewaltigt worden, bevor man ihr die Kehle mit einem scharfen Objekt aufschlitzte, bei dem es sich vermutlich um ein beim Militär eingesetztes Messer handelte. Drei Wochen später wurde die Leiche von Candace Brooks gefunden, die Todesursache war die gleiche. Letzte Woche fand man eine junge Frau namens Glenna Wells in der Nähe des Percy Priest Lake, auch sie vergewaltigt, geschlagen und vermutlich verblutet, wie es der tiefe Schnitt in ihrer Kehle nahelegt. Die Tatorte weisen eine beängstigende Ähnlichkeit auf, und die Nashville Police geht bei ihren Untersuchungen wohl von der Annahme aus, dass es sich um das Werk eines Serienmörders handelt.“
Oh Gott. Großartig. Eine, die meint, alles zu wissen.
Eine Stimme in ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken. Sie würde sich nie daran gewöhnen, den Sendeleiter unangekündigt in ihrem Kopf zu haben.
„Tut mir leid. Scheuen Sie sich nicht, bei der nächsten Atempause einzuhaken.“
Taylor überprüfte ihr Lächeln; sie wollte nicht wie ein Idiot grinsend zurück auf Sendung gehen. Das mach ich.
Der Monolog ging weiter. „Diese Serienmorde sind für sich genommen schon schlimm genug, aber sie konnten zu einem Mann zurückverfolgt werden, den ganz Amerika als den Schneewittchenmörder kennt; einen fanatischen Killer, der in den Achtzigerjahren zehn Frauen umbrachte und nie gefasst wurde.“
Der Bildschirm wurde schwarz, dann leuchteten Frauengesichter und Namen auf. Die Stimme der Moderatorin füllte Taylors Ohren, als der vorher aufgezeichnete Bericht begann. Sie gaben einen Überblick über die Morde aus den Achtzigerjahren und zogen Parallelen zu den aktuellen Fällen. Taylor betrachtete die Collage und hörte nur mit halbem Ohr zu.
Sie war in der Mittelstufe auf der Father Ryan High School gewesen, als der Schneewittchenmörder sich seine Opfer unter wunderhübschen Mädchen erwählt hatte, die nur wenig älter waren als sie selbst. Als sie bei der Polizei aufgenommen wurde, hatte sie die Akten überprüft und auswendig gelernt in der Hoffnung, eines Tages den Mörder zu finden. Es sah so aus, als würde sie jetzt ihre Chance erhalten. Die Ironie, dass sie nun die leitende Ermittlerin bei den neuen Morden war, entging ihr nicht.
Taylor merkte, dass die Moderatorin immer noch redete, und konzentrierte sich wieder.
„Die Medien haben den Mörder mit einem passenden Namen belegt, der Schneewittchenmörder, weil alle diese jungen, wunderschönen Mädchen eine starke Ähnlichkeit mit dem berühmten Disney-Charakter aufweisen: schwarze Haare, blasse Haut und rot angemalte Lippen.“
Taylor schaute sich die übertrieben betonten Gesichtszüge der Moderatorin genauer an. Hm, Kimberley, wenn man dir ein wenig roten Lippenstift auftragen würde, wärst du auch eine exzellente Kandidatin.
Die Stimme in ihrem linken Ohr ertönte wieder. „Okay, Lieutenant, Sie sind wieder im Bild in drei, zwei …“
„Und dann hat er aufgehört. Die Menschen haben ihn nie vergessen, aber sie haben mit ihrem Leben weitergemacht. Bis jetzt.“ Der Einspieler endete, und Taylors Gesicht füllte den Monitor.
„So, Lieutenant Jackson, es scheint, dass der Schneewittchenmörder wieder umgeht. Haben Sie irgendwelche Beweise, die diese Theorie stützen? Wo ist er all die Zeit gewesen?“
Zeit, die Zügel wieder in die Hand zu nehmen. Taylor räusperte sich und setzte ein warmes Lächeln auf.
„Zuerst einmal danke, dass Sie mich heute eingeladen haben, Kimberley. Wie Sie wissen, war der Schneewittchenmörder Mitte der Achtzigerjahre in Nashville aktiv. 1988 ist er aus unserem Blickfeld verschwunden, und wir sind nicht sicher, was mit ihm passiert ist. Ist er ins Gefängnis gekommen oder gestorben? Vielleicht ist er auch umgezogen, hat seinen Modus Operandi geändert oder in einer ganz anderen Stadt angefangen zu morden, auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich ist. Es ist selten, dass ein Serienmörder seine Vorgehensweise verändert, wie Sie sicher wissen.“
Wie die ganze Welt weiß, dank solcher Programme wie diesem hier, die bei jedem Mordfall alle möglichen Profiler und forensischen Wissenschaftler aufbieten, um die Taten bis ins Kleinste zu analysieren.
„Stimmt es nicht, Lieutenant, dass die Polizei
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