Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
an die Jungs und Mädels vom TBI weiterzuleiten.“
Verdammtes Tennessee Bureau of Investigation. Warum konnten sie ihre Arbeit nicht selber erledigen? Kooperativ oder nicht, Taylor brauchte Lincoln für diesen neuen Mordfall.
„Hast du irgendwas, was wir nutzen können? Ich würde uns Terrence Norton gerne vom Hals schaffen, wenn möglich.“
„Noch nicht. Tu’shae hat angedeutet, dass Terrence die Drogenszene in den Clubs kontrolliert, aber er wird es nicht bestätigen.“
Hirnloser Verwaltungskram, das war Taylors Meinung zu dem endlosen Hin und Her mit Terrence Norton, einem örtlichen Kriminellen. Er nervte sie jetzt seit drei Jahren. Angefangen hatte er als Teenie mit schlechtem Benehmen und einem mittellangen Strafregister. Doch je mehr Zeit verging, desto stärker und abgestumpfter wurde er und umso mehr Ärger bekam er. Vor ein paar Monaten wäre es ihnen beinahe gelungen, ihn wegen Beeinflussung einer Jury dranzukriegen. Das TBI hatte den Fall übernehmen müssen. Lincoln machte einen großartigen Job als Verstärkung vonseiten der Metro, und Taylor sagte ihm das auch.
Terrence war eine Nervensäge. Taylor verbannte ihn aus ihren Gedanken; heute war nicht der Tag, sich mit Kleinkriminellen abzugeben.
„Beschäftigen wir uns lieber mit größeren und besseren Strolchen. Sind Fitz und Marcus hier?“
Lincoln deutete vage zur Tür, die zu den Büros der Mordkommission führte. „Ja, sie sind da drin. Willst du einen Kaffee oder so?“
„Nein. Und du willst damit vielleicht auch lieber warten. Ich hab heute Morgen mein Frühstück schon von mir gegeben; eine Erfahrung, die ich dir nicht wünsche. Komm mit.“
Gedämpfter Stimmung, aber auch fasziniert, folgte er ihr in das chaotische Büro, wo er sich gleich an seinen Schreibtisch setzte.
Vor Taylors Team musste man sich in Acht nehmen. Lincoln Ross war der Computer-Guru, ein einfühlsamer und interessanter Mann. Seine heitere Ernsthaftigkeit war das perfekte Gegengewicht zu Taylors impulsiver Kompromisslosigkeit, und öfter, als sie zählen konnte, war er ihre Stimme der Vernunft gewesen. Er war einer der wenigen Menschen, denen sie bedingungslos vertraute.
Lincolns Partner war Marcus Wade, der jüngste Detective in der Truppe. Marcus war gezwungen, sich seinen Dämonen in der Öffentlichkeit zu stellen: sein schlaksiger Körper, die glatten braunen Haare und die römische Nase hatten dem weiblichen Geschlecht mehr als ein Geständnis entlockt. Er war als Detective gereift, und Taylor wusste, wie sehr er Baldwins Arbeit als Profiler bewunderte. Sie machte sich Sorgen, dass sie ihn irgendwann ans FBI verlieren würde. Mit dem richtigen Training würden seine hervorragenden Instinkte zu einer scharfen Waffe werden können. Er befolgte die Regeln, nahm dankbar jeden Auftrag an und sog die verschiedenen Untersuchungsmethoden wie ein Schwamm in sich auf.
Sergeant Peter Malachai Fitzgerald, der von allen nur Fitz genannt wurde, war ihr Stellvertreter. Halb Vaterfigur, halb Mentor, hatte er am lautesten gejubelt, als sie zum Lieutenant befördert worden war, und liebte es, für sie zu arbeiten. Fitz war noch ein Neuling in der Mordkommission gewesen, als Taylor dazugestoßen war, und vom ersten Tag an waren sie das perfekte Team gewesen. Sie erinnerte sich noch an ihren ersten gemeinsamen Tatort, wie er auf sie zugeschlendert gekommen war und sie sich gefragt hatte, ob er irgendeine Bemerkung machen würde, wie süß sie mit dem Einsatzgürtel um die schmale Taille aussähe oder ob sie nicht ein neues Gerät dafür gebrauchen könne. Stattdessen hatte er sie jedoch nur einen Moment gemustert und sie dann nach ihrem Eindruck gefragt.
Sie war schon immer der Meinung gewesen, dass er vor ihr mit der Beförderung zum Lieutenant dran gewesen wäre, aber sie wusste, dass er das gar nicht wollte. Bürokratie und Nettigkeiten mit den Oberen austauschen waren nichts für ihn. Er war zufrieden damit, hinter ihr zu stehen und ihr den Rücken freizuhalten.
Die Räume der Mordkommission waren vollkommen überheizt. Das bereitgestellte Heizgerät, das an der gegenüberliegenden Wand stand, lief auf höchster Stufe. Der in der Ecke hängende Fernseher warf die neuesten Wettervorhersagen in den Raum. In Kombination entstand eine erdrückende Atmosphäre, laut und stickig. Taylor durchquerte rasch den Raum und öffnete die Tür zu ihrem Büro. Verhältnismäßig kühle Luft schlug ihr entgegen. Sie legte ihre Handschuhe auf den Schreibtisch. Das kleine Zimmer war
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