Taylor Jackson 03 - Judasmord
David Martin lebte. Das Video musste mindestens zwei Jahre alt sein.
Oh, Jesus. Sie zwang sich, es noch einmal anzuschauen und noch einmal. Alle drei Male endete das Video mit einem klaren Bild von Taylors Gesicht und nackten Brüsten, als sie an der Kamera vorbeiging. Taylor wusste genau, wohin sie da wollte – ins Badezimmer. Nach dem Sex mit Dave Martin hatte ihr erster Weg sie immer unter die Dusche geführt. Irgendetwas tief in ihrem Inneren war nie glücklich über ihre Treffen, und sie wollte ihn sich nach ihren Stelldicheins immer so schnell wie möglich wieder abwaschen.
Taylor merkte, dass sie die Luft angehalten hatte, und sie atmete einmal tief durch. Lincoln und Marcus hatten das hier gesehen. Ihr Team hatte es gesehen. Guter Gott. Woher kam dieses Band? Und wie um alles in der Welt war es im Internet gepostet worden?
Sie erhob sich so abrupt, dass der Laptop zu Boden fiel. Mit großen Schritten stürmte sie zur Tür, öffnete sie und bedeutete Lincoln und Marcus, zu ihr zu kommen. Stumm betraten sie das Büro. Lincoln schloss die Tür hinter ihnen.
Taylor versuchte, ruhig zu bleiben.
„Setzt euch, beide.“ Sie setzten sich.
„Wo habt ihr das gefunden?“
Marcus hob den Kopf. Er sah fürchterlich aus. „Ich habe nach dem Mann gesucht, mit dem du gestern Abend den Zusammenstoß hattest. Ich habe fast den ganzen Nachmittag herumgesurft, verschiedene Namen ausprobiert, Querverweise mit dem Namen Tawny gesucht. Bei einer Seite tief im Keller des Google-Inhaltsverzeichnisses gab es einen Treffer. Ich hab auf den Link geklickt und alles versucht, aber ich kam nicht durch. Also habe ich Lincoln angerufen. Er hat mich da durchgeführt. Wir haben ziemlich schnell gesehen, dass es eine Partnerschaftsseite war, bei der man Mitglied sein musste, um die Videos sehen zu können.“
„Sie ist höllisch ausgefuchst, Taylor. Ich hatte echt Probleme, sie zu hacken. Aber schließlich bin ich hineingekommen, und wir haben den passenden Link gefunden.“ Lincoln sah sie an. „Du solltest dich setzen.“
„Was ist?“, fragte sie.
Lincoln schluckte schwer, und Marcus sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
Taylor knirschte mit den Zähnen. „Jetzt sagt schon, verdammt noch mal.“
Lincoln schaute ihr in die Augen. „Es gibt da noch acht weitere Videos wie dieses. Alle von dir und Dave Martin. Die Leute zahlen dafür, sie herunterzuladen. Einhundert Dollar pro Download. Die Seite heißt Selectnet.com .“
Taylor spürte, wie ihre Welt ein kleines bisschen aus dem Gleichgewicht geriet. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Sie konnte nicht atmen. Sie schloss die Augen und zwang ihren Körper, wieder zu reagieren. Verdammt würde sie sein, jetzt vor den beiden in Ohnmacht zu fallen. Sie brauchte einen Moment, doch der Schwindelanfall hörte auf, und sie konnte die Augen wieder öffnen. Die beiden Männer schauten sie vorsichtig an, als wenn sie sich darauf vorbereiteten, sich zu verteidigen, sollte sie jetzt ihre Waffe hervorziehen und anfangen, auf sie zu schießen. Was für ein Gedanke … Guter Gott. Sie legte ihre Hände vorsichtig und gut sichtbar auf den Schreibtisch. Die beiden entspannten sich ein wenig.
„Wer weiß noch davon?“ Ruhig, Mädchen. Zeig keine Emotionen. Du hast das unter Kontrolle.
Lincoln sah zu Marcus, dann wieder zu ihr. „Nur wir. Wir dachten daran, die Videos zu zerstören, doch dann wissen sie, dass wir in ihrem System waren, und schließen die Seite womöglich komplett und verschwinden. Da sind noch andere … Sachen, die wir uns zusätzlich zu denen von dir ansehen müssen. Wir haben angenommen, es wäre besser zu warten, es dir zu zeigen und einen Angriffsplan zu entwickeln. Wir dachten, du wusstest bestimmt nicht, dass du aufgenommen worden bist.“ Er sagte das so bestimmt, dass Taylor den Drang unterdrücken musste, um den Schreibtisch herumzugehen und ihn fest zu umarmen. Egal, was auch passierte, sie glaubten ihr.
„Nein. Ich wusste es nicht. Ich …“ Oh Mist. Sie hörte das Brechen ihrer Stimme. Nicht. Weinen. Du darfst auf keinen Fall weinen.
Wut und Frust vernebelten ihren Verstand. Sie wollte schreien. Sie wollte jemanden schlagen. Sie wolle Dave Martin ins Leben zurückholen, damit sie ihn erwürgen konnte. Sie räusperte sich und setzte noch einmal neu an.
„David Martin ist der letzte Mensch, dessen Andenken man für die Nachwelt bewahren wollte.“ Sie versuchte zu lächeln, merkte jedoch, dass es nicht recht gelang. Bei allen
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